Konzertbericht: Blink-182 w/ A Day To Remember, Lower Than Atlantis

16.06.2017 München, Olympiahalle


Die letzten Jahre haben viele Bands der frühen 2000er Jahre zurück ins Studio und auf die Bühne gebracht – manche mehr, manche weniger erfolgreich. Auch wenn sie schon seit 2009 wieder zurück sind, haben BLINK-182 durch den Ausstieg von Tom DeLonge und dem Einstieg von Matt Skiba 2015 doch eine erneute Zäsur hinter sich. Im Juni 2017 kommt die Band mit ihrem 2016 erschienenen Album „California“ zurück nach Deutschland und tritt Mitte Juni in der Münchner Olympiahalle auf. Als Support hat das Trio A DAY TO REMEMBER sowie LOWER THAN ATLANTIS im Gepäck.

Nach langen Schlangen vor der Halle, die auch auf verschärfte Einlasskontrollen zurückzuführen sind, füllt sich der Innenraum bis kurz vor offiziellem Konzertbeginn um 20 Uhr zusehends. Während bei Gruppen wie Refused oder Faith No More das Publikum gemeinsam mit der Band gealtert ist, ist der Altersschnitt am heutigen Abend überraschend jung – BLINK-182 sprechen 2017 neben gealterten Skatern auch noch die Jugend an. Vielleicht hat aber auch der stattliche Eintrittspreis von 50 Euro einige ältere Semester davon abgehalten, ihrer Nostalgie zu frönen.

LOWER THAN ATLANTIS betreten um 20 Uhr in einer zumindest im Innenraum sehr gut gefüllten, auf den Rängen noch sehr leeren Halle die Bühne. Ihr Set bringt allerdings nicht viel mehr als Anstandsapplaus hervor: LOWER THAN ATLANTIS klingen leider wie eine leidenschaftslose und uninspirierte Version der neueren Biffy-Clyro-Nummern. Entsprechend unspektakulär spielt sich die Band aus London durch ihr 30-minütiges Set, das von Rockstarposen gespickt ist, diese aber nicht rechtfertigt. Den merkwürdigsten Moment heben sich LOWER THAN ATLANTIS aber für den Schluss auf: Nachdem Sänger Mike Duce ankündigt, nun ins Publikum zu kommen, rennt er einmal, ohne die Zuschauer eines Blickes zu würdigen, von der Bühne durch den Graben zurück auf die Bühne, nur um beim Refrain wieder vor seinem Mikrofon zu stehen. Bezeichnend, dass nach diesem ernüchternden Beginn in der Umbaupause Lieder von den Backstreet Boys mehr gefeiert werden, als dies bei LOWER THAN ATLANTIS der Fall ist.

Um kurz vor 21 Uhr versuchen A DAY TO REMEMBER den Abend anständig weiterzuführen und starten stilecht mit dem „Ritt der Walküren“ und Konfettikanone in ihr Set. Das Publikum rastet von der ersten Sekunde an regelrecht aus, die Band versprüht Spielfreude noch und nöcher und der fette, druckvolle Sound in der Olympiahalle tut sein Übriges. Mit einer beeindruckenden Lichtshow, aufblasbaren Bällen im Publikum und reichlich Publikumsinteraktion bietet die Band aus Florida quasi den exakten Gegenpol zum statischen und drögen Auftakt des Abends. Dabei überzeugen A DAY TO REMEMBER sowohl mit ruhigen, poppigen als auch heftigen und brachialen Momenten. Egal, was man von ihrem Mix aus Poppunk und Metalcore halten mag: A DAY TO REMEMBER machen einfach Spaß. Nach knapp 45 Minuten und diversen Wall Of Deaths verabschieden sich die Musiker unter lautem Jubel von der Bühne.

Nach einer weiteren Umbaupause, die unter anderem mit „Hakuna Matata“ und „Baby Got Back“ den Humor des heutigen Soundtechnikers beweist, wird es schließlich um 22 Uhr erneut dunkel in der Olympiahalle und das Intro der Serie „Stranger Thins“ dröhnt aus den Boxen. Ein Spotlight richtet sich auf Drummer Travis Barker und mit den ersten Tönen von „Feeling This“ starten BLINK-182 ein regelrechtes Hitfeuerwerk. Matt Skiba fügt sich perfekt in den Sound der Band ein und kann sowohl am Gesang als auch an der Gitarre überzeugen. Immer wieder streut Bassist und Sänger Mark Hoppus sympathische Ansagen und kleine Witze ein, die die Songs aber nur kurz unterbrechen. Dass sich die Lieder vom neuen Album „California“ nahtlos in die Hits der früheren BLINK-182-Alben einfügen, spricht für die Qualität des neuen Materials.

Neben Feuer- und Nebelfontänen auf der Bühne begeistern BLINK-182 auch mit Showelementen in Form des Lichts und der dezenten LED-Monitore. Bei „Always“ kommt schließlich ein Fan auf die Bühne und übernimmt den Bass, was Mark Hoppus, der sowieso schon das gesamte Konzert wie verrückt über die Bühne wetzt, zu noch mehr Bewegung motiviert. Nach der Aufforderung an das Publikum, alle Handys zu zücken, wird das Licht in der Halle ausgeschaltet und die Band prügelt sich „in complete darkness“ durch „Happy Holidays, You Bastard“ – ein großartiger Moment. Nach „Los Angeles“ verlassen BLINK-182 kurz die Bühne, um mit „All The Small Things“, „Brohemian Rhapsody“ und „Dammit“ den Abend zu einem mehr als würdigen Abschluss zu bringen. Das durchgeschwitzte Publikum jubelt der Band nach einem 75-minütigen musikalischen Dauerfeuer begeistert hinterher.

  1. Feeling This
  2. The Rock Show
  3. Cynical
  4. Anthem Part Two
  5. What’s My Age Again?
  6. First Date
  7. Bored To Death
  8. Built This Pool
  9. Down
  10. I Miss You
  11. Dumpweed
  12. Reckless Abandon
  13. She’s Out Of Her Mind
  14. Family Reunion
  15. Always
  16. Violence
  17. Sober
  18. Happy Holidays, You Bastard
  19. Dysentery Gary
  20. Los Angeles
  21. ———-

  22. All The Small Things
  23. Brohemian Rhapsody
  24. Dammit

 Auch wenn der Start in den Abend noch sehr ernüchternd war, wurde die Stimmung in der Olympiahalle spätestens ab A Day To Remember deutlich besser und sorgte beim Auftritt von BLINK-182 für regelrechte Begeisterung. Allen Zuschauern, die schlicht aus Nostalgiegründen zum Konzert des Trios aus San Diego gekommen sind, wurde ein Auftritt einer unglaublich tighten und großartigen Liveband geboten, die zum Mitsingen und Tanzen regelrecht gezwungen hat. „Here’s to you, California“!

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Fotos von: Christoph Emmrich

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