Konzertbericht: Eisregen /w Debauchery, Schwarzer Engel

30.11.2013 München, Backstage Halle

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Nachdem das neue Album der Extrem-Metaller EISREGEN nach einigen Komplikationen seinen Weg in die Welt doch noch gefunden hat, touren die Thüringer derzeit in Begleitung von DEBAUCHERY und SCHWARZER ENGEL durch Deutschland. Zeitgleich zum Mittelalter-Festival „Tanzt!“ (Werk) und Unzucht (Club) ist der Tourtross im mehr als gut gefüllten Münchner Backstage (Halle) zu Gast.schwarzerengel-schriftzugDass früher nicht alles, manches jedoch definitiv besser war, lässt sich am Auftritt von SCHWARZER ENGEL feststellen. Während früher nämlich die Tatsache, dass eine Band einen Labelvertrag an Land ziehen und auf Tour gehen konnte, noch bedeutete, dass die Musik zumindest irgendjemanden überzeugt haben musste, heißt all dies heute nur noch, dass die betreffende Band das nötige Kleingeld hat, um sich einzukaufen.
schwarzer engelAnders lässt sich kaum erklären, wie eine Band wie SCHWARZER ENGEL es ins Tourpackage geschafft hat. Wäre bei deren Karriere Qualität je ein Kriterium gewesen, wäre Dave Jason mit seinem mit Livemusikern aufgefüllten Soloprojekt vermutlich nicht einmal aus dem Kinderzimmer herausgekommen. Mit Massacre Records im Rücken, die sich offenbar, wenn die Summe stimmt, für nichts zu schade sind, bekommt die Formation hingegen eine Chance, die sie sich schlicht nicht verdient hat. Nicht mit den Songs, die an Belanglosigkeit nicht zu überbieten sind und zu großen Teilen aus Playback-Synthesizern bestehen, nicht mit dem Gesang, der weder in der Rammstein- noch in der schlicht grausamen „Growl“-Version zu gefallen weiß und erst recht nicht mit Versen wie „Ich sehe dich, du siehst mich nicht – Ich seh dein Blut und es geht mir gut“. Dass Jason zum Bubikopf auch noch eine Ritterrüstung trägt, rundet den Gesamteindruck nur ab: Das hier ist jenseits von Gut und Böse.

Debauchery-logo
Nach der Umbaupause geht es mit DEBAUCHERY auf einem ganz anderen Professionalitätslevel weiter. Nach kurzem AC/DC-Intro und einem einleitenden „Seid ihr fuckin‘ crazy?“ legen die Stuttgarter ohne weitere Umschweife los. Was folgt, ist ebenso wenig Überraschung wie Enttäuschung.
Debauchery_BloodGod2013Statt dessen liefern DEBAUCHERY einen in allen Belangen typischen Auftritt ab: Obwohl die Band mittlerweile nur noch als Trio unterwegs ist, kommen die Songs druckvoll aus den Boxen – und auch die Show selbst lässt nichts vermissen, was man von DEBAUCHERY erwartet hätte: Umfangreiche Bühnendeko, Kunstblut und Strip-Einlage liefern dem Fan die absolute DEBAUCHERY-Vollbedienung. Nach dem obligatorischen „Blood For The Bloodgod“ lassen die Deather sogar noch einige Zugaben folgen, bevor mit „Demonslayer“ vom aktuellen Album „Kings Of Carnage“ nach knapp einer Stunde schließlich Schluss ist: Gewohnt sympathisch verabschiedet sich Gurrath von seinen Fans, die ihn und seine Männer gebührend abfeiern, bevor er sichtlich zufrieden die Bühne verlässt.

Eisregen_LogoFür wen das Publikum heute aber eigentlich hier ist, zeigt sich, als um 21:30 EISREGENs „Vorabend der Schlacht“ aus den Boxen schallt. Die Fans begrüßen die Thüringer herzlich und auf „Tod senkt sich herab“ folgt mit „Todestag“ bereits eines von nur drei Stücken vom neuen Album, die es in das heute eher auf Klassiker und ältere Songs ausgerichtete Set geschafft haben. Obwohl die Gitarre von Bursche Lenz zunächst etwas arg dünn aus den Boxen flirrt, bricht bereits nach wenigen Songs der erste Moshpit aus. Ganz der Entertainer, lockert Blutkehle Roth die mit Hits gespickte Show durch seine gewohnt unterhaltsamen Ansagen wie seiner Persiflage auf „Standard-Metal-Ansage eins“ („Seid ihr noch da? – natürlich seid ihr noch da, wo solltet ihr auch sonst sein“) und „Standard-Metal-Ansage zwei“ („Wollt ihr noch einen hören“) auf.

eisregen_DSC_0022Auch beim auserkiesen der Fans, die zu „Elektro-Hexe“ auf der Bühne Flöte spielen sollen („Vielleicht noch ein besonders hässliches Exemplar?“) und der Beurteilung ihrer Leistung („Das ist auch Kunst, aber Kunst muss auch nicht schön sein“) beweist Roth Humor. Die EISREGEN-Flöten als Merchandise sowie der Auftritt der Fans auf der Bühne wären im Kontext des „richtigen“ Songs natürlich stimmiger gewesen – da dieser jedoch zu einem Fall für die Justiz geworden ist und nicht gespielt werden darf, EISREGEN nun aber natürlich trotzdem „einen Arsch voll Flöten“ haben, wie Roth es so schön formuliert, geht diese ansonsten eher skurrile Einlage schon in Ordnung. Hinsichtlich der Zusammenstellung des Sets bleiben EISREGEN auch bei der Zugabe konsequent und spielen mit „Engelmacher“ und „Blutgeil“ zwei weitere, alte Stücke, bevor der Abend mit „Erscheine!“ („Knochenkult“, 2008) nach gut 80 Minuten sein Ende findet.

Setlist EISREGEN:
eisregen_DSC_0100Intro: Vorabend der Schlacht
01. Tod senkt sich herab
02. Todestag
03. 1000 tote Nutten
04. N8Verzehr
05. Scharlachrotes Kleid
06. Mitternacht
07. Ein Hauch von Räude
08. Das liebe Beil
09. Lang lebe die Nadel
10. Eine kleine Schlachtmusik
11. Eisenkreuzkrieger
12. Mein Eichensarg
13. Elektro-Hexe
14. Engelmacher
15. Blutgeil
16. Erscheine!

Fazit: Von den stilistisch so deplatzierten wie musikalisch unerträglichen SCHWARZER ENGEL abgesehen, wurden die Fans der beiden Hauptbands heute dem relativ hohen Eintrittsgeld angemessen unterhalten: Sowohl DEBAUCHERY als auch EISREGEN lieferten hier mehr als amtliche Shows ab, an denen es im Großen und Ganzen nichts auszusetzen gibt. Vielleicht kein unvergessliches, einmaliges Konzerterlebnis, allemal aber ein unterhaltsamer Abend.

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3 Kommentare zu “Eisregen /w Debauchery, Schwarzer Engel

  1. Kollege, Schwarzer Engel sind der gleichen Stielrichtung wie Eisregen zuzuordnen! Vonwegen stilistisch deplaziert! Informir dich besser mal über Bands bevor du irgen nen Müll schreibst!

    1. Ah, stimmt, das ist ja das wichtigste: Wie Bands sich selbst stilistisch einordnen, oder wie sie von irgend wem anders stilistisch eingeordnet werden – nicht etwa, wie sie am Ende musikalisch in diese Ecke passen, gell?

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