Konzertbericht: Finntroll w/ Skálmöld, Brymir

12.12.2022 München, Backstage (Werk)

Finntroll Brymir Europa Tour 2022

Der kaputte Tourbus ist als Absage-Grund bei kleineren Konzerten ein Klassiker. Auch FINNTROLL, SKÁLMÖLD und BRYMIR blieb diese Ärgernis nicht erspart: Auf dem Weg nach Deutschland blieb ihr Bus liegen, statt einer Show im Münchner Backstage stand ein unfreiwilliger Day-Off an einem ungarischen Truckstop an. Statt die Fans in München auf die nächste Tour zu vertrösten, verlängerte der Tourtross seine Reise spontan um einen Tag und hängte eine Nachholshow an – alles andere als selbstverständlich, wenn man den logistischen Aufwand dahinter bedenkt. So findet die Show nun also am 12.12.22 statt – als letzte von insgesamt 39 Shows und nun notgedrungen im Backstage Werk, da die Backstage Halle anderweitig belegt ist.

Obwohl der Raum seitlich und hinten großräumig abgehängt wurde, wirkt die Venue zunächst noch immer viel zu groß: Zum Opener BRYMIR finden sich um 19:30 Uhr gerade mal 120 Leute ein – die jedoch sind von Anfang an voll dabei. Tatsächlich fällt es aber auch schwer, sich von der guten Laune der Finnen nicht anstecken zu lassen: Während der Melodic (Pagan) Death Metal von BRYMIR mit all den gesampelten Chören hart an der Schwelle zum Kitsch entlang schrammt, begeistert die Spielfreude der Truppe. Beim eh schon bunten Themenmix (von Depressionen bis Warhammer 40.000 und Social Media ist hier alles dabei) überrascht Fronter Viktor Gullichsen dann alle, die sich zuvor noch nicht mit seiner Band auseinandergesetzt haben, indem er „Herald Of The Aegir“ allen Lachsen der Welt widmet und einen knapp einen Meter langen Plüsch-Fisch ins Publikum wirft. Spätestens damit ist der (Fish-)Pit eröffnet – und BRYMIR dürfen sich nach 45 Minuten über bemerkenswert positive Reaktionen und einen gelungenen Tourabschluss freuen.

  1. Voices In The Sky
  2. Landfall
  3. Ride On, Spirit!
  4. Starportal
  5. Forged In War
  6. Herald Of Aegir
  7. Fly With Me
  8. Wings Of Fire

Nur zehn Minuten später stehen schon SKÁLMÖLD auf der Bühne. Auch die Isländer scheinen des Tourens nach 38 Shows noch nicht überdrüssig zu sein und bringen das Publikum mit ihrer guten Laune und ihrer Gute-Laune-Musik schnell auf ihrer Seite. Dass die Pagan-Metal-Songs zumindest live jeden kompositorischen Witz vermissen lassen und die Growls von Fronter Björgvin Sigurðsson ziemlich gepresst und furchtbar monoton klingen, scheint zumindest hier und heute niemanden zu stören. So können sich SKÁLMÖLD nicht nur über eine stark angewachsene Zahl an Fans vor der Bühne, sondern im Verlauf ihrer einstündigen Show auch bald schon über die einzige Wall Of Death des Abends und sogar einen kleinen Circlepit freuen. Zumindest für die Optik hätte ein einheitliches Bühnenoutfit und die Klärung der Frage, ob barfuß oder in Turnschuhen gespielt werden soll, dem Auftritt der Isländer aber noch gut getan.

  1. Gleipnir
  2. Brúnin
  3. Narfi
  4. Mara
  5. Miðgarðsormur
  6. Niflheimur
  7. Móri
  8. Niðavellir
  9. Að Vetri
  10. Kvaðning

In Outfit-Fragen kann auf dieser Tour aber sowieso niemand mit dem Headliner mithalten: Bis hin zur Crew ist bei FINNTROLL wirklich jeder mit Trollohren und entsprechenden Kostümen versorgt. Optisch machen die Finnen damit einiges her, und auch die auf Tour gewonnene musikalische Routine macht sich positiv bemerkbar: Wirkte die Show auf dem Wolfszeit Festival 2022 noch ziemlich konfus, läuft heute alles glatt – zumindest so glatt eine letzte Show eben laufen kann. Denn selbstredend lassen es sich die Tourkumpanen von Brymir und Skálmöld nicht nehmen, zwischendurch immer mal wieder die Bühne zu entern. Und dank Brymir-Sänger Viktor Gullichsen kommt auch der Fisch noch mal im Fishpit auf seine Kosten.

Während die Perfromance also kaum besser sein könnte, lässt der Sound leider etwas zu wünschen übrig. Das liegt zum einen am insgesamt etwas undifferenzierten Klangbild, in dem insbesondere zu Beginn der Show so manches Riff untergeht, zum anderen fehlt schlicht und ergreifend ein leibhaftiger Keyboarder. Auch heute werden nämlich alle Keyboard-Spuren als Backing-Tracks eingespielt – und das sind bei FINNTROLL bekanntermaßen einige. So wirkt die Darbietung der Finnen bei aller Hingabe und augenscheinlicher Freude an der Performance stellenweise wie eine (Half-)Playbackshow. Das ist schade, zumindest, wenn man es von früheren Shows her anders kennt. Das Publikum lässt sich aber auch davon (völlig zu Recht) die Laune nicht verderben.

  1. Att Döda Med En Sten
  2. Nedgång
  3. Ylaren
  4. Människopesten
  5. Den Frusna Munnen
  6. Solsagan
  7. Svartberg
  8. Slaget Vid Blodsälv
  9. Fiskarens Fiende
  10. Ormfolk
  11. Nattfödd
  12. Trollhammaren
  13. Skogsdotter
  14. Mask
  15. Under Bergets Rot
  16. Jaktens Tid
  17. Midvinterdraken

Spätestens, als bei der Zugabe alle Musiker aus dem Tourtross zu „Under Bergets Rot“ noch einmal auf die Bühne kommen und gemeinsam tanzen und feiern, besteht kein Zweifel mehr: Diese Show war für alle Beteiligten ein mehr als gelungener Tourabschluss – vielleicht auch gerade weil sie als ungeplante Nachholshow insgesamt „Zugabecharakter“ hatte.

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