Konzertbericht: Katatonia (Semi-Akustik) w/ Messenger

11.05.2014 München, Freiheiz

Unplugged++Reworked+Fly_KATATONIAMit „Dethroned & Uncrowned“ veröffentlichten die Dark Metaller KATATONIA Ende 2013 eine größtenteils akustisch arrangierte Neuinterpretation ihres letzten Studio-Albums „Dead End Kings“. Für einige ausgewählte Shows bringen die Schweden diese und andere, auf ähnliche Weise überarbeitete Stücke nun auf die Bühne – ein Experiment, das durch den Ausstieg zweier langjähriger Bandmitglieder beinahe schon im Vorhinein gescheitert wäre.

MessengerErst vor rund zwei Jahren in London gegründet, haben zunächst jedoch die britischen MESSENGER die Ehre, den Abend zu eröffnen. Dass akustisch und unplugged in Metalkreisen eine geringfügig andere Bedeutung hat, wird bereits jetzt klar: Die Riffs und vor allem das Schlagzeug hämmern nur so über die Boxen, als die Musiker beginnen, ihr letztes Werk „Somniloquist“ vorzustellen. Nachdem der Opener vor allem gesanglich verhalten optimistisch stimmt, steigert sich das Quintett rund um Frontmann Kholed Lowe im Laufe des Auftritts sowohl musikalisch als auch stimmlich merklich.
katatonia 2014 - 01Das sitzende Publikum nimmt den Auftakt, der größtenteils bei den lauten und progressiven Tönen punktet, mehr mit gespannter Erwartung als tosendem Beifall zur Kenntnis, was besonders bei Kholed für Verwunderung sorgt. Die komplette Bestuhlung des Saals dürfte dazu einen maßgeblichen Beitrag geleistet haben. Nach rund 30 Minuten verabschieden sich MESSENGER mit ihrem Abschlusssong „Dear Departure“, bei dem Drummer Jaime Gomez Arellano am Ende stilecht zum finalen Gong greift. [SM]

Katatonia

Die Umbaupause lässt die Spannung, mit der die außergewöhnliche Show von KATATONIA erwartet wird, nochmals ansteigen: Waren bei Messenger noch Schlagzeug und Verstärker im Einsatz, sind die Gitarre von Sänger Jonas Renkse und ein Keyboard nun die einzigen nicht rein akustischen Instrument auf der Bühne. Mit mehreren Kerzengrüppchen und von der Decke hängenden Glühstrumpfbirnen in stimmungsvolles Licht getaucht, ist auch das Bühnenbild vielversprechend gestaltet – das Ambiente stimmt also, als KATATONIA um 21:30 Uhr ihre Plätze einnehmen und ihr Set mit „In The White“ starten.katatonia 2014 - 03

Wie auch auf dem unlängst erschienenen Album „Dethroned And Uncrowned“ geht das Akustik-Konzept bei KATATONIA auch live nur mit Einschränkungen auf. Das gravierendste Problem an der Neuinszenierung ist dabei der Twist zwischen dem Konzept einer Akustik-Show und dem Versuch der Schweden, die Stücke dennoch vielschichtig und opulent zu halten. Hierbei setzen KATATONIA (wie auch auf dem Album) auf eine Vielzahl an Samples. Doch abgesehen davon, dass wie von Geisterhand gespielte Piano-Läufe und Streicher-Arrangements der Live-Atmosphäre nicht unbedingt zuträglich sind, zwingen diese die Songs in das enge Korsett starr vorgegebener Tempi, dem sich die Band bedingungslos unterwerfen muss. Der spontane, lebendige Charakter, der einer Unplugged-Show eigentlich erst ihren Reiz verleiht, wird so leider im Keim erstickt. Hat man sich damit abgefunden, kann man, was KATATONIA heute auf die Bühne bringen, durchaus als gelungene Inszenierung zu betrachten – gerade in Anbetracht der Tatsache, dass mit Daniel Liljekvist (Schlagzeug) und Per „Sodo“ Eriksson (Gitarre) zwei langjährige Mitstreiter der Band noch kurz vor der Tour den Rücken gekehrt hatten. Besonderes Lob gebührt diesbezüglich natürlich den kurzfristig eingesprungenen Daniel Moilanen (Percussion) und Bruce Soord (Gitarre), die sich zu keiner Sekunde anmerken lassen, dass sie kein fester Bestandteil der Band sind. katatonia 2014 - 05

Doch so souverän KATATONIA auch durch ihr Set manövrieren – wie schon beim Album-Pendant zu den Akustik-Shows stellt sich schließlich doch die grundlegende Frage nach dem Sinn einer solchen Überarbeitung des vorhandenen Songmaterials. Denn mögen sich die Songs der Schweden dank ihrer melancholischen Grundstimmung und Melodielastigkeit in der Theorie auch noch so gut für ein solches Experiment eignen, verlieren die im Original sehr kraftvollen Stücke in der akustischen Inszenierung doch viel ihres ursprünglichen Reizes: Sind es bei den Original-Versionen doch oft gerade die elegant eingefädelten Wechsel zwischen den harten Metal-Parts und sanften Cleangitarren-Passagen, klingen die Stücke, durch den Akustik-Fleischwolf gedreht, alles in allem etwas eintönig. [MG]

Setlist KATATONIA:
katatonia 2014 - 0601. In The White
02. Ambitions
03. Teargas
04. Gone
05. A Darkness Coming
06. One Year From Now
07. The Racing Heart
08. Tonight’s Music
09. Sleeper
10. Undo You
11. Lethean
12. Day
13. Idle Blood
14. Unfurl

15. Omerta
16. The One You Are Looking For Is Not Here

Obwohl KATATONIA sich auch an Neuinterpretationen alter Stücke wie „Day“ oder „Gone“ gewagt haben, sind die Shows dieser Mini-Tour klar auf jene Fans ausgerichtet, die bereits an den Studioversionen von „Dethroned & Uncrowned“ ihre Freude fanden. Diese Fans können KATATONIA am heutigen Abend vollends zufrieden stellen, wie schlussendlich die stehenden Ovationen des Publikums zeigen. Dass das mit dieser Tour gewagte Experiment jedoch lange nicht alle KATATONIA-Fans anspricht, zeigt sich schon an der Besucherzahl: Wo KATATONIA sonst stets als Garant für ausverkaufte Hallen gelten, bleiben heute trotz der Exklusivität des Events der eine oder andere der nur knapp 400 Stühle frei. [MG]

Publiziert am von und

Fotos von: Sigi Maier

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert