Konzertbericht: Pain w/ The Vision Bleak & Supports

20.10.2016 München, Backstage (Halle)

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Mit „Coming Home“ legte Peter Tägtgren unlängst das bislang vielseitigste PAIN-Album vor – schon im Vorfeld der dazugehörigen Headliner-Tour dazu offenbart sich einmal mehr das Problem der Truppe: Bands, die gut zu Tägtgrends Elektro-Metal-Projekt passen, sind nicht leicht zu finden.

Konkret lässt sich das auch auf dieser Tour via Ausschlussverfahren feststellen: Weder die rockigen BILLION DOLLAR BABIES, noch die Hairmetal-inspirierten DYNAZTY lassen scheinbar die Herzen der PAIN-Fans höher schlagen. Und auch THE VISION BLEAK stimmen die PAIN-Heads nicht wirklich auf den Headliner ein.

thevisionbleak-02Zumindest Fans der deutschen Düster-Rocker kommen dennoch auf ihre Kosten: In guten 50 Minuten präsentieren THE VISION BLEAK ihr neues Album „The Unknown“ sowie die Hits aus ihrer 16-jährigen Karriere. Während im ersten Drittel der Show noch ein eklatanter Mangel an Gitarrensignal im Gesamtsound den Genuss merklich schmälert, gibt es später objektiv betrachtet nichts mehr zu meckern – dennoch ist die Stimmung natürlich nicht mit der auf einer Headliner-Show von THE VISION BLEAK zu vergleichen: Für wen die Fans heute die Backstage Halle aufgesucht haben, wird spätestens beim Band-Hit „Kutulu!“ klar, bei dem heute kaum ein Fan mitsingt. Irgendwie suboptimal für alle: Während die Band nicht das Feedback bekommt, das sie sich mit ihrer engagierten Show verdient hätte, werden die PAIN-Fans musikalisch nicht zufriedengestellt.

pain-03Das ändert sich schlagartig, als PAIN ihre Show um 21:45 beginnen: Mit dem energetischen „Designed To Piss You Off“, gefolgt von „Suicide Machine“ und „The Great Pretender“ starten die Schweden gleich mal furios in den Abend. Druckvoller Sound, vor allem aber eine pompöse Show sorgen für den entsprechenden Rahmen: Zahlreiche Scheinwerfer und monströse Diodenwände, Bühnenoutfits im Anstalts-Look und Einlagen wie eine inszenierte Prügelei eines als maskierter Insasse verkleideten Roadies mit einem „Anstaltswärter“ lassen keine Sekunde Langeweile zu. Für den Lacher des Abends sorgt die aus dem „Call Me“-Video bekannte Handpuppe von Sabaton-Sänger Joakim Brodén, die von der Galerie aus ihren Gastbeitrag im entsprechenden Song schmettert.

pain-06Doch bei alledem steht doch stets die Musik im Mittelpunkt: Von Peters Sohn Sebastian an den Drums gekonnt im Takt gehalten, liefert die auch auf den Positionen Gitarre (Michael Bohlin) und Bass (Johan Husgafvel) runderneuerte Band eine absolut souveräne Leistung ab. Dass die Akustik-Gitarren in „A Wannabe“, „Coming Home“ und „Star Seed“ nicht einfach gesamplet, sondern live gespielt werden, gibt der Show einen zusätzlichen Reiz. Derer bietet die Setlist auch sonst genug: Mit stolzen sieben Songs vom neuen Album „Coming Home“ im Set ist klar, dass bei den alten Hits Abstriche gemacht werden müssen – dennoch kommen auch die Alben aus der bisherigen Diskographie nicht zu kurz. Und spätestens, als die obligatorische Zugabe „Shut Your Mouth“ durch die Halle schallt, sind bei den verschwitzten Fans die letzten Endorphin-Reserven verbraucht.pain-14

Mit ihrer aktuellen Tour stellen PAIN unter Beweis, was Fans sowieso schon wissen: Live macht PAIN so schnell keiner was vor. Die Inszenierung mit großer Lightshow, für die augenscheinlich weder Kosten noch Mühen gescheut wurden, gibt dem Ganzen nun den letzten Kick – musikalisch waren Peter Tägtgen und Konsorten ja schon immer eine Wucht. Was die Vorbands angeht, bleibt der Fan heute zumindest von Totalausfällen verschont: Auch wenn keine der drei Bands so recht zum Headliner passt, liefern doch alle formidable Shows ab. Für Fans von THE VISION BLEAK dürfte sich die Tour sogar rentiert haben, wenn sie mit PAIN nichts anzufangen wissen – 50 Minuten Spielzeit für 26,50 Euro sind immer noch fair.

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