Konzertbericht: Pain w/ Dust In Mind, Madog

28.04.2017 Salzburg, Rockhouse (Saal)

Nachdem PAIN im Rahmen ihrer „Coming Home“-Tour den deutschsprachigen Raum bereits im Oktober 2016 beehrt hatten, beackern die Schweden um Hypocrisy-Kopf Peter Tägtgren im April 2017 mit „Part II“ der Konzertreise zunächst Osteuropa, bevor sie zum Tourfinale für vier Konzerte nach Österreich (Graz & Salzburg), die Schweiz (Zürich) und Deutschland (Köln) zurückkehren.

Weil der April in Salzburg heute nochmal zeigt, was er kann, und mit Starkregen und Schneefall überrascht, reagieren die Veranstalter spontan mit einer Verschiebung des Konzertbeginns um 30 Minuten, um auch auswärtigen Fans zu ermöglichen, trotz der widrigen Witterung noch rechtzeitig zur ersten Band im Saal zu stehen.

Über einen Mangel an Zuschauern können sich die Heavy-Thrasher MADOG, die den Abend um 20:00 eröffnen, somit nicht beschweren. Nicht wenige Fans scheinen sogar vornehmlich für die Lokal-Helden aus Villach gekommen zu sein. Doch auch von den Pain-Fans bekommt die Band viel Anerkennung für ihr Schaffen. So ist es kein Wunder, dass sich MADOG über stürmischen Beifall und zu guter Letzt sogar laute Zugaberufe freuen dürfen. Und das völlig zu Recht: Mit einer Mischung aus technisch astreinem Metal, der sich vor allem durch die glasklare Stimme von Fronter Hans Zedrosser auszeichnet, und sympathischen, bisweilen witzigen Ansagen wissen MADOG zu überzeugen: Spätestens, als Zedrosser ein Stück von der alten CD ankündigt und einen zerbrochenen Silberling aus der Tasche zieht, ist diese Schlacht gewonnen.

DUST IN MIND geben im Anschluss nicht nur musikalisch das absolute Gegenteil zum Opener ab: Mit allerlei Show-Equipment wie Stroboskop, LEDs und Back- sowie Sidedrops schon für die großen Bühnen der Welt ausgestattet, wissen DUST IN MIND leider weder musikalisch noch in Sachen Sympathie zu punkten. Zwar klingt auch der Sound der Band – industriell angehauchter Alternative Metal mit Core-Elementen und Frauengesang – nach großer Bühne. Dem immer gleichen Songprinzip mit seinen so zahlreichen wie vorhersehbaren Breakdowns geht die Zuschauerschaft jedoch ebenso wenig auf den Leim wie dem völlig aufgesetzten Stageacting von Fronterin Jennifer Tallulah, die zuletzt sogar noch die Kapitänsmütze und ein Zirkuskostüm inklusive Reitgerte auspackt. Gewiss, die Band versteht ihr Handwerk und „Jen“ kann singen (wie sie später im Set zu Klängen vom Band in einem Gesangssolo nochmal unter Beweis stellt). Überzeugen können DUST IN MIND trotzdem nur einige wenige, wohingegen der Rest der Zuschauer in der mittlerweile gut gefüllten Halle nach langen 45 Minuten eher müden Beifall spendet.

Ob das jedoch wirklich an Dust In Mind liegt, ist auch beim folgenden Auftritt des Headliners PAIN nicht zweifelsfrei festzustellen – sind die Reaktionen des Salzburger Publikums doch auch hier eher verhalten bis reserviert. Zwar bekommen die Schweden in den Pausen zwischen den Songs ordentlich Applaus – während der Stücke jedoch ist gelegentliches Haareschütteln für die Fans scheinbar das höchste der Gefühle. Vor allem die komplett lethargischen ersten Reihen irritieren – das kennt man von PAIN-Konzerten überall in Europa anders. Mastermind Peter Tägtgren jedoch ist Profi genug, sich davon nicht verunsichern zu lassen. So legen die Schweden davon unbeeindruckt ein 80-Minuten-Set auf die Bretter des Rockhouse, das sich hören lassen kann: Alte Klassiker wie „End Of The Line“, „It’s Only Them“, „Suicide Machine“ oder „Same Old Song“ wechseln sich mit brandneuen Hits wie „Pain In The Ass“ oder „The Great Pretender“ ab. Während musikalisch besonders die halbakustische Darbietung von „A Wannabe“ heraussticht, gelingt PAIN mit einem „Gastauftritt“ der Handpuppe von Sabaton-Sänger Joakim Broden aus dem „Call Me“-Videoclipp zudem ein netter Show-Gag.

Als Peter „Coming Home“ seinem kürzlich verstorbenen Freund Alexander widmet und das Publikum dazu aufruft, laut „Fuck Cancer“ zu schreien, bekommt die Show sogar noch eine emotionale Note – die an vielen Zuschauern jedoch spurlos vorüberzugehen scheint: Ein Großteil des Publikums schwatzt während der durch das Entzünden der Kerze entstandenen Unterbrechung der Darbietung weiter, als wäre gerade Umbaupause. Diese Mentalität kostet die Zuschauer am Ende fast noch die eigentlich obligatorische Zugabe: Lange, bevor die Band wieder auf die Bühne zurückgekehrt ist, beginnen die eher halbherzigen Zugabe-Rufe zu verebben – nur dank einzelner engagiert anfeuernder Fans gelingt es, Peter und seine Truppe nochmal zurückzuholen. Die beiden Klassiker „On And On“ und „Shut Your Mouth“ sind der Lohn, bevor PAIN ihre Fans in die nasskalte Aprilnacht entlassen.Wie man es von PAIN eigentlich nicht anders kennt, liefern die Schweden auch heute eine astreine Show ab, die vor Mitsing- und Headbang-Hymnen nur so strotzt. Dass die Stimmung im Saal des Salzburger Rockhouse zwar gut, aber doch weit von ekstatisch entfernt ist, liegt an den Fans, die diese Steilvorlage nicht in euphorische Reaktionen verwandeln. Schade – nach dem gelungenen Einstieg mit MADOG sowie den gemeinsam durchgestandenen DUST IN MIND wäre bei dem gebotenen Hitfeuerwerk von PAIN stimmungsmäßig mehr drin gewesen.

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