Interview mit Peter Tägtgren von Pain

Mit „Coming Home“ legte Peter Tägtgren unlängst das bislang vielseitigste PAIN-Album vor. Vor der PAIN-Show in München (>> lest hier den Konzertbericht) sprachen wir mit dem schwedischen Metal-Guru über die Entstehung des Albums, Touren mit dem Sohn am Schlagzeug und sein Nebenprojekt LINDEMANN.

 

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Hallo und danke, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast. Wie läuft die Tour soweit?
Soweit, so gut!

Ihr seid gerade mit The Vision Bleak unterwegs – magst du ihre Musik, kanntest du die Band bereits?
Nein, ich kannte sie vorher nicht. Aber das ändert sich ja gerade. Ich höre mir jeden Abend ein paar Songs von ihnen an.

Findest du, sie passen musikalisch gut zu PAIN?
Ich denke, mit ihrem Gothic-Style bringen sie ein paar Gothic-Fans. Und wir als Industrial-Metal-Band ziehen eben die Industrial-Fans.

pain-11Geht die Rechnung auf?
Ich denke schon. Ich sehe jeden Abend ein paar Gothic-Leute. Wenn man nur eine Musikrichtung bedient, bedient man auch nur ein Klientel. Insofern ist es gut, wenn man ein bisschen von allem dabei hat.

Ich könnte mir vorstellen, dass es ziemlich schwierig ist, Bands zu finden, die zu PAIN passen…
Ja, ja.

… ist das ein Problem für euch?
Nun, ich selbst bin da ja nicht sonderlich involviert, das ist ja eher Sache der Booking-Agentur. Ich gebe ja nur mein OK, wenn ich mit ihrem Vorschlag einverstanden bin. Aber ich vertraue ihnen da.

Bist du lieber als Headliner auf Tour, oder lieber als Support-Act, wie ihr beispielsweise schon für Nightwish wart?
Jetzt haben wir unsere eigene Stage-Show – das ist schwierig, wenn man nur als Support unterwegs ist. Aber natürlich spielst du dafür als Support einer größeren Band vor mehr Leuten.

Du hast für das neue Album deinen Sohn das Schlagzeug einspielen lassen, jetzt ist er auch als euer Live-Drummer mit auf Tour. Wie ist es, mit seinem Sohn auf Tour zu gehen?
Ganz anders als früher. Wirklich, ganz anders. Aber es funktioniert. Er kann sein Zeug, insofern gibt es keine Probleme.

Bist du lieber auf Tour oder arbeitest du lieber an neuem Material?
Schwer zu sagen. Wenn du zu lange im Studio sitzt, willst du wieder auf Tour gehen. Wenn du zu lange auf Tour bist, willst du wieder zurück ins Studio. Insofern ist es nie gut, wie es ist. So läuft das.

Pain - Coming HomeIhr habt ein neues Album veröffentlicht, „Coming Home“. Was war die Idee hinter dem Titel?
Es ist eine Rückkehr zu meinem einen Ego-Trip. Der letzte mit PAIN ist jetzt fünf Jahre her. Bei Hypocrisy sind wir mehr Leute, bei Lindemann sind wir auch zu zweit. Da tut es auch mal wieder gut, mit sich alleine zu sein, sich einzusperren und zu tun, wonach einem der Sinn steht.

Aus den Ideen, die für PAIN gedacht waren, wurde dann erst einmal das Lindemann-Album
Nein. Ich habe damals nur ein bisschen mit ein paar Ideen herumgespielt.

Es ist jedenfalls das wohl bis jetzt vielseitigste PAIN-Album geworden.
Auf jeden Fall.

Ist das eine Entwicklung, die du schon beim Songwriting geplant hattest, oder kam das einfach so?
Ich wollte einfach etwas anderes machen. Einen Schritt in eine neue Richtung gehen. Ein breit gefächertes Album. Ich weiß nicht, ob das für den Hörer zu verwirrend ist, aber für mich ist es eine schöne Achterbahnfahrt.

Gab es Bands, die dich für das Album inspiriert haben?
Nein. Das bin einfach ich.

Oder Bands, die du in letzter Zeit viel gehört hast?
Nein, nein. Wirklich: Das bin einfach ich. Ich habe jetzt vier Jahre lang viel Bathory gehört, sehr intensiv. Aber ich glaube, ich wollte einfach etwas machen, was anders klingt als mein bisheriges Zeug.

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Joakim Brodén von Sabaton hat auf dem Album einen Gastauftritt. Wie kam es dazu?
Ich habe im September angefangen, die Songs für PAIN zu schreiben, und im April kamen dann Sabaton zu mir ins Studio. Als wir mit ihrem Album durch waren, habe ich ihn gefragt, ob er ein paar Gesangsspuren auf meinem Album übernehmen will, weil ich schon am aufnehmen war. Er sagte „Klar!“ – ziemlich simple Geschichte.

Magst du Sabaton?
Ja, das sind alles nette Jungs.

Auf dem Album wirkt noch ein weiterer, wichtigerer Gast mit, und zwar Clemens „Ardek“ Wijers von Carach Angren, der die orchestralen Parts beigesteuert hat …
Nunja, ich habe die Parts und alles geschrieben, und er hat das dann orchestral arrangiert und drum herum gebaut.

Wie seid ihr in Kontakt gekommen, warum gerade er?
Ich habe ihr letztes Album gemischt. Daher kam der Kontakt.

Und dann habt ihr euch zusammengesetzt und zusammen an den Parts gearbeitet, oder wie lief das?
Nein, nein, nein, du verstehst das alles falsch. Ich habe ihm Files mit meinen Ideen zukommen lassen und er hat sie dann aufgemotzt und zurückgeschickt. So hat er mitgewirkt. Er kam nicht zu mir ins Studio – er hat mir einfach mit den Sounds ausgeholfen.

lindemann - skills in pillsDer Name LINDEMANN ist bereits gefallen – wann wurde die Idee zu diesem Projekt geboren, wann hast du das erste Mal mit Till über ein gemeinsames Projekt nachgedacht?
Als sie mit Rammstein das „Mutter“-Album gemacht haben. Vor langer Zeit.

Warum hat es dann so lange gedauert, bis aus der Idee Realität wurde?
Sie waren beschäftigt, ich war beschäftigt … 2013 hat er mich dann zu einer Rammstein-Show eingeladen und dann meinte er, er hätte jetzt zwei Jahre Auszeit. Ich war damals bereit, wieder mit PAIN weiterzumachen, also haben wir gesagt: Machen wirs!

Du hast es vorher schon auf den Punkt gebracht: Ihr seid bei LINDEMANN zwei Musiker – ist der Projektname, Tills Name, da nicht irreführend?
Doch, das fand ich auch.

Aber du hattest keine Chance, einen anderen Namen durchzusetzen?
Nein, ich glaube nicht. Aber das ist mir scheißegal. Ich weiß, was ich zu dem Album beigetragen habe. Er weiß es auch. Und die Fans wissen es auch – insofern ist das OK. Ich habe kein großes Ego …

Wie ist es, mit Till zusammenzuarbeiten? Ist er ein Rockstar?
Nein, er ist kein Rockstar. Er ist ein wirklich cooler Typ. Sehr bodenständig.

lindemann-peter-taegtgrenWie lief das Songwriting bei LINDEMANN ab? Du die Musik, er die Texte?
Ja. Aber wir haben dann die Arrangements zusammen gemacht.

Glaubst du, ihr erreicht mit LINDEMANN die Fans eurer Stamm-Bands auch musikalisch, oder nur, weil es eben von Till Lindemann und Peter Tägtgren ist?
Ich weiß nicht genau. Ich denke, viele PAIN-Fans haben das Album ausgecheckt und natürlich viele Rammstein-Fans …

Trotzdem hat das Album nicht nur positive Kritiken bekommen.
Nein. Viele Leute haben sich über die Texte beschwert, fanden sie zu kindisch und bla bla bla.

Wie gehst du mit solchem Feedback um?
Ist mir egal. Ich meine, jedes Album ist eine Momentaufnahme aus deinem Leben. Wir fanden es großartig, und hoffentlich wird es noch eines geben.

Es soll also einen Nachfolger geben?
Irgendwann in der Zukunft, hoffentlich ja.

Siehst du LINDEMANN als Studioprojekt oder plant ihr auch Liveshows?
Wir haben mal über Liveshows nachgedacht, aber dann kamen Rammstein zurück und waren wieder aktiv … mal sehen, ob es dazu je kommen wird. Aber ich hoffe es!

Du würdest es also nicht kategorisch ausschließen?
Nein! Sag niemals nie … man weiß ja nie!

Wie viele Leute ließen sich mit einer LINDEMANN -Show wohl erreichen?
Sag du es mir. Ich weiß es nicht. Ehrlich. Ich weiß es nicht.

pain-02Glaubst du, PAIN haben auch von dem Projekt profitiert?
Nein, ich denke nicht. Ich denke, alles ist geblieben, wie es immer war.

Die Fans, die zu PAIN-Shows kommen, sind also die gleichen geblieben?
Ja.

Was dürfen sich die Fans denn von der Show erwarten? Mehr altes oder mehr neues Material?
Wir spielen diesmal so viele neue Songs wie noch nie auf einer Tour! Wir spielen fast anderthalb Stunden, insofern können wir natürlich trotzdem viel altes Zeug spielen.

War es schwierig, die neuen Songs bühnentauglich zu arrangieren? Musstet ihr viel ändern?
Ja, das war sehr schwer. Aber wir haben Akustik-Gitarren dabei! Keyboards und Geigen kommen natürlich vom Band, ansonsten versuchen wir, so wie immer zu spielen.

Wie „alt“ ist das alte Material im Set?
Das geht zurück bis zum zweiten Album.

Hast du das Gefühl, die Fans kommen eher wegen des neuen Albums oder wegen der alten Songs?
Ich habe keine Ahnung. Natürlich kennen sie das alte Material, aber das neue wohl auch. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was die Fans genau wollen.

OK, dann vielen Dank für deine Zeit und Antworten – viel Erfolg nachher!
Danke. Viel Spaß beim Konzert!

painiv
Metal1.info-Redakteur Moritz Grütz und Peter Tägtgren

„Coming Home“-Promo-Fotos: Stefan Heilemann / Heilemania
Interview- / Live-Fotos: Afra Gethöffer

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