Konzertbericht: Pestilence w/ Seth, Ancient Ascendant

02.05.2014 München, Backstage Halle

pestilence tour

Mit „Obsideo“ legten PESTILENCE vergangenes Jahr eines der stärksten Alben ihrer Karriere vor. Nun sind die Niederländer gemeinsam mit den Black Metallern SETH aus Frankreich, sowie ANCIENT ASCENDENT auf Tour, um ihren Fans das Album live nahezubringen. Vorausgesetzt, die Fans geben ihnen dazu die Gelegenheit.

ancient ascendantZum angekündigten Beginn um 20:00, als die Briten ANCIENT ASCENDANT anstatt ihres ersten bereits ihren vorletzten Song spielen, sieht es jedenfalls noch nicht so aus: Kaum 50 Mann stehen vor der Bühne, auf der sich das Quartett redlich um Stimmung bemüht. So ist es gewiss nicht die Schuld der Band, dass die Reaktionen auf den unterhaltsamen Death Metal mit Thrash-Einschlag eher verhalten ausfallen – etwas schade ist das trotzdem, denn ANCIENT ASCENDANT hätten für ihre sympathische Show durchaus mehr Zustimmung verdient gehabt.

sethlogo2Als nächstes geben sich um halb neun SETH aus Frankreich die Ehre. Eigentlich hätte man erwartet, dass allein deswegen eine ansehnliche Menge vor der Bühne stehen würde – schließlich gehört die 1995 gegründete Band, welche nach fünfjähriger Pause 2011 reaktiviert wurde, immer noch zu den Live-Raritäten des Genres. Der Andrang hält sich jedoch auch hier in Grenzen. Los geht es mit einem neuen Stück, „In Aching Agony“, vom unlängst erschienenen Album „The Howling Spirit“ – doch auch älteres Material, hauptsächlich von „The Excellence“ findet in der Setlist Beachtung. Neben dem glasklaren Sound begeistert vor allem das souverände Stageacting der Franzosen: Ohne Corpsepaint, dafür mit beeindruckender Bühnenpräsenz, ziehen SETH die Aufmerksamkeit der immer noch spärlich besetzten Reihen vor der Bühne schnell komplett auf sich und sorgen so dafür, dass das anwesende Publikum zumindest teilweise schon einmal in Bühnennähe rückt.

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So richtig vermag man Patrick Mameli die Freude darüber jedoch nicht anzusehen, als der Niederländer gemeinsam mit seinen Mitstreitern von PESTILENCE die Show um 21:30 Uhr mit dem Titeltrack des aktuellen Meisterwerkes „Obsideo“ beginnt. Musikalisch von der ersten Minute an perfekt, hapert es noch ein wenig an der Interaktion mit dem Publikum, so dass zwischen den Songs immer wieder ratlose Stille eintritt. Erst als ein Fan in das Schweigen „Hauts nei! Tiki-Taka!“ ruft, bricht das Eis: Mameli lässt sich bereitwillig erklären, was es mit dem Schlagwort für Pep Guardiolas Art, Fussball spielen zu lassen, auf sich hat, wiederholt ebenso bereitwillig „Tiki-Taka-Tiki-Taka“, um den Fan aus der ersten Reihe zufrieden zu stellen, und versucht sich auch weiterhin mindestens so bemüht wie Bayerns Fussballtrainer, seine Ansagen auf Deutsch zu tätigen.

Mag das auch noch so unterhaltsam klingen – überzeugender als die bisweilen etwas wacklige Interaktion mit dem Publikum ist klar die musikalische Leistung der Niederländer: Mit zwei achtsaitigen Gitarren sowie einem Siebensaiter-Bass fahren PESTILENCE wie gewohnt schweres Geschütz auf. Wer die Band bereits live erleben durfte, weiß, dass das nicht nur zu Show-Zwecken geschieht: So machen die Finger von Georg Maier, seit 2013 der Mann am Tieftöner, während des Auftritts gefühlt mehr Kilometer als Phillip Lahm an einem Bundesliga-Spieltag – und auch Patrick Uterwijk, der bereits auf den Klassikern „Consuming Impulse“, „Testimony Of The Ancients“ und „Spheres“ zu hören war und seit 2009 wieder die Gitarre für PESTILENCE umhängt, kommt in Anbetracht der anspruchsvollen Riffs kräftig ins Schwitzen.

Die genannten Klassiker finden im Set zwar relativ wenig Beachtung, immerhin legen PESTILENCE neben „Prophethic Revelations“ („Testimony Of the Ancients“) und „Echoes Of Death“ („Consuming Impulse“) mit „Soul Seach“ von „Spheres“ aber noch einen lange nicht gespielten Hit aufs Parkett. Nach 16 Songs und gut 90 Minuten Spielzeit verabschieden sich PESTILENCE vom harten Kern ihrer Fans – denn dass die knapp 100 Besucher die heute den Weg ins Backstage gefunden haben, repräsentativ für die Größe der PESTILENCE-Anhängerschaft in München sein könnte, erscheint äußerst unwahrscheinlich.

  1. Obsideo
  2. Echoes Of Death
  3. Displaced
  4. Prophetic Revelation
  5. Horror Detox
  6. Amgod
  7. Laniatus
  8. Devouring Frenzy
  9. Soul Search
  10. Necromorph
  11. Hate Suicide
  12. Superconsious
  13. Sinister
  14. Aura Negative
  15. Twisted Truth
  16. Resurrection Macabre

Zwar müssen sich PESTILENCE heute mit eher schwachbrüstigem Jubel begnügen, als sie nach „Sinister“ zum ersten Mal sowie nach „Resurrection Macabre“ endgültig die Bühne verlassen – doch mag das vielleicht auch eine Aussage über die Zugkraft der an der Tour beteiligten Bands darstellen, so ist es gewiss nicht als Unzufriedenheit der Anwesenden über die Darbietung zu werten. Denn was das Publikum heute von allen drei Bands geboten bekommen hat, war den überaus fairen Preis von 20€ (AK) allemal wert.

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