Konzertbericht: Poem w/ Damnations Day, White Walls

02.03.2018 München, Backstage (Club)

Eine Tour als Headliner im Ausland ist für unbekanntere Bands immer ein riskantes Unterfangen. Nach diversen Touren, unter anderem als Support für Amorphis und Persefone, ließen POEM, eine aufstrebende Progressive-Metal-Band aus Griechenland, sich nun davon aber nicht abhalten und nahmen kurzerhand DAMNATIONS DAY und WHITE WALLS mit auf ihre etwa zweieinhalb-wöchige Reise durch Europa, um ihr am Tag vor Tourbeginn erschienenes, neues Album „Unique“ vorzustellen. Auch in München machen die Bands am heutigen Abend halt und bespielen den kleinen Backstage Club, während nebenan Callejon und ein Gebäude weiter unter anderem Korpiklaani, Arkona und Heidevolk Konkurrenzprogramm bieten.

Wer jedoch eben auf progressive Musik steht, für den führt der Weg direkt an den beiden größeren Hallen vorbei in den Club hinein. Dort starten WHITE WALLS pünktlich um 20 Uhr ihr Set. Mit ihrem komplexen Prog-Metal passt die Truppe gut in das Programm des Abends. Viel ist nicht los, etwa 20 Besucher stehen breit verteilt im Zuschauerraum. Diese sind jedoch umso erfreuter über den Auftritt der noch sehr unbekannten Band aus Rumänien. Dass die Truppe nicht allzu lang spielt, kommt ihr letztlich aufgrund der interessanten, aber auch anstrengenden und verschwurbelten Kompositionen zugute. Man darf gespannt sein, was es von dieser Band in Zukunft noch zu hören gibt.

Mit DAMNATIONS DAY folgt im Anschluss ein merklicher Stilwechsel. Zwar spielen auch die Australier einen progressiv angehauchten Metal, wirklich zuhause sind die Musiker aber eher im Power und Melodic Metal. Technisch bietet die Formationen einen einwandfreien Auftritt. Sänger und Gitarrist Mark Kennedy beeindruckt hierbei besonders mit seinem kontrollierten tonsicheren Gesang. Vor knapp einem Jahr veröffentlichte die Band ihr aktuelles Album „A World Awakens“, von dem sie am heutigen Abend auch einige Stücke präsentiert. Dass die Musik dabei im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen stilistisch etwas aus dem Rahmen fällt, macht sich auch unter den Zuschauern bemerkbar, da die Reaktionen auf die Songs ein klein wenig verhaltener ausfallen. Letztlich finden aber auch DAMNATIONS DAY mit ihrem Auftritt Anklang beim Publikum.

Obwohl nun der Headliner POEM die Bühne betritt, ist es seit Beginn der Veranstaltung nur geringfügig voller geworden und so müssen sich sowohl die Bands als auch das Publikum damit abfinden, dass das wohl ein eher spärlich besuchtes Konzert bleiben wird, was natürlich aber aufgrund des Bekanntheitsgrades aller beteiligten Bands nicht anders zu erwarten war. Dass die Anwesenden allerdings absolut treue Fans der griechischen Progressive-Metal-Formation sind, macht sich nicht nur im Beifall zwischen den Stücken, sondern auch an der Textsicherheit einiger Besucher bemerkbar. Obwohl die Band ihr neues, hervorragendes Album „Unique“ vor gerade einmal einer Woche veröffentlicht hat, singen einige im Publikum schon fleißig bei den Refrains mit.

POEM haben sich dazu entschieden, am heutigen Abend alle sieben Songs ihrer neuen Platte in der Albumreihenfolge zu spielen. Unterbrochen wird dies nur von „Passive Observer“ und der Hitsingle „Weakness“ vom Vorgängeralbum „Skein Syndrome“, wobei Sänger George Prokopiou das Publikum bei letzterem den Refrain übernehmen lässt.

So fantastisch die Songs auch bereits auf dem Album sind, macht das alles live noch mal ein ganzes Stück mehr her. Die wunderbar transparent und kraftvoll abgemischten Instrumente verleihen der Musik den nötigen Druck, während Prokopiou mit seinen wahlweise sanften oder rauhen, lauten Vocals die einprägsamen Melodien zum Besten gibt.

Ganz reibungsfrei verläuft der Abend jedoch nicht, denn immer wieder hat die Band mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen. So muss sich Schlagzeuger Stavros Rigos mit einem defekten, laute Störsignale von sich gebenden In-Ear-Monitoring herumschlagen. Bei „Four Cornered God“ hat schließlich eines der Vocal-Effektgeräte eine Störung, loopt den eben gesungenen Refrain und lässt sich trotz verzweifelter Anstrengung von Prokopiou nicht stoppen. Wirklich aus dem Konzept bringen lässt das Quartett sich dadurch aber nicht – ebenso wenig wie das begeisterte Publikum. Nachdem die Band „Unique“ in Gänze durchgespielt hat, beendet sie ihr Set schließlich mit dem knapp achteinhalbminütigen „Remission Of Breath“

  1. False Morality
  2. My Own Disorder
  3. Four Cornered God
  4. Passive Observer
  5. Weakness
  6. Discipline
  7. Euthanasia
  8. Unique
  9. Brightness Of Loss
  10. Remission of Breath

Dass der (Party-)Folk-Metal im Werk nebenan ein vielfach größeres Publikum anzieht, mag man als Clubbesucher einerseits betrauern, angesichts der intimen Atmosphäre im Club hat aber andererseits auch die geringere Zuschauerzahl etwas für sich. POEM beweisen, dass sie nach ihren letzten zwei Alben sowohl auf Platte als auch live zu den ernstzunehmenden Prog-Metal-Formationen gezählt werden müssen und haben auf diese Tour mit DAMNATIONS DAY und WHITE WALLS gleich noch zwei weitere vielversprechende Bands mitgenommen. Wer auf das Konzert aufmerksam geworden ist, der bekommt heute für wenig Geld viel schöne, anspruchsvolle Musik geboten. Man kann für die sympathischen Bands nur hoffen, dass sich die Anstrengung ausgezahlt hat und sie beim nächsten Mal vielleicht vor einem größeren Publikum spielen dürfen.

Publiziert am von Simon Bodesheim

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