Konzertbericht: Satyricon w/ Oslo Faenskap, Vredehammer

15.04.2015 München, Backstage Halle

Satyricon Tour

SATYRICON gelten als Garant für grandiose Konzerterlebnisse – entsprechend bedarf es keiner weiterer großer Namen im Billing, um die bespielten Hallen zu füllen. Dessen sind sich die Veranstalter scheinbar durchaus bewusst und schicken mit OSLO FAENSKAP und VREDEHAMMER zwei relativ unbekannte Bands mit auf die Reise. Ein Konzept, das nur begrenzt aufgeht …

Oslo FaenskapDen Anfang machen OSLO FAENSKAP und das, wie so oft im Backstage, bereits eine halbe Stunde vor offiziellem Veranstaltungsbeginn. Ob das jedoch der Hauptgrund dafür ist, dass sich erst knapp 30 zahlende Gäste in der Halle eingefunden haben, steht auf einem anderen Blatt, entsprechen OSLO FAENSKAP mit ihrer Mischung aus Metalcore und Modern Metal nicht unbedingt den Erwartungen des durchschnittlichen Satyricon-Fans an eine gute Vorband. Da hilft es auch wenig, dass OSLO FAENSKAP durchaus engagiert zu Werke gehen – mehr als gutmütiger Achtungsapplaus ist für die Band hier und heute nicht zu holen.

VredehammerAnders sieht es im Anschluss bei VREDEHAMMER aus: Schon zu Showbeginn um 20:15 hat sich das Publikum verdreifacht – Tendenz steigend. Mit ihrem mal melodischen, mal sperrigen Black Metal, der sich irgendwo zwischen Koldbrann und Vreid einordnen lässt, sind VREDEHAMMER deutlich eher, was man sich unter einem Satyricon-Support vorstellt. Doch nicht nur musikalisch können VREDEHAMMER punkten: Über die Liebe zum Bier und gegenseitigen Zuprosten haben sich Bandleader Per Valla und das Publikum rasch gefunden. Zwar hätte eine etwas renomiertere Vorband dem Abend sicher nicht geschadet, immerhin gelingt es VREDEHAMMER aber noch rechtzeitig vor dem Headliner, das Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen.

Satyricon01Ob das überhaupt nötig gewesen wäre, ist fraglich. Wie nicht anders zu erwarten, sind die Fans im mittlerweile gesteckt vollen Backstage vom ersten SATYRICON-Takt an mit Leib und Seele dabei und fressen Fronter Satyr aus der Hand. Wenn dieser mit mittlerweile wieder schulterlangem Haar auch eher wie ein Metal-Teenager aussieht, hat er doch nichts von seiner Bühnen-Authorität eingebüßt: Einen Fan, der es wagt, ihn während einer Ansage durch einen Zwischenruf zu unterbrechen, weist er mit einem eiskalten „Listen. Whenever I am in the room and I talk, I talk.“ in die Schranken – und auch sonst ist der Auftritt ein Lehrbeispiel für souveränes Stageacting: Unter der Führung des Mensch gewordenen Metronoms Frost rocken sich SATYRICON quer durch ihre Diskographie, headbangen synchron wie tausendfach geübt und lassen doch nie Zweifel an ihrer Spielfreude aufkommen.
Satyricon03Dass SATYRICON ihren Fans, obwohl sie kein neues Album im Gepäck haben, im Laufe ihres umfangreichen Sets mehr als das schonmal gehörte Programm bieten wollen, ist löblich – ganz geht jedoch keiner der beiden dahingehend unternommenen Versuche auf: Zunächst gelingt es mitnichten, die auf ihrer aktuellen DVD „Live At The Opera“ mit Orchester erzeugte Atmosphäre durch entsprechende Samples zu reproduzieren.
Als echter Stimmungskiller entpuppt sich jedoch erst der Versuch, den Fans Einblick in die Arbeitsweise der Band zu gewähren: Mit „This is the part of the concert, where even we don’t know, what happens“ leitet Satyr eine „Jam-Session“ ein – in der dann leider genau genommen gar nichts passiert. Über Minuten spielt Satyr an der Gitarre ein repetitives Lick, zu dem keiner seiner Mitstreiter richtig Zugang zu finden scheint. Auch die beiden folgenden Ansätze, ein rein instrumental vorgetragener Song-Rohbau sowie ein erst beim heutigen Soundcheck entstandenes Songfragment sind zum einen wenig aussagekräftig und wirken zum anderen im Konzertkontext eher deplaziert.
So dauert es nach diesem Workshop trotz Hits wie „With Ravenous Hunger“ und „Mother North“ einige Zeit, bis wieder Stimmung aufkommt. Spätestens nach der Zugabe, bestehend aus „Fuel For Hatered“ und „K.I.N.G.“, ist jedoch wieder der Normalzustand hergestellt und gut 500 verschwitzte Besucher verlassen zufrieden das Backstage.

  1. The Rite Of Our Cross
  2. Our World, It Rumbles Tonight
  3. Now, Diabolical
  4. Black Crow On A Tombstone
  5. Filthgrinder
  6. The Dawn Of A New Age
  7. Ageless Northern Spirit
  8. Walk The Path Of Sorrow
  9. A New Enemy
  10. Die By My Hand
  11. Tro Og Kraft
  12. The Pentagram Burns
  13. The Wolfpack
  14. Jam-Session (3 Songs)
  15. With Ravenous Hunger
  16. Mother North
  17. Fuel For Hatred
  18. K.I.N.G.

Satyricon02Mag die Umsetzung des Innovativ-Teils auch nicht so gut funktioniert haben wie geplant, gibt es bei dem heute dargebotenen Set und einer Spielzeit von satten zwei Stunden wahrlich keinen Grund, sich zu beschweren. Mag der Auftritt als solcher also auch eher durchwachsen in Erinnerung bleiben, muss man SATYRICON dennoch Respekt zollen – zeichnet doch nicht zuletzt der Mut, neue Wege zu gehen und die Intention, den Fans stets etwas Besonderes bieten zu wollen, die Stärke dieser Band aus. Und vielleicht war man am heutigen Abend ja wirklich Zeuge der Geburt eines neuen SATYRICON-Hits … wer weiß.

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