Konzertbericht: Satyricon w/ Suicidal Angels, Fight The Fight

10.10.2017 München, Backstage (Halle)

Über die Qualität ihrer letzten Studioalben lässt sich trefflich diskutieren. Unstreitbar hingegen ist, dass SATYRICON zu den besten Live-Bands gehören, die der Black Metal zu bieten hat. Das weiß auch das Münchner Publikum und beschert den Norwegern nach 2013 und 2015 die dritte ausverkaufte Show in Folge.

Dass zumindest die Tourveranstalter SATYRICON nach ihren Black’n’Roll-Alben der letzten Jahre nicht mehr eindeutig im Black Metal verwurzelt sehen, kann man am Billing der Tour erkennen: Mit FIGHT THE FIGHT und SUICIDAL ANGELS könnte das Vorprogramm kaum bunter gemischt ausfallen.

Nach kurzfristig angekündigter Vorverlegung des Showbeginns von 20:00 auf 19:10 Uhr und noch kurzfristigerer, unangekündigter Vorverlegung des Showbeginns auf 19:00 Uhr verpassen sicher nicht wenige Ticketinhaber FIGHT THE FIGHT. Obwohl die junge Metalcore-Formation musikalisch nicht unbedingt zum Headliner passt, können sich die Jungs aus Norwegens Hautstadt Oslo trotzdem nicht über zu wenig Publikum beschweren und legen in der ihnen zugestandenen halben Stunde eine schweißtreibende Show aufs Parkett, die bereits zu diesem frühen Zeitpunkt die Luft in der Halle stickig und feucht werden lässt.

Über zu wenig Publikum können sich im Anschluss auch die SUICIDAL ANGELS nicht beschweren. Obwohl auch die Oldschool-Thrasher musikalisch weit von Satyricon entfernt zu verorten sind, gelingt es den Griechen mit viel Einsatz, das Publikum in Wallung zu bringen: Gerade Fronter Nick Melissourgos, der sogar bei den Ansagen alles gibt und mit ganzem Herzen dabei zu sein scheint, weiß zu begeistern. Doch auch die musikalische Leistung des stilistisch zwischen Kreator und Sodom zu verortenden Vierers aus Athen ist beeindruckend: Akkurat wie ein Uhrwerk knallen SUICIDAL ANGELS dem Publikum eine Dreiviertelstunde lang ein schmissiges Riff nach dem anderen vor den Latz, während der 2015 eingestiegene Lead-Gitarrist Gus Drax mit furiosen Soli für offene Münder sorgt. So muss Thrash klingen – das weiß auch das Münchner Publikum und honoriert die Leistung mit wilden Moshpits, einer Wall of Death und lautstarkem Beifall.

Nachdem mittlerweile wohl auch der letzte Fan eingetroffen ist, stellt sich – wie schon in den vergangenen Jahren – die Frage, wann SATYRICON endlich ins deutlich größere Backstage Werk gebucht werden. In der Backstage Halle ist jetzt jedenfalls kein Durchkommen mehr – wer „noch eben schnell“ eine Zitarette rauchen, aufs Klo gehen oder sich bei den tropischen Temperaturen mit einem Getränk versorgen will, hat verloren.

Obwohl SATYRICON das Publikum noch etwas auf die Folter spannen, ehe sie die Show beginnen, ist es dennoch erst kurz nach 21:00 Uhr, als die Norweger mit „Midnight Serpent“ loslegen. Wenn der Song – wie auch das folgende „Our World, It Rumbles Tonight“ vom Vorgänger „Satyricon“ – live auch deutlich mehr Schwung als auf Platte hat, zeigt sich erst im direkten Vergleich zu „Black Crow On A Tombstone“ von „The Age Of Nero“, ein eklatanter Mangel an Dynamik. So beginnt der SATYRICON-Auftritt, gerade im Anschluss an den fetzigen Thrash von Suicidal Angels, ungewohnt behäbig und mit ein paar Längen, wie etwa im zähem „Walker Upon The Wind“, das auf den noch vergleichsweise schmissigen Titeltrack des neuen Albums „Deep Calleth Upon Deep“ folgt.

Dann jedoch gibt es kein Halten mehr: Mit dem Triplett „Repined Bastard Nation“, „Commando“ und „Now, Diabolical“ geben SATYRICON Vollgas – und bekommen auch gleich ganz andere Publikumsreaktionen. Waren diese zunächst schon gut, werden diese Nummern euphorisch und ohrenbetäubend laut mitgesungen.
Nachdem die Show nun in Fahrt gekommen ist und Fronter Satyr die Fans in seinen Fängen hat, bleibt die Atmosphäre gut – auch wenn „To Your Brethren In The Dark“ und „Black Wings And Withering Gloom“ erneut einen merklichen Dämpfer setzen. Nicht ganz gelungen wirkt, ganz ohne den Kontext des Albums, auch der „Nemesis Divina“-Song „Transcendental Requiem Of Slaves“, den SATYRICON heute ihrem ewigen Hit „Mother North“ voranstellen.

Nach kurzer Pause, in der SATYRICON sich nicht nur artig bei den Fans bedanken, sondern mit Plektrum und Drumstick einem Rollstuhlfahrer in der ersten Reihe Respekt erweisen, geht es in den Endspurt: „The Pentagram Burns“, der „Volcano“-Highlight „Fuel For Hatred“ und SATYRICONS Rock-Hit „K.I.N.G.“ („Now, Diabolical“) bilden den Abschluss eines schweißtreibenden, intensiven Metal-Konzertes.

  1. Setlist SATYRICON
  2. Midnight Serpent
  3. Our World, It Rumbles Tonight
  4. Black Crow On A Tombstone
  5. Deep Calleth Upon Deep
  6. Walker Upon The Wind
  7. Repined Bastard Nation
  8. Commando
  9. Now, Diabolical
  10. To Your Brethren In The Dark
  11. Black Wings And Withering Gloom
  12. Transcendental Requiem Of Slaves
  13. Mother North
  14. The Pentagram Burns
  15. Fuel For Hatred
  16. K.I.N.G.

Die qualitative Durststrecke, die SATYRICON ihren Fans durch die letzten Alben aufgenötigt haben, machen sich natürlich so langsam auch im Set bemerkbar: Gerade die Songs von „Satyricon“ und „Deep Calleth Upon Deep“ fallen im Vergleich zu den Songs von „Now, Diabolical“ und „Volcano“ hinsichtlich Dynamik und Intensität doch merklich ab und verwässern so das Set. Durch mit ihrer musikalischen Souveränität sowie Satyrs einnehmendem Charisma wissen SATYRICON jedoch auch heute wieder auf ganzer Linie zu überzeugen.

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