Konzertbericht: Sóley w/ Mr. Silla

02.12.2015 Salzburg, Rockhouse (Saal)

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Ein Abend im Zeichen isländischer Kunst erwartet die Besucher des Salzburger Rockhouse an diesem Mittwoch: Mit SÓLEY und MR. SILLA geben sich gleich zwei Damen aus dem Land des Feuers und des Eises mit ihren jeweiligen Soloprojekten die Ehre.

Los geht es um 20:15 mit MR. SILLA, dem Dark-Pop-Projekt von Sigurlaug Gísladóttir. Obwohl Sigurlaug mit ihrer schüchternen Art durchweg sympathisch rüberkommt, vermag der Auftritt nur stellenweise zu überzeugen: So besteht die „Live“-Umsetzung von MR. SILLA zu so beträchtlichen Teilen aus Musik (und sogar Gesang) von Band, dass fast nie wirklich Konzertfeeling aufkommt. Erst als Sigurlaug zur Gitarre greift, ändert sich das – allerdings bleiben die Anteile aus der Dose überproportional hoch. Auch optisch ist nicht alles rund: Während Sigurlaug in einem schwarzen, modisch geschnittenen Kleid auftritt, könnte das Outfit ihres Mitmusikers auch ein Tchibo-Pyjama sein. Dass er auch vom Auftreten her so wirkt, als habe man ihn eben aus dem Bett geholt, passt da zwar ins Bild, verleiht der Show aber nicht unbedingt Dynamik. Dass die Atmosphäre eher kühl bleibt, liegt aber auch an der Location: Mit kaum 50 Besuchern ist der Saal des Rockhouse an diesem Mittwochabend eher spärlich gefüllt.

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An diesem Problem ändert sich auch nichts, als um 21:15 SÓLEY übernimmt: Sóley Stefánsdóttir nimmt es sportlich und freut sich gleich zu Beginn über die familiäre Atmosphäre. Vor allem diese positive Energie, die die Komponistin durch ihr freundliches, offenes Wesen ausstrahlt, begeistert die ganze Show über: Während sie optisch das Indy-Pop-SozPäd-Studentin-Klischee mit Pony, Hornbrille, Irgendwasmodischemaussamt und gepunktete Leggins vollauf erfüllt, zeigt sie sich in ihren so selbstsicheren wie unbeholfenen Ansagen witzig und aufgeschlossen. Doch auch musikalisch ist der Auftritt eine andere Nummer: Unterstützt von einem Gitarristen und einem Schlagzeuger, selbst wahlweise an Klavier, Synthie, Gitarre und Mikro, liefert SÓLEY eine bunte Mischung aus verträumtem und aufgewecktem Dark-Pop, die ihresgleichen sucht.

So direkt wie SÓLEY in ihre Show gefunden hat, ist diese nach einer Stunde auch wieder vorbei: Sóley Stefánsdóttir geht kurz ab, kehrt für das großartige „Kill The Clown“ nochmals zurück und verschwindet dann so plötzlich, wie sie gekommen ist.

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Das „No!“ auf SÓLEYs Frage, ob heute alle Anwesenden aus Salzburg kämen, ist so laut, dass man sich fragt, ob überhaupt ein Einheimischer unter den Gästen ist. Diese mäßige Resonanz ist überraschend, wenn man vergleicht, wie viel Zuspruch dem Isländischen Tour-Duo in anderen Städten entgegenschlägt. Nichtsdestominder bekommen die, die sich am heutigen Abend ins Rockhouse aufgemacht haben, eine sehenswerte Show geboten, die jeden Anfahrtsweg rechtfertigt.

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