Konzertbericht: Vader w/ Vomitory, Skaphos, Warside

25.09.2023 München, Backstage (Halle)

Bei all den Klassikern, die die Death-Metal-Szene Mitte der 1980er-Jahre hervorgebracht hat, überrascht es wenig, dass sich so langsam die stolzen Jubiläen häufen: Allein in diesem Jahr feinern etwa Possessed, Master und VADER 40-jähriges Bestehen. Letztere lassen sich nicht nehmen, dies ausgiebig zu feiern – mit einer Jubiläumstour, die einige Überraschungsgeschenke für die Fans vorhält.

WARSIDE 2023 im Backstage in MünchenDafür, dass zum Tourtross noch drei weitere Bands gehören, beginnt die Show in München überraschend spät: Erst um 19:30 Uhr eröffnen WARSIDE den Konzertabend – und das an einem Montag. Von der Aussicht auf eine lange Nacht und wenig Schlaf zum Wochenstart lassen sich die Fans in der Backstage Halle die Laune allerdings nicht verderben. Zwar sind – trotz des späten Beginns – erst höchstens 200 Personen vor der Bühne, doch die französischen Death-Metal-Newcomer können trotzdem zufrieden sein: Mit wohlwollendem Kopfnicken und warmem Applaus quittiert das Publikum die astreine, wenn auch nicht eben herausragende 30-Minuten-Show. So richtig hängen bleibt zwar nichts, als Einstimmung auf den Abend funktionieren WARSIDE aber trotzdem gut.

SKAPHOS 2023 im Backstage in MünchenDas kann man von SKAPHOS leider nicht behaupten: Zwar ist es durchaus bemerkenswert, was da in nur einer Viertelstunde alles auf- und umgebaut wird – das macht die Darbietung selbst allerdings im Setting des heutigen Abends nicht besser. Zwischen Seemannsnetzen, Haifischmäulern und Laternen bieten die ebenfalls aus Frankreich stammenden SKAPHOS eine ziemlich lang wirkende halbe Stunde lang offenkundig nautisch inspirierten Metal dar. Dieser verliert sich nicht nur visuell in Nebelschwaden, sondern schippert auch akustisch irgendwo in den Untiefen zwischen Black und Doom Metal. Vielleicht mag das detailreich ausgeschmückte Bandkonzept in anderem Kontext besser aufgehen – eingeklemmt zwischen drei puristischen Death-Metal-Bands wirken SKAPHOS leider ziemlich deplatziert.

VOMITORY 2023 im Backstage in MünchenNach abermals nur 15 Minuten Umbauzeit geht es um 21:00 Uhr mit VOMITORY nämlich so schnörkellos weiter, wie es nur eben geht. In ihrer absolut sympathischen Gelassenheit zocken sich die Schweden in rund 50 Minuten quer durch acht ihrer insgesamt neun Studioalben – große Unterschiede sind dabei freilich nicht vernehmbar, hat sich das Quartett um die Gebrüder Gustafsson doch seit jeher dem reinen schwedischen Death Metal der alten Schule verschrieben: Ob da nun also „Raped, Strangled, Sodomized, Dead“ (vom aktuellen Langspieler „All Heads Are Gonna Roll“) oder „Terrorize Brutalize Sodomize“ vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 2007 aus den Boxen ballert, macht keinen allzu großen Unterschied. Headbangen lässt sich zu jedem der Songs. Für mehr Bewegung (etwa einem Moshpit) ist das Publikum heute zwar nicht zu haben – die Stimmung ist dennoch bestens: Am Ende bekommen VOMITORY so lautstarken Applaus, dass man meinen könnte, hier sei bereits der Headliner abgegangen.

  1. All Heads Are Gonna Roll
  2. Stray Bullet Kill
  3. Terrorize Brutalize Sodomize
  4. Piece By Stinking Piece
  5. Revelation Nausea
  6. Ode To The Meat Saw
  7. Regorge In The Morgue
  8. Rebirth Of The Grotesque
  9. Redemption
  10. Raped, Strangled, Sodomized, Dead
  11. Chaos Fury

VADER 2023 im Backstage in MünchenDer folgt allerdings erst noch – in Form der Jubiliare VADER, die nach etwas umfangreicherem Schlagzeugumbau um 22:20 Uhr die Bühne betreten, um ebendiese in den folgenden 90 Minuten zu zerlegen. Dass die Polen kristallklaren Sound und eine spektakuläre Lightshow auffahren, ist nur ein Baustein für diese rundum perfekte Darbietung. Zu begeistern weiß neben der gewohnt energiegeladenen Performance nämlich auch die Setlist. Wie es sich für eine anständige Jubiläumstour gehört, gibt es unzählige – auch selten gehörte – Klassiker zu hören. Allerdings nehmen VADER diesen Ausflug in die Vergangenheit auch sonst erfreulich ernst: So geht es, begleitet von ein paar „historischen Einordnungen“ durch Mastermind Peter streng chronologisch durch die gesamte (!) Diskografie. Los geht es dementsprechend mit einem Block aus gleich fünf Songs vom 1992er-Debüt „The Ultimate Incantation“, gefolgt von den Hits von „De Profundis“ (natürlich „Silent Empire“ und „Sothis“).

VADER 2023 im Backstage in MünchenDamit ist man dann auch schon beim 1997er-Release „Black To The Blind“ und der von 1997 bis 2017 währenden Ära von Gitarrist Maurycy Stefanowicz alias Mauser – und nun kommt die große Überraschung: VADER haben Mauser kurzerhand mitgebracht. Für acht Songs stehen VADER nun also zu fünft auf der Bühne. Mögen drei Gitarren für die Songs auch nicht unbedingt nötig sein, verleiht diese „Überinstrumentierung“ den Songs doch nochmal eine andere Durchschlagskraft – zumal Mauser ein grundsympathischer Typ ist, der das Publikum zu begeistern weiß. Nach „Helleluyah!!! (God Is Dead)“, dessen Chorus Peter zwischendurch auf Deutsch zum Besten gibt, verlässt Mauser – streng der Chronologie folgend – die Bühne wieder, auf der VADER sich den letzten fünf Alben zuwenden. Dass Mauser für eine vom Publikum lautstark eingeforderte Zugabe anschließend nochmal hinzukommt, rundet den Auftritt perfekt ab.

  1. Decapitated Saints
  2. The Wrath
  3. Chaos
  4. Vicious Circle
  5. Dark Age
  6. The Crucified Ones
  7. Silent Empire
  8. Sothis
  9. Black To The Blind
  10. Carnal
  11. Wings
  12. Cold Demons
  13. Epitaph
  14. Dark Transmission
  15. This Is The War
  16. Helleluyah!!! (God Is Dead)
  17. Never Say My Name
  18. Come And See My Sacrifice
  19. Triumph Of Death
  20. Send Me Back To Hell
  21. Shock And Awe

VADER 2023 im Backstage in MünchenDass es mittlerweile auf Mitternacht zugeht, ist für einen Montagabend sicherlich nicht ideal – zumal es sich durch die nicht ins Billing passenden SKAPHOS unnötig in die Länge gezogen anfühlt. In Anbetracht dieser rundum herausragenden Show von VADER sowie dem ebenfalls headlinerwürdigen Aufritt von VOMITORY gerät das zur Nebensache: Wen stört schon Schlafmangel, wenn er dafür einem der besten Death-Metal-Abende des Jahres beiwohnen durfte?

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