Konzertbericht: Vader w/ Entombed A.D., Mortuary, Resumed

22.10.2018 München, Backstage (Halle)

Noch einmal Death Metal! Nur zwei Tage nach der „Death … Is Just The Beginning“-Tour mit Kataklysm und Hypocrisy machen mit VADER und ENTOMBED A.D. zwei kaum weniger legendäre Bands – ebenfalls im Rahmen einer Co-Headliner-Tour – im Backstage München halt. Begleitet wird die „Years Of Chaos Tour 2018“ von wechselnden Supports: Heute sind die Fanzosen MORTUARY und die Italiener RESUMED am Start.

Pünktlich um 18:30 Uhr werden RESUMED auf die Bühne geschickt – dass in der Halle großräumig verteilt erst knapp 30 Zuschauer stehen? Einmal mehr Pech für die unbekannte Vorband, die sich in die Tour teuer eingekauft haben dürfte. Auch musikalisch ist dem Quartett noch eine gewisse Unbedarftheit anzumerken: Zwar agieren die Musiker – allen voran Bassistin Giulia Pallozzi mit ihrem Fretless-Bass – auf technisch hohem Niveau. Kompositorisch sind die Stücke der Italiener jedoch vollkommen belanglos: Riffs und Soli wechseln sich ab, ohne auch nur einen Hauch von Spannung zu erzeugen. Dass RESUME nur 25 Minuten lang spielen, ist da kein Schaden. Die wenigen Anwesenden quittieren das Dargebotene dennoch fair mit Höflichkeitsapplaus.

MORTUARY, die die Bühne im Anschluss beackern, stellen da in jeder Hinsicht das genaue Gegenteil dar: Spielerisch nicht ansatzweise so sauber, macht die bereits 1988 gegründete Band aus Frankreich dafür von Minute eins an ordentlich Action: Vor allem Fronter Patrick Germonville sprüht nur so vor Energie. Wirklich spannend macht das den oldschoolig-thrashigen Death der Band zwar leider nicht – auch hier finden sich im mittlerweile auf vielleicht 50 Besucher angewachsenen Publikum einige Fans, die der Sound von MORTUARY anspricht und die der Band nach ihrer ebenfalls nur knapp halbstündigen Show genug Applaus spenden, um mit einem guten Gefühl von der Bühne zu gehen.

Von „voll“ kann immernoch keine Rede sein – zumindest gut angefüllt sind die Backstage Halle und ENTOMBED-A.D.-Sänger L-G Petrov jedoch, als die Show um 20:20 Uhr beginnt. Wie von dem im Streit zwischen den Mitgliedern von ENTOMBED entstandenen Spin-Of-Projekt nicht anders zu erwarten, besteht der Großteil des Sets aus ENTOMBED-Klassikern, die die Band mit viel Elan und Energie auf die Bühne bringt. Dazu gibt es, neben drei „eigenen“ Songs, mit dem brandneuen „Fit For The King“  noch einen ersten Eindruck zu erhaschen, wie ENTOMBED A.D. künftig klingen werden: Genauso wie früher. Während die knackigen Riffs bei bestem Sound zu begeistern wissen, ist das etwas tapsige Stageacting von Fronter Petrow zwar unterhaltsam, im Hinblick auf den Gesang jedoch nicht wirklich überzeugend. Das sympathische Auftreten der Schweden lässt aber darüber hinweghören, dass die Vocals eher an Punk denn an Death Metal erinnern.

  1. Midas In Reverse
  2. Stranger Aeons (Entombed-Cover)
  3. Second To None
  4. Eyemaster (Entombed-Cover)
  5. Dead Dawn
  6. Living Dead (Entombed-Cover)
  7. Out Of Hand (Entombed-Cover)
  8. Fit for A King
  9. Revel In Flesh (Entombed-Cover)
  10. Wolverine Blues (Entombed-Cover)
  11. Left Hand Path (Entombed-Cover)
  12. Supposed To Rot (Entombed-Cover)

Dass VADER sich anschließend trotz abgeschlossenem Bühnenumbau gut Zeit lassen, ehe sie zu Motörheads „Ace Of Spades“ um 21:45 Uhr endlich die Bühne betreten, verzeihen ihnen die mittlerweile knapp 200 Fans in der Halle mit den ersten Tönen von „Sothis“ von der gleichnamigen EP (1994) erklingen. Der Klassiker als Opener ist kein Zufall: Die Polen zelebrieren mit der Tour weniger ihr aktuelles Album „The Empire“ (2016) denn ihren 35. Geburtstag, zu dessen Feier sie im Dezember 2017 bereits die Re-Recording-Compilation „Dark Age“ veröffentlicht hatten. Ganz so weit wie auf dieser Veröffentlichung gehen VADER heute nicht zurück.

Zwar stehen „The Ultimate Incantation“ (1992) und „Black To The Blind“ (1997) mit drei und vier Songs im Mittelpunkt des Sets, doch auch die aktuelleren Alben sind in der musikalischen Zeitreise durch 35 Jahre polnischen Death Metal mit je einem Song vertreten. Doch die Band VADER ist nicht der einzige Jubilare des Abends: Fronter Piotr Paweł Wiwczarek alias Peter höchstselbst hat heute seinen Ehrentag. Während der Versuch von Gitarrist Spider, „Happy Birthday“ anzuspielen, kläglich scheitert, ist das Geburtstagsständchen, das eine Gruppe polnischer Fans ihrem Idol in seiner Muttersprache darbieten, überaus eindrucksvoll. Das gilt auf der anderen Seite auch für die Darbietung der Band: Spielfreudig, tight und mit kraftvollem Sound gesegnet, legen VADER eine Death-Metal-Show auf die Bretter, wie man sie sich nur wünschen kann.

  1. Dark Age
  2. Vicious Circle
  3. Sothis
  4. Silent Empire
  5. Black To The Blind
  6. Testimony
  7. Kingdom
  8. Fractal Light
  9. Carnal
  10. Wings
  11. Epitaph
  12. Never Say My Name
  13. The Red Passage
  14. Prayer To The God Of War
  15. Triumph Of Death
  16. Cold Demons
  17. Helleluyah!!! (God Is Dead)

Dass nach wie im Flug vergangenen 75 Minuten schon Schluss sein soll, ist da fast ernüchternd. Immerhin: Mit „Helleluyah!!! (God Is Dead)“ haben VADER einen Rausschmeißer ausgesucht, wie er im Buche steht. So endet das Death-Metal-(Geburtstags-)Fest nach vier Shows und viereinhalb Stunden harter Riffs und kraftvoller Growls mehr als angemessen. Dass das Bandpackage aus ENTOMBED A.D. und VADER in der Death-Metal-Szene so wenig Beachtung geschenkt wurde, ist eigentlich nur mit der aktuellen Konzertschwemme sowie der vergleichsweise kurzfristigen Ankündigung der Tour zu erklären.

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Fotos von: Moritz Grütz

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