Konzertbericht: Versengold

06.08.2021 Sommer am Kiez, Augsburg

Während die Besucher des Augsburger Strandkorb Open-Airs in eben jenen Körben ihr Dasein maximal zu zweit fristen, genießen die Gäste des „Sommer am Kiez“ nur wenige Kilometer entfernt eine entspannte Biergartenatmosphäre. Bereits weit vor Beginn des Konzerts von VERSENGOLD sind die Bierbänke und -tische sehr gut gefüllt. Echtes Konzertfeeling in Zeiten von Corona ist also möglich – und tut ganz offenkundig allen gut.

Den Abend eröffnet STEVY WILHELM, der allein mit seiner Gitarre eine gute Stunde aufspielt. Neben einigen wenigen Eigenkompositionen erstreckt sich sein Repertoire von U2 über Seiler und Speer bis zu Michael Jacksons „Black or White“. Anlässlich des Ablebens von ZZ Tops Dusty Hill spielt Stevy im Gedenken auch „Sharp Dressed Man“, das zusammen mit „Sex On Fire“ zu den stärkeren Cover-Versionen zählt. Stimmlich ist Stevys Performance immer mindestens solide, insgesamt hätte etwas weniger Spielzeit dem Auftritt aber wahrscheinlich geholfen. Die Publikumsreaktionen fallen dafür überwiegend wohlwollend aus.

Lange hatten die VERSENGOLD-Anhänger in Augsburg auf eine Rückkehr der Nordmänner warten müssen. Vor rund sechs Jahren waren Malte, Flo und Co. zuletzt in der Schwabenmetro zu Gast, damals noch als Support von Feuerschwanz und einer etwas anderen musikalischen Ausrichtung. Inzwischen ist die Fanschar der Deutsch-Folker mächtig angewachsen und auch der Auftritt beim „Sommer am Kiez“ zeigt, warum dem so ist: Nach monatelanger Bühnenpause legen VERSENGOLD den Fuß angenehm oft auf’s folkige Gaspedal, unter anderem direkt zu Beginn mit „Durch den Sturm“ und dem mehr als sinnbildlichen „Niemals sang- und klanglos“. Auch das Publikum zeigt sich von seiner besten Seite, früh stehen fast alle Besucher an ihren Plätzen und beim eingängigen, wenngleich etwas arg popmusikalischen „Thekenmädchen“ gehen extrem viele Zeigefinger in die Höhe, um beim Refrain und „Nie, nie, nie – niemals nie“ miteinzustimmen. Inzwischen widmen VERSENGOLD diesen Gassenhauer allen Tätigen im Gastrogewerbe, eine schöne Geste. Während ihrer eigenen Corona-Zwangspause ist der Sechser weiter fleißig gewesen, ganze drei neue Songs vom kommenden Album finden ihren Weg ins Set. Neben des Titeltracks „Was kost die Welt?“ überzeugt besonders der Charme von „Bella, schau mit mir in die Sterne“. Der Song handelt von Sternzeichen und astrologischen Konstellationen, die für jeden und jede irgendwie passend sein können. Sänger Malte verkündet zudem, dass sich die Musiker für ihr neues Werk auf die Sagen und Mythen Ostdeutschlands konzentriert haben, so wie in „Die wilde Jagd“, welches ebenfalls live zu hören ist. In Augsburg sind VERSENGOLD allerdings in der musikalischen Gegenwart verhaftet und spielen eine packende Show, die geprägt ist von mitreißenden Live-Klassikern wie „Verliebt in eine Insel“. Einige wenige ruhige Momente wie „Haut mir kein Stein“ oder der Beginn von „Feuergeist“ sorgen dabei für kurze Verschnaufpausen. Gegen Ende gibt sich Bassist Eike mit seinem Alter Ego Purple Otten kurzzeitig die Ehre und heizt der Menge bei „Butter bei die Fische“ noch einmal zusätzlich ein.

Es soll keine weitere sechs Jahre dauern, bis VERSENGOLD nach ihrem „Abgesang“ nach Augsburg zurückkehren. Diese Ankündigung nimmt man den Barden ab, denn das Publikum zeigt sich von seiner besten Seite und mit einer bestens aufgelegten Band steigt bei herrlichem Sommerwetter eine der inzwischen selten gewordenen Folk-Partys, die sowohl vor als auch auf der Bühne so etwas wie Balsam für die Seele sind.

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