Das Cover von "Infidel" von Ambush.

Review Ambush – Infidel

  • Label: High Roller
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Heavy Metal

2013 gegründet legten die schwedischen Retro-Metaller AMBUSH einen viel versprechenden Start hin. Ein Jahr nach ihrer Geburtsstunde veröffentlichten die Burschen aus Växjö in zwei aufeinander folgenden Jahren zwei überaus gelungene Alben und etablierten sich prompt als neue Hoffnungsträger im überbevölkerten Underground. Wie so oft wurde es nach der anfänglichen Sturm-und-Drang-Phase etwas stiller um die Truppe, weshalb das letzte AMBUSH-Album inzwischen gute fünf Jahre zurückliegt. Nach wie vor bei High Roller Records unter Vertrag kehren die Schweden nun endlich mit ihrem dritten Album, welches auf den Namen „Infidel“ getauft wurde, zurück. Für Fans ist das natürlich ein Grund zu feiern – es bleibt jedoch ein Wermutstropfen, denn „Infidel“ ist auch das Abschieds-Album von Gitarrist und Band-Mitbegründer Adam Hagelin.

AMBUSH hatten schon immer einen hörbaren Hang zu Judas Priest und der wird auch auf „Infidel“ wieder deutlich, denn schon der Titeltrack erinnert stark an deren 1980er Hit „Rapid Fire“ – zwar singt Frontmann Oscar Jacobsson nicht wie Rob Halford, aber Riffing und Songstruktur wurden zweifelsohne von „British Steel“ inspiriert. Daran ist auch absolut nichts verkehrt, denn so eröffnen AMBUSH ihr drittes Album mit einer treibenden Uptempo-Hymne, die keinerlei Wünsche offen lässt. Überhaupt hätte die Nummer als Opener nicht besser gewählt sein können, denn der Song macht unmissverständlich deutlich, was die Hörerschaft im weiteren Verlauf von „Infidel“ erwartet: Nicht weniger als das beste Album, das AMBUSH bis dato zustande gebracht haben.

Dabei setzen die Schweden vornehmlich auf Uptempo-Nummern wie „Leave Them To Die“ oder „A Silent Killer“, die in jeder Note den Geist der NWOBHM atmen. Das bedeutet natürlich auch, das AMBUSH auf diesem Album nicht unbedingt die Musik neu erfinden, wer die Truppe kennt, wird das aber auch kaum erwarten. Stattdessen stellen die Herren aus Växjö hier auf charmanteste Weise ihre aufrechte Liebe zum klassischen Heavy Metal zur Schau – ein Funke, der dank hohem Energielevel und enormer Spielfreude ab dem ersten Song auf den Hörer überspringt. Wie erwähnt bewegt sich „Infidel“ dabei vorwiegend im oberen Tempobereich, wobei die Band mit „Iron Helm Of War“ oder „The Demon Within“ regelrechte Power-Metal-Songs auffährt. Letzterer bildet dank Gänsehaut-Melodien und toller Leadgitarren dabei vermutlich den besten Song des Albums.

Das Gegengewicht zu solch rasantem Liedgut bilden Songs wie „Yperite“, „Hellbiter“ oder „Heart Of Stone“ – mit diesen cool dahinstampfenden Midtempo-Brechern erschließen AMBUSH auf „Infidel“ eher rockiges Terrain. Wäre nicht der temperierte Gesang von Frontmann Jacobsson, die Songs könnten mit ihrem Accept-inspirierten Riffing auch von ihren Kollegen Bullet stammen. Während sich die Schweden eindeutig eher als schnelle Band verstehen, ist es doch auffällig, dass gerade diese breitbeinigen Midtempo-Stampfer enormes Selbstbewusstsein verströmen. Hier zeigt sich am deutlichsten, wie sehr AMBUSH seit ihrer letzten Platte als Band gereift sind. Das mag auch daran liegen, dass die auf „Infidel“ mehr als auf früheren Platten der Band präsenten großen, singbaren Refrains in diesen Songs am besten zur Geltung kommen.

Ob das dritte Album noch immer über Erfolg oder Absturz einer Band entscheidet, sei dahingestellt. Aber selbst wenn dem so sein sollte, brauchen sich AMBUSH keinerlei Sorgen machen, denn die Schweden legen mit „Infidel“ ein saustarkes Metal-Album und ohne Zweifel die stärkste Platte ihrer bisherigen Karriere vor. Songwriting, Ausführung und Produktion lassen auf „Infidel“ absolut keine Wünsche offen und machen das neue AMBUSH-Album zu einer kurzweiligen, mitreißenden und vielseitigen Metal-Platte, die keinen einzigen schlechten Song enthält. Das Jahr hat für Metal-Fans der alten Schule dank Bands wie Stallion ohnehin schon ziemlich stark angefangen, aber AMBUSH setzen sich mit „Infidel“ (zunächst) an die Spitze der jungen Wilden. Es bleibt zu hoffen, dass die Platte genug Aufmerksamkeit generiert, um den Schweden eine ausgedehnte Tour zu ermöglichen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert