Arabrot Cover

Review Årabrot – Rite Of Dionysus

  • Label: Eigenproduktion
  • Veröffentlicht: 2025
  • Spielart: Rock, Noise-Rock, Melodic Rock

„’Rite Of Dionysus‘ is a different ÅRABROT album“ – wenn die Band selbst das schon sagt, darf man gespannt sein. Und tatsächlich, wer den bisweilen schrägen Noise-Rock der letzten Alben liebt, wird hier möglicherweise erst einmal enttäuscht sein. Denn in der Tat klingt das Gehörte über weite Strecken fast wie … klassischer Stadion-Rock?

Nun, diese Aussage ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber man muss zugeben, dass sich ÅRABROT noch nie so zugänglich, ja beinahe poppig präsentiert haben. Das irritiert zwar, resultiert aber nach einer gewissen Warmlaufzeit in einer nicht unwesentlichen Anzahl äußerst hartnäckiger Ohrwürmer. Ferner erkennt man unterm Strich jederzeit Kjetil „Tall Man“ Nernes’ (Gesang, Gitarre) und Karin „Dark Diva“ Parks (Tasteninstrumente) Handschrift in den Songs. Trotzdem ist diese Entwicklung bemerkenswert – und spannend auch der Weg dahin.

ÅRABROTs Langzeitkollaborateur sowie Haus- und Hofproduzent Alain Johannes ist recht dicke mit Dave Grohl und trat mit ihm im Rahmen des Gedenkkonzerts für den verstorbenen Foo-Fighters-Drummer Taylor Hawkins in London auf. Mit dabei an der Gitarre: Kjetil Nernes. Dieser Auftritt führte zu einer Art Zäsur in der 2022er Produktionsphase der Band: So bildet der Großteil des Materials, das vor dem Auftritt in Wembley entstanden ist, das Album „Of Darkness And Light“ (stilistisch näher am Vorgänger, mit einer spürbar düsteren Eighties-Post-Punk-Wave-Schlagseite), während das nach dem Gig produzierte Material auf „Rite Of Dionysus“ zu hören ist.

Der vorliegende Longplayer ist recht straight und catchy, was im ersten Moment … na ja, im besten Fall überrascht, im schlechtesten Fall abschreckt: beinahe positiv, ein bisschen zum Mitschunkeln, so wie es die großartigen Foo Fighters erfolgreich seit Jahren machen. Anbiederung? Wohl kaum. Eher Resultat einer tiefgehenden emotionalen Erfahrung, die sich nun anders als erwartet musikalisch manifestiert hat. Das bedeutet nicht, dass es nicht auch mal ÅRABROT-typische Kost auf die Ohren gibt: Highlights des Albums sind fraglos das morbide anmutende „The Satantango“ oder auch das technoide „Of Darkness And Light“ – zwei Songs, die eher weniger Rockstar-Attitüde im klassischen Sinn versprechen.

Über die späten 1980er kommen wir hier soundästhetisch auch selten hinaus. Und wer das mag, mag das Album, es ist tatsächlich so einfach. ÅRABROT und Johannes wurden laut eigener Aussage einfach durch Hawkins’ Tod und besagtes Memorial-Konzert, das natürlich ein riesengroßes Stadion-Rock-Event war, anders musikalisch beeinflusst. Das omnipräsente Wort im Kopf aller Beteiligten während der restlichen Produktion war: Rockstar. Und das hört man in jedem Moment, gerade bei Songs wie „A Different Form“, „Rock ’n’ Roll Star“ (die Pflichtballade, sogar mit Kinderchor) oder auch „The Devil’s Hut“. Ein bisschen ruhiger kommen dagegen die Americana-geprägte Ballade „Death Sings His Slow Song“ und das an SWANS erinnernde (und deshalb leicht verstörende) „Mother“.

Es ist wohl nicht davon auszugehen, dass wir es hier mit einer grundsätzlichen und dauerhaften Stiländerung im Sound von ÅRABROT zu tun haben. Dafür ist die Band auch zu sehr musikalische Wundertüte und keine sich anbiedernde Pop-Band. Das Power-Duo Nernes und seine Seelenverwandte Karin Park scheren sich eh nicht darum, was andere denken, sagen oder erwarten. Das macht die Band einzigartig, sympathisch und „Rite Of Dionysus“ nach einigen Durchläufen doch zu einem ziemlich coolen und authentischen Album mit ziemlich vielen Ohrwürmern – auch wenn man bei vielen Songs das Feuerzeug … ach nein, heutzutage natürlich die Handy-Funzel auspacken und mitschwenken möchte. Vielleicht einfach nicht die Platte, die man nach „Of Darkness And Light“ erwartet hat.

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Wertung: 7.5 / 10

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