Review Autumnblaze – Bleak

Viele Bands machen im Laufe ihrer Karriere eine Metamorphose durch und man hat das Gefühl, wenn eine Kapelle bei Prophecy Records unter Vertrag steht, ist die „Gefahr“ besonders groß. Eine ohnehin schon außergewöhnliche Band wie AUTUMNBLAZE macht da keine Ausnahme, vielmehr verabschiedeten sich die Saarländer bereits mit ihrem zweiten Album von den gerade ausgestreckten Wurzeln.

Schlicht mit „Bleak“ betitelt, ist der Name hier Programm. Die episch-metallischen Melodien des Debüts sind verschwunden, an ihre Stelle treten sehr gemäßigte Arrangements, die alles sind, nur nicht aufdringlich. Emotional mitreißend hingegen schon, endlich einmal leidender Gesang, dem man den Weltschmerz auch abnimmt. Dabei intoniert man fast durchgehend im cleanen Bereich, ironischerweise weist ausgerechnet das sehr relaxte „So Close Yet So Far“ die härtesten Gesangparts auf.
Nun sollte man „Bleak“ allerdings in keinster Weise auf die markante Stimme Eldrons reduzieren, gerade der ausgesprochen trostlose Gitarrensound gibt dem Album eine düstere Klangfarbe und eine ungeahnte Tiefe. Kalt und roh ist es auf der einen Seite, aber andererseits auch gefühlsbetont und in seinen akustischen Phasen teilweise warmherzig. Das Schlagzeug agiert häufig monoton und unterstützt die traurige Stimmung damit perfekt, in den richtigen Augenblicken platziert Schwadorf (ja, der hatte bei AUTUMNBLAZE auch lange seine Finger im Spiel) auch mal etwas progressivere Elemente.
„Bleak“ ist in jedem Fall ein Album, bei dem man sich Gedanken gemacht hat. Die überaus gelungene Einflechtung der unterschiedlichen Instrumente wird durch ein vor allem in der ersten Hälfte herausragendes Songwriting untermalt. Mindestens bis zum angesprochenen „So Close Yet So Far“ sitzen praktisch alle Songs, lediglich der Titeltrack bleibt etwas hinter der Qualität der anderen Stücke zurück. Dabei haben AUTUMNBLAZE einen bemerkenswerten Facettenreichtum im Gepäck, „Someone´s Picture“ eröffnet mit den in der späteren Karriere charakteristischen Trip-Hop-Beats und nachfolgend einem massiven Gitarrensound, der Härtegrad wird in Richtung Refrain dann aber immer weiter zurückgefahren, dieser wird dann in einer akustischen Zerbrechlichkeit geradezu zelebriert. „Scared“ hat die perfekte Ohrwurmmelodie im Refrain und erzeugt damit eine beinahe schon klaustrophobische Atmosphäre.

Die Messlatte wird in der ersten knappen halben Stunde also extrem hochgelegt, AUTUMNBLAZE können das Niveau im Folgenden nicht ganz halten, was aber nicht heißen soll, dass die Songs bis zum Ende nicht trotzdem um Längen besser sind als das Material vergleichbarer Truppen. Alben wie „Bleak“ sind es, die den Blick über den reinmetallischen Tellerrand lohnen, hier muss man kein Freund der harten Klänge sein, hier muss man lediglich Musikliebhaber sein.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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