Review Covenant – Nexus Polaris

Mit der Tatsache, dass es sich bei COVENANT ähnlich wie Borknagar um eine norwegische (Black-)Metal-Allstar-Truppe handelt, wurde bei Erscheinen der CD im Jahre 1998 ordentlich Werbung von Seiten des Labels gemacht. Tatsächlich trifft man hier einige Bekannte wieder, die (zumindest zu der Zeit) feste Größen im schwarzen Norwegen waren. So gesellten sich zu den Protagonisten des Vorgängers „In Times Before The Light“ nun Hellhammer (u.a. Mayhem), Astennu (damals Dimmu Borgir) sowie Sverd (Arcturus) und Sarah Jezebel Diva, deren „Ahhh“-Gesänge zu der Zeit einer wahren Hochkonjunktur unterlegen waren (so intonierte sie neben COVENANT mit ähnlich wenigen Worten auch bei Therion`s „Vovin“). Erstmal eigentlich ganz gute Voraussetzungen.

Ein Vergleich mit dem Erstlingswerk der Band erübrigt sich, denn stilistisch liegen doch (um direkt mal auf das lyrische Konzept von „Nexus Polaris“ zu sprechen zu kommen) Planeten zwischen den beiden Outputs. Auch wenn ich keinen Hehl daraus machen will, dass mir die erste CD gar nicht gefällt, ist ihr Stil mit primitivem Black Metal wohl nicht verkehrt getroffen. „Nexus Polaris“ hingegen klingt deutlich moderner, die Songs sind wesentlich ausgefeilter, was sowohl auf Melodieführung als auch auf Songstrukturen zutrifft. Nicht unbedingt zufällig erscheint da die Wahl des Openers; „The Sulphur Feast“ bietet gleich mal alles, was COVENANT zu der Zeit zu leisten im Stande waren. In gewisser Weise ist es hektisch, wie die Instrumente zu Beginn zu Werke gehen, dazu kommt bald Nagash`s beschwörendes „Flüstern“, bevor bereits nach 20 Sekunden der Sturm losbricht: ein kerniges Gitarrenriff, eine flotte Double-Bass und eine ultraeingängige Einlage von Sarah Jezebel Diva. Im folgenden Wechseln die einzelnen Parts so schnell, dass man zunächst kaum hinterher kommt, in der Mitte des Songs dann der eigentlich beste Part, die verzerrten Gitarren werden mal kurz zur Seite gelegt und für einen Moment herrscht Ruhe im Chaos der kosmischen Energien. Gegen Ende des Songs steigert sich die Band wieder, bis der Song in einem wilden Gitarrensolo endet.

Die folgenden „Bizarre Cosmic Industries“ (sind eigentlich COVENANT die Schöpfer der Drei-Wort-Songtitel in der Form „Adjektiv-Adjektiv-Substantiv“, welche man später des öfteren von den Kollegen Dimmu Borgir und Hypocrisy vernahm?) und „Planetarium“ schlagen bedingt in die gleiche Kerbe, ihnen fehlt es ein wenig an Eingängigkeit, jedoch sind filigrane Instrumentaleinlagen vor allem von Keyboarder Sverd (auch wenn ich die kürzlich gelesene Lobhudelei („Keyboardparts, welche selbst Johann Sebastian Bach vor Neid erblassen ließen“) als Blasphemie in ihrer reinsten Form abtun muss) als auch vertrackte Strukturen weiterhin vorhanden und auch Sarah darf weiterhin glänzen. Leider fällt das Album in seinem Mittelteil schon ziemlich ab, die Lieder 4-6 sind zwar keine Totalausfälle, aber im Vergleich zu den genannten Stücken schon eher dürftig und langweilig aufbereitet.

Besser wird es zum Ende hin, „Planetary Black Elements“ hat einen schönen Drive und groovt schon beinahe, das abschließende „Chariots Of Thunder“ fängt zwar etwas bedächtig an, steigert die Intensität gegen Ende aber enorm und bildet so den perfekten Abschlusstrack. A propos perfekt: ich bin ja durchaus ein Anhänger des „Woodhouse-Sounds“ aus dem „schönen“ Hagen, diesmal hat Siggi Bemm aber wirklich ein feines Brett hingezaubert, die Gitarren klingen fett, die Keyboards sind immer eine Bereicherung, da sie sich auch soundmäßig wunderbar ins Gesamtgefüge einpassen, die Bass-Drum ist, wie es sich für einen Schlagzeuger von Hellhammers Kaliber gehört, kräftig und mächtig und sogar der Bass ist klar und deutlich zu vernehmen, was im Black Metal ja nicht unbedingt an der Tagesordnung steht.
Erfreulich ist auch die lyrische Umsetzung; kein stumpfes „Ich häute alle Kinder und esse nur jungfräuliche Katzen“-Gezeter, sondern Worte und Weisen, die dieses Prädikat auch verdienen. Selbiges gilt für Cover- und Booklet-Gestaltung, welche ihre Bedeutung zwar nicht unbedingt offenbaren, aber immerhin alles sind, nur keine schwarzwurzeligen Klischees.

Beinahe ist es ein bisschen betrüblich: als ich mir damals die CD zulegte und COVENANT danach sogar live bewunderte, konnte noch keinem klar sein, dass sich die Band, die hier ein recht vielversprechendes Werk vorgelegt hat, sich in näherer Zukunft einem recht unaussagekräftigen Industrial-Space-Future-Trallala Metal verlieren würde.
Um endlich ein Fazit zu ziehen: das Duell gute Songs vs. Schwächere Songs endet 5:3, Artwork und Lyrics verdienen einige Pluspunkte hinzu, so dass die „Müller-Skala“ am Ende auf einer 7 stehen bleibt.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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