Review Creeper – Eternity, In Your Arms

Wenn sich Fans und Presse nach nur drei veröffentlichten EPs und schon, bevor das Debütalbum der Band das Licht der Welt erblickt hat, einig sind, dass diese Band das nächste richtig große Ding werden wird, dann lässt das die Erwartungen an das Debüt ins Unermessliche steigen. So geschieht es momentan mit CREEPER, dem aufsteigenden Stern am (britischen) Rockhimmel, der nun mit „Eternity, In Your Arms“ endlich sein langersehntes erstes Album veröffentlichen.

Dabei gibt einem das Cover der Scheibe schon vor dem Hören des ersten Tones einen Eindruck davon, was einen in den kommenden 37 Minuten erwartet. Ein düsteres Bild der Skyline Southamptons, aus dem die Band kommt, zeigt die Gegenüberstellung von Moderne und Gegenwart in Form von Wolkenkratzern und viktorianischen Fassaden. Ein großes Kreuz sowie ein Engel verweisen auf die Bedeutung von Religion bzw. Glaubensüberzeugungen auf „Eternity, In Your Arms“ und im Zentrum steht eine einsame Person. Diese, „The Stranger“ genannt, ist das Zentrum auf dem Debütalbum von CREEPER, da ihre Geschichte, ihre Kämpfe und vor allem die Suche nach ihrer Frau nachgezeichnet werden.
Musikalisch tanzt „Eternity, In Your Arms“ dabei auf diversen Hochzeiten. So gibt es, wie schon auf den EPs, jede Menge Gothic-Elemente, etwa das Spoken-Word-Piano-Intro des Openers „Black Rain“, auch wenn der Song in seinem Verlauf förmlich explodiert und mit mitreißenden Punk-Rock-Strophen und einem Refrain zum Niederknien den Hörer sofort in den Bann von Band und Album schlägt.
Dieser scheinbar übergangslose Wechsel zwischen fragiler Melancholie und kraftvollem, energiegeladenem Punk Rock sowie grandiosen Melodien und Mitsingrefrains ist es, der CREEPER so unheimlich mitreißend macht und zugleich dafür sorgt, dass die Tracks auf „Eternity, In Your Arms“ stets abwechslungsreich bleiben. Dabei wirken die einzelnen Parts allerdings nicht wie ein Frankensteinmonster zusammengeschustert, sondern gehen organisch ineinander über und ergeben sowohl einzeln als auch in ihrer Gesamtheit absolut Sinn.
Doch CREEPER können auch geradlinig zu Werke gehen, etwa wenn auf „Poison Pens“ das Gaspedal durchgedrückt bleibt oder im Gegensatz dazu „Down Below“ sich durchgängig in ruhigeren und sehr melodischen Gefilden bewegt, ohne dass dem Track dabei eine gewisse Düsternis abgehen würde, die allen Songs auf „Eternity, In Your Arms“ immanent ist. Mit „Winona Forever“ findet sogar eine locker-poppige Nummer ihren Platz auf der Scheibe, wohingegen „Crickets“ mit seiner minimalistischen Instrumentierung und dem tollen Gesang von Keyboarderin Hannah herzerreißend traurig daherkommt.
Über allem schwebt jedoch „Misery“, der einzige Song, der es von einer der vorangegangenen EPs (im konkreten Fall von „The Stranger“) auf das Debütalbum geschafft hat und das die Band diesen nicht ohne Grund als ihr vielleicht bestes Stück bezeichnet. Hier erschaffen CREEPER einen der schönsten Songs der letzten Jahre, der Verzweiflung, Trauer und schöne Erinnerungen atmet und zugleich aus sich selbst ausbricht und doch in sich gefangen bleibt, textlich wie musikalisch. Dieser Track allein ist mehr als genug Rechtfertigung für die Existenz dieser Platte und bringt ganz nebenbei die Grundlage ganzer Generationen von Bands und so einiger Genre auf den Punkt: “Misery never goes out of style.“

Wenn man sich dieses Jahr nur ein Album kaufen dürfte, dann wäre die Wahl bereits jetzt entschieden und das trotz der vielen starken Platten, die dieses Jahr bereits das Licht der Welt erblickten und derer, die noch zu erwarten sind. Mit ihrem Debüt haben CREEPER einen kommenden Klassiker veröffentlicht, der mit spielender Leichtigkeit zwischen Punk Rock und Gothic hin und hertanzt und dabei stets eine unterschwellige Düsternis innehat, die immer wieder an die Oberfläche kommt. „Eternity, In Your Arms“ ist großartig. Punkt.

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Wertung: 9.5 / 10

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