Review Die Apokalyptischen Reiter – Samurai

(Heavy Metal/Folk/Death Metal/Hard Rock) Ride on! Nach zwei Jahren und zahllosen „Reitermania”-Touren melden sich Die Apokalyptischen Reiter in Form von „Samurai” zurück. Bei Betrachtung des Plattencovers wagt man – nach der überaus vielfältigen „Have A Nice Trip“ einen erneut drastischen stilistischen Bruch zu prognostizieren, dies scheint wirklich nicht mehr in der Tradition der Vorgängerscheiben zu stehen.
Musikalisch beginnt „Samurai“ jedoch dort, wo „Have A Nice Trip“ ausgehört hat – extrem abwechslungsreicher Metal nahezu aller Spielarten mit zahlreichen Einflüssen. Von knüppelhartem Death/Grind-Gewitter über Heavy-Hymnen bis hin zum Reggae präsentiert der Thüringer Fünfer sein ganzes Repertoire an Spielfreude und Kreativität. Das Soundgerüst besteht weiterhin aus klarem, Schrei- und Grunzgesang, mal rockigen, mal verspielten Gitarren, nicht selten dominantem Keyboard und komplexen Drums. Das Faszinierende daran: Obwohl diese Scheibe noch einen guten Schritt weiter als alles Vorherige geht, so klingt sie doch hundertprozentig nach den Reitern, nichts wirkt aufgesetzt, nichts gekünstelt, nur Reiter’sches Herzblut.

Zum Aufbau der CD: Nach „Wahnsinn“ und „Eruption“ zwei spaßigen, lockeren Ohwürmern im gemäßigten Heavy-Gewand legen der kurze, kraftvolle Drescher „Rock’n’Roll“, das ausgedehnt-emotionale „Silence Of Sorrow“ und „Der Teufel“ an Härte, Aggression und Brutalität zu.. Insbesondere mit „Der Teufel“ bekennen sich die Reiter zu ihren Grindcore-nahen Wurzeln, ohne dabei den Ohrwurmfaktor zu vernachlässigen, das Prädikat „apokalyptisch“ beschreibt diesen Track vorzüglich.
Mit „Reitermaniacs“ huldigt die Band ihren Fans in Form einer mächtigen Hymne. Auch wenn die Lyrics sehr Manowar-lastig ausfallen („United in the battle to hail the holy metal“), stört man sich kaum am übermäßigen Kitsch, dafür geht der Refrain viel zu gut ins Ohr und unter die Haut. Ein potentieller Live-Abräumer erster Güte.
Zwischen Rock’n’Roll und Death Metal bewegt sich Barmherzigkeit, gespickt mit orientalischen Einflüssen (Das funktioniert? Ja, aber nur bei den Reitern!). Durch deathige Gefilde schiebt sich auch „Per Aspera Ad Astra“, dessen schwer gebolzte Strophen durch einen sehr eigenwilligen Refrain durchbrochen werden.
Das folgende „Lazy Day“ ist die bereits erwähnte Reggae-Nummer, die entweder Kopfschütteln oder zustimmendes Kopfnicken und breites Grinsen auslösen wird. Wer noch nicht die Reiter’sche Vorliebe für Spezialgemüse kennt, erfährt sie hier in vollen Zügen (was für ein Wortspiel). Aus der Entspannung reißen einen dann die punkrockigen Klänge von „Die Sonne scheint“, das durch einen extrem spaßigen Refrain zu einem herrlichen Gute-Laune-Song avanciert.
„Roll My Heart“ wiederum ist ein kleiner fetziger und doch melancholischer Song, gefolgt von „Hey-Ho“. Hier vermag man etwas Nu Metal herauszuhören, trotz entsprechender Einfachheit schaffen die Jungs dennoch damit einigermaßen mitzureißen.Abschließend beendet „Northern Lights“- der Name der Marihuana-Sorte ist Programm – mit psychedelischen Klängen die CD.

Was soll man nun dazu sagen? Ein ausgesprochen vielfältiges Klangwerk eben, das ist man von den Reitern ja gewohnt. Dass man dies erst einmal auf sich wirken lassen muss, ist ebenso selbstverständlich. Wenn allerdings „Samurai“ die Gehörgänge ein paar mal durchquert hat, zieht es den geneigten Hörer durchaus in seinen Bann. Auch wenn nicht jeder Song eine kreative Offenbarung ist, so gelingt es doch vielen Tracks sich enorm einzuprägen und zu faszinieren. Die Apokalyptischen Reiter fahren mit ihrem neuesten Output in der richtigen Spur zwischen Weiterentwicklung und Kontinuität, zwischen Spaß und Philosophie und behaupten ihre Stellung als absolute Ausnahmeband. Schade nur, dass diese CD nicht früher erscheinen konnte, es wäre ein Super-Sommeralbum geworden.

Wertung: 9 / 10

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