Konzertbericht: Schreinachten 2018

29.12.2018 Haus Auensee, Leipzig

Es ist der 29.12.2018. Weihnachten und die damit verbundenen ruhigen Feiertage sind vorbei. Das ist die perfekte Zeit für DIE APOKALYPTISCHEN REITER, zum fröhlichen „Schrei!nachten“ ins Haus Auensee zu laden. Das Konzert in Leipzig stellt den Abschluss der fünf Weihnachtsshows dar. Unterstützung kommt von den Industrial Metallern von CYPECORE und den todesmetallischen Jungs von DESERTED FEAR. Da „Der rote Reiter“ nun schon über ein Jahr veröffentlicht ist und DIE APOKALYPTISCHEN REITER seither viele Shows bestritten haben, stellt sich die Frage, ob das Konzept nach wie vor aufgeht oder gar Langeweile droht.

Das Parkett des Hauses füllt sich schnell mit reichlich Besuchern – die Emporen vor und seitlich der Bühne sind allerdings leider nicht zugänglich. Auf die Sekunde genau um 19:30 Uhr startet die Show von CYPECORE, die den Abend eröffnen und die Besucher auf das Bevorstehende eineichen. Die Mannheimer sind, neben ihrer Musik, bekannt für ihre extravaganten und einzigartigen Bühnenoutfits, die auch an diesem Abend vollends zur Geltung kommen: Die Leuchtelemente in den „Schutzanzügen“ setzen die Musiker stimmig in Szene, denn es wird komplett auf das Frontlicht verzichtet, um die Details der Kleidung nicht zu überstahlen. Das Licht in Kombination mit den wabernden Nebelschwaden, die Frontmann Dominic regelrecht einzuatmen scheint, sorgen für eine passende Atmosphäre während des präapokalyptischen Auftritts der Postapokalyptikern. CYPECORE kommen gut an, und Songs wie das aktuelle „The Alliance“ und „Values of LIfe“ treffen den Nerv der headbangenden Crowd. Das ist nicht zuletzt der lobenswert zu erwähnenden Akkustik zu verdanken, die durch die Kuppel über und hinter der Bühne hervorragend in den Raum getragen wird. Der Tontechniker leistet sein Übriges und mischt klar und satt ab – nichts übersteuert, Gitarre, Bass und Gesang sind präsent, während das Schlagzeug eine angemessene Wucht erhält. Nach nur sieben Songs endet bereits der Auftritt und CYPECORE räumen die Bühne für den nächsten Act.

  1. The Alliance
  2. Where The World Makes Sense
  3. Values Of Life
  4. Dreamsmasher
  5. Values Of Death
  6. Identity
  7. The Hills Have Eyes

Nach einer sehr kurzen Umbaupause betreten die Thüringer von DESERTED FEAR die Stage, klatschen sich ab, nehmen Pose ein. Das Frontlicht kommt jetzt hinzu. Sofort gibt es die volle Breitseite schörkellosen, oldschooligen Death Metal ohne Wenn und Aber. Der Start mit „The Fall of Leaden Skies“ und dessen marschierender Bassdrum gelingt hervorragend. Um Ruhe erst gar nicht aufkommen zu lassen, setzt die Band mit „The Battalion of Insanities“ noch eines drauf. Sehr gut, das hält die Stimmung oben und die Crowd feiert. Sowohl auf als auch vor der Bühne fliegen die Haare. Ein zufriedenes Grinsen breitet sich bei Gitarrist Fabian und Sänger Manuel, der nun noch breitbeiniger die Gitarre bearbeitet. DESERTED FEAR liefern eine astreine Show ab, die geprägt ist vom Handwerk talentierter und spielfreudiger Musiker. Im Kontrast zu CYPECORE wirkt hier gerade der Verzicht auf Effekte, die von der Musik ablenken. Hut ab an dieser Stelle für einen sehr starken Auftritt dieser Combo, der mit dem ruhigen Intro von „Welcome To Reality“ ein Ende einleitet, das mit „Bury Your Dead“ eigentlich noch keines hätte sein müssen. DESERTED FEAR bekommen verdienten Applaus und den ein oder anderen „Zugabe“-Ruf, der allerdings aufgrund der wartenden Headliner im Nichts verebbt.

  1. The Fall Of Leaden Skies
  2. The Battalion Of Insanities
  3. Kingdom Of Worms
  4. Wrath On Your Wound
  5. The Carnage
  6. Field Of Death
  7. Face Our Destiny
  8. Welcome To Reality
  9. Bury Your Dead

Bühne frei also für den heiß erwarteten Headliner des Abends – DIE APOKALYPTISCHEN REITER. Der Start der Show kann sich durchaus sehen lassen und es geht recht ungewohnt direkt in die Vollen: Mit „Wir sind zurück“, „Es wird schlimmer“ und „Herz in Flammen“ stürmen die REITER regelrecht die Bühne und ziehen das Publikum vollends in ihren Bann. Die Bühne ist dabei in tiefes Rot getaucht – ein sehr gelungener Auftakt, der Eindruck hinterlässt. Mit „Der Adler“, „Brüder auf Leben und Tod“ und „Der Seemann“ (ohne die obligatorische Bootsfahrt durch das Publikum und auch ohne die Seemannsbraut auf der Bühne) folgt anschließend der ruhigere Part für eine kurze Verschnaufpause. Die wird direkt danach genutzt, denn das Drumsolo von Sir G. räumt Zeit für den Rest der Band ein, um sich abseits der Bühne auf den bekannten und auch nach etlichen Konzerte immernoch sehr beeindruckenden Schwarzlicht-Teil vorzubereiten und Kleidung zu wechseln. Fuchs kommt im bereits bekannten langen, fluoriszierend besprenkelten Mantel und Brille zurück, während Ady und Volk-Man in dunklen Kutten und gänzlich vermummt auftreten. Das Schwarzlicht kommt gut und inszeniert die darauffolgenden Songs (unter anderem der gewaltige „Der rote Reiter“) erstklassig. Mit „Die Schönheit der Sklaverei“ fühlen sich auch die Fans früherer Stunde bedient. Ady bekommt den Slot für ein Gitarrensolo, das er meisterhaft spielt und gegen dessen Ende er „Friede sei mit euch“ anklingen lässt, das von den Fans sofort aufgenommen wird, bevor der eigentliche Song startet.

Anschließend steht die Interaktion mit dem Publikum im Vordergrund: Zu „Der kleine Wicht“ werden zehn übergroße Bälle verteilt, um dem Spieltrieb nachzukommen, und vor der „Reitermania“ gibt Fuchs fünf Geschenke von der Bühne – unter anderem ein von der Band signiertes Drumfell. Generell ist der Austausch zwischen Musikern und Fans (wie gewohnt) hervorragend – Fuchs weiß, wie er mit „seinem“ Publikum umgeht und die anderen Bandmitglieder sind voll in ihrem Element. Die REITER liefern damit genau das, wofür sie so bekannt sind: Spielfreude auf der Bühne und Begeisterung davor. Das wird auch gegen Ende des Konzerts noch einmal mehr als deutlich, als Fuchs seine Gitarre bekommt und er darauf „Vom Ende der Welt“ regelrecht zelebriert. Mit „Die Sonne scheint“ folgt ein würdiger Abschluss eines ausgiebigen Auftritts, der keine Wünsche offen lässt.

    1. Wir sind zurück
    2. Es wird schlimmer
    3. Herz in Flammen
    4. Der Adler
    5. Brüder auf Leben und Tod
    6. Auf und Nieder
    7. Der Seemann
    8. Drumsolo von Sir G.
    9. Der Rote Reiter
    10. Die Schönheit der Sklaverei
    11. Hört mich an
    12. Gitarrensolo von Ady
    13. Friede sei mit euch
    14. Der kleine Wicht
    15. Reitermania
    16. Franz Weiss
    17. Wenn ich träume
    18. Nach der Ebbe
    19. Vom Ende der Welt
    20. The great experience of ecstacy
    21. Wir reiten
    22. Die Sonne scheint

Die eingangs gestellte Frage lässt sich damit sehr einfach beantworten: Ja, das Konzept geht also tatsächlich noch auf. Von Langeweile oder gar Abnutzung ist keine Spur zu sehen. Die REITER „funktionieren“ nach wie vor wie eine gut geölte Maschine und das Publikum dankt es ihnen. Nebenbei erweist sich die Auswahl der Vorbands als durchaus geschickt und glückliche Wahl.

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Fotos von: Andreas Brückner

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