Review Edguy – Age Of The Joker

Mit den Jungs von EDGUY ist es ja so ne Sache. Werden sie für ihren eigenwilligen Humor und ihre schräge Attitüde von einigen Vertretern der Metalszene eher verachtet und als billiger Helloween-Klon abgestempelt, schwören die langjährigen Fans lieber auf den hochmelodischen und eingängigen Power Metal von Sänger Tobias & Co. und erfreuen sich zudem an lyrischen Ergüssen à la „Lavatory Love Machine“, „Fucking With Fire“ und Konsorten.

Jedoch mussten sich EDGUY auch vonseiten ihrer Fans seit dem Album „Rocket Ride“ (2006) und spätestens seit dem umstrittenen Nachfolger „Tinnitus Sanctus“ (2008) immer mehr Vorwürfe gefallen lassen, ihrem eigentlichen Stil abgeschworen und sich mehr dem Hard Rock hingewandt zu haben – eine Entwicklung, welche Mastermind Tobi auch bei seinem Soloprojekt Avantasia auf den letzten Veröffentlichungen forcierte. Mir persönlich sagten sowohl „Rocket Ride“ als auch dessen Nachfolger noch sehr zu, da sich die Band stetig weiterentwickelte und mit den beiden Höhepunkten „Mandrake“ (2001) und „Hellfire Club“ (2004) in Sachen klassischem Power Metal alles gesagt zu haben schien. Die einzige Gefahr bestand darin, dass Tobi seine beiden „Babys“ immer mehr angleichen würde, so dass keine klare Grenze mehr zwischen den Bands gegeben wäre. Von daher herrschte im Vorfeld des neunten Studioalbums „Age Of The Joker“ doch eine gewisse Spannung, aber auch Skepsis, wie EDGUY anno 2011 klingen würden – auch der Tatsache geschuldet, dass sich Herr Sammet im Vorfeld mal wieder zu sehr reißerischen Aussagen genötigt sah („eines der stärksten Heavy-Metal-Alben überhaupt zu veröffentlichen…“).

Und leider muss ich gleich zu Beginn sagen: Die Skepsis angesichts dieses Albums war leider mehr als angebracht. „Age Of The Joker“ ist ein erstaunlich lasches, zahnloses und vor allem uninspiriertes Album geworden, welches in meinen Ohren so klingt, als hätten die Jungs einfach die Ausschussware der letzten Avantasia-Sessions verwendet, um rasch ein neues Album einzutüten. Die Musik ist wiederum deutlich mehr Rock als Metal und spiegelt Tobis Vorliebe für beispielsweise die Scorpions oder Magnum wider – nur leider geht dieser Ansatz für ein EDGUY-Album dieses Mal ziemlich in die Hose. Songs wie „Faces In The Darkness“, „Fire On The Downline“ oder „Pandora’s Box“ besitzen zwar nette Ansätze, wissen aber in Gänze keineswegs zu überzeugen, da sie allesamt im gleichen schnarchigen Midtempo und gespickt mit bereits mehrfach bekannten Meldodiebögen höchst routiniert runtergespielt werden. Der Opener „Robin Hood“, welcher vorab auch in der editierten Version als Single veröffentlicht wurde, besticht durch übermäßigen Einsatz von Hammond-Orgeln, wirkt für mich aber als Opener wenig zwingend und zudem mit acht Minuten deutlich zu lang. Einzig der schwungvolle Mittelteil kann hier noch etwas rausreißen. Im Vergleich hierzu war das fetzige „Speedhoven“ drei Jahre zuvor, welches ähnlich stark auf Orgelklänge setzte, um einiges spannender.

Zu den bereits angesprochenen Stücken gesellen sich eher typische EDGUY-Tracks („Nobody’s Hero“, „Breathe“, „Two Out Of Seven“ „The Arcane Guild“), welche man von den Jungs schon mal deutlich besser/lebendiger gehört hat und eben Songs, die einfach viel zu sehr Avantasia sind („Rock Of Cashel“, „Behind The Gates To Midnight World“). Dass ersterer dann auch noch zu den Höhepunkten des Albums zählt, ist somit doppelt bitter. Unterstützt wird der schlechte Eindruck des Albums dann auch noch durch eine schwache Produktion, welche besonders beim Schlagzeug- und Gitarrensound keine Power aufweist und sich sozusagen dem Altherren-Rock auf dem Album anpasst.

Fazit: Mit „Age Of The Joker“ liefern EDGUY das bisher schwächste Album der Bandgeschichte ab und befeuern damit weiter die negativen Diskussionen bzgl. des Stilwandels.

Anspieltipps: „Rock Of Cashel“, „Breathe“

Wertung: 4 / 10

Publiziert am von Sebastian Ostendarp

Ein Kommentar zu “Edguy – Age Of The Joker

  1. Bei diesem Album fällt auch unangenehm auf, dass der Tobias hier irgendwie heiser klingt als wenn er eine Halsentzündung gehabt hätte die noch nicht ganz abgeheilt ist, insbesondere am Anfang von Fire of the Downline. Auf der Mandrake CD klang seine Stimme im Vergleich wie geölt, vor allem in dem letzten Sekunden von Golden Dawn. Hier hingegen wie kurz nach einer Krankheit. Dennoch hätte ich dieses Album insgesamt besser bewertet, da habe ich schon weitaus schlimmere Platten gehört die hier dennoch eine bessere Benotung erhalten haben.

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