Review Edguy – The Savage Poetry

Für ihr viertes Album ließ sich Deutschlands erotischste Metalkapelle etwas ganz besonders einfallen. Man nahm längst vergriffenes Material der ersten Demo, verpasste ihm einen zeitgemäßen Anstrich und ließ das Ganze unter dem ursprünglichen Namen „Savage Poetry“ auf die Menschheit los.

Das die Songs, obwohl sie schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, kein bisschen altbacken klingen, versteht sich von selbst. Würde die Tatsache, dass es sich hierbei um Songs aus dem Jahre 1995 handelt nicht im Booklet erwähnt werden, bin ich mir sicher, dass niemand so etwas vermutet hätte. Los gehts mit der Midtempo-Nummer „Hallowed“- die die Openerposition hervorragend besetzt und den Einstieg für einen der stärksten Stücke auf dem Album bereitet. „Misguiding Your Life“ geht absolut noch vorne, dank der Gesangskünste von Goldkelchen Sammet, der nicht nur in den höchsten Höhen schwelgt; und dank der raffiniert eingestreuten Breaks und Tempowechsel weiß das Stück absolut zu überzeugen. Ob der Ausflug in die Kinderliedabteilung in der Mitte des Stücks allerdings sein muss bleibt fraglich.Natürlich gibt es aber auch ganz romantische Seiten auf der CD zu entdecken und der Fünfer schafft es wieder einmal schnulzige Stücke gerade so kitschig zu gestalten, dass es noch nicht lächerlich wirkt. So ist mit „Sands Of Time“ ein reines Pianostück mit melancholischem Einschlag und mit „Roses To No One“ eine gefühlvolle Powerballade auf dem Album vertreten.
Das erstaunliche an diesen Stücken – wobei das eigentlich für das ganze Album gilt – ist die Tatsache, dass sie heute genauso klingen würden. Böse Zungen könnten jetzt behaupten, EDGUY haben sich also gar nicht weiterentwickelt, wohlwollendere Betrachter würden es einfach als Zeichen für das große Potential der Band sehen, dass einfach schon anno 95 sichtbar war.

Herzstück von „Savage Poetry“ ist sicherlich das genau zehnminütige „Eyes Of The Tyrant“. Mit von Donner untermalten ruhigen Klängen schmeichelt es sich gefällig an die Gehörgänge, bevor es dann unverhofft nach vorne losprescht. Aufgrund des ungewöhnlich hoher Variationenreichtums kann man dem Stück absolut berechtigt das Prädikat „episch“ verleihen. Besonders der von Eggi eingeleitete ruhige Teil in dem der Paradeschwiegersohn hinterm Mikro auch mal düster Töne findet, fällt positiv auf. Ein wirklich starkes Stück.

Ohne auf die restlichen Lieder näher eingehen zu wollen, kann man bis hierher sagen, dass es sich bei „Savage Poetry“ um ein klassisches EDGUY-Album handelt, dass es auf jeden Fall verdient hat angetestet zu werden. Was dieses Album aber zu etwas ganz besonderem macht, sind die vier Bonus Stücke.
Die Lieder 10 bis 13 rumpelen völlig unverfälscht die originalen 1995er Versionen von „Misguiding Your Life“, „Sacred Hell“, „Roses To No One“ und „Sands Of Time“ aus den Boxen. Mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht erlebt man hautnah die Entwicklung, die die Jungs in den fünf Jahren durchgemacht haben mit. Die alten Stücke sind zwar keinesfalls schlecht, doch fehlt ihnen einfach etwas die Reife. Von der Produktion ganz zu schweigen. Ein wirklich sehr schöne Idee des Quintetts, diese Lieder mit drauf zu packen. Außerdem bin ich mir sicher, dass sich viele Bands so etwas nicht trauen würden, denn besonders der Metal-Workaholic Sammet wird in den ruhigen Stücken teilweise ziemlich bloßgestellt. Umso positiver ist es, dass die Band sich zu ihren Wurzeln bekennt und selbstbewusst genug ist, so etwas zu veröffentlichen. An Selbstbewusstsein hats unseren Superheros aber ja auch noch nie gemangelt…

Die Limited-Edition hat sich somit einfach ihren Platz im Plattenregal jedes EDGUY-Jüngers verdient.
Was zudem deutlich wird, ist das große Potential, das in noch unbekannteren Power-Metal Bands wie Silverlane oder Torian schlummert, die mit ihren Outputs neben den 1995er Versionen von EDGUY mehr als tadellos bestehen können.
Einziger Kritikpunkt ist die mir nicht so ganz gefallende Gestaltung der CD, aber so etwas ist ja bekanntlich Geschmacksache….

Wertung: 8 / 10

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