Review Eisregen – Krebskollektion

Indizierungen gehören zu EISREGEN wie der Christbaum zu Weihnachten: Drei Alben und eine MCD wurden allein in der Zeit zwischen 1998 und 2004 auf den deutschen Index gesetzt und deshalb aus den Regalen und Online-Shops verbannt. Indiziert sind dabei jedoch nicht die gesamten Alben, sondern einzelne Songs auf den CDs – während andere lediglich als „Beifang“ in den Archiven der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien BpjM landeten. Dieses Schlupfloch nutzen die Thüringer, beziehungsweise deren Label Massacre Records, nun für eine Kompilation – die „Krebskollektion“.

Auf zwei CDs findet der geneigte Fan hier eine illustre Zusammenstellung aus nicht beanstandeten Songs indizierter Alben, Neueinspielungen sowie bislang unveröffentlichtem Material.

Auf CD 1 finden sich so mit Songs wie „Vorabend der Schlacht“, „Scharlachrotes Kleid“ (beide KK), „Ein Jahr im Leben des Todes“ (FF) oder „Blutgeil“ (WW) 13 Hits der Band, welche bislang legal nur schwer und zu horrenden Summen zu bekommen waren. Zwar wurden diese von Markus Stock in dessen etabliertem Studio E neu gemastert, all zu viel sollte man sich davon jedoch hier nicht erwarten. So klingen die Songs in der Neuauflage nicht nur je nach Ursprungsalbum sehr verschieden, sondern auch geremastered mitunter immer noch recht schwach auf der Brust. Dies ist zum einen insofern schade, als das durchaus große Potential, das bereits in diesen Songs steckt, auch in den neuen Versionen nicht vollends ausgeschöpft wird, zum anderen, da die Kompilation so etwas zusammengestückelt klingt.

Bei CD 2 handelt es sich um eine Bonus-Material-Sammlung. Neben einer Live-Version von „Blutgeil“ sowie den beiden Cover-Songs „Born Dead“ (Death) und „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ (Falco) enthält diese zwei neu eingespielte Klassiker sowie zwei gänzlich neue Songs. Während von letzteren „Brut“ weniger, „Engelmacher“ hingegen deutlich mehr zu überzeugen weiß, sind es überraschenderweise vor allem die Neueinspielungen, die begeistern: Bekommt schon „Fleischhaus“ von der gleichnamigen MCD (1998) durch die Neueinspielung einen neuen Charakter, poliert das dezente Rearrangement in der 2012er-Version den schon im Original großartigen Song „Scharlachrotes Kleid“ zu einem wahren Kleinod makabrer Tonkunst auf.

Wer die Songs von Tonträger Nummer eins bereits sein Eigen nennt, sollte den Kauf dieser Veröffentlichung gründlich überdenken, unterscheiden sich die neu gemasterten Versionen doch nur unwesentlich von den Originalen. Alle anderen EISREGEN-Fans können hier schon aufgrund dieser 13 Songs bedenkenlos zugreifen.
Wie viel Bedeutung man bei der Kaufentscheidung dem zweiten Silberling beimessen möchte, muss jeder selbst entscheiden, hat diese Songsammlung zwar definitiv ihre Höhepunkte, ist aber alles in allem auch kein Muss. Fair immerhin, dass es die limitierte, geprägte und nummerierte Digipack-Edition wie auch die Standard-Edition zum fan-freundlichen Special-Price gibt. Und für diesen geht diese Kompilation definitiv in Ordnung – zumindest, um sich die Wartezeit auf das 10. Studioalbum, „Todestage“, zu vertreiben.

Keine Wertung

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