Review Eldamar – A Dark Forgotten Past

  • Label: Northern Silence
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Black Metal

Norwegen, Black Metal, Soloprojekt, Keyboards, Tolkien – eine Handvoll Begriffe reicht eigentlich schon aus, um die Essenz von ELDAMAR zu erfassen. 2015 vom damals gerade mal 19 Jahre alten Mathias Hemmingby gegründet und nach dem Reich der Elben aus Mittelerde benannt, kam ein Jahr später schon das Debüt „The Force Of The Ancient Land“ und zwischendurch eine Verewigung als Summoning-Nacheiferer in Form eines Covers von „Land Of The Dead“. Mit „A Dark Forgotten Past“ folgt nun das zweite Studioalbum und schon das atemberaubend schöne, romantische Artwork, das abermals von Albert Bierstadt entlehnt wurde, verrät, dass ELDAMAR keinen allzu großen Wandel durchlaufen hat.

Tatsächlich ähnelt Album Nummer zwei seinem Vorgänger nicht nur musikalisch, sondern sogar in seinem Aufbau. Zwar hält ELDAMAR seine Kompositionen diesmal strikt unterhalb der Zehn-Minuten-Marke, dennoch ist ein Hang zu ausschweifenden Strukturen weiterhin ersichtlich. Allerdings finden sich zwischen den prunkvollen, ausladenden Ambient-Black-Metal-Nummern auch diesmal ein paar kürzere Exemplare, in denen dann meist die stimmungsvollen Keyboards die Führung übernehmen („The Passing“). Nicht, dass ELDAMAR sich dem Tasteninstrument in seinem Schaffen nicht ohnehin schon eingehend genug widmen würde. Auch in diesem Aspekt ist „A Dark Forgotten Past“ ganz das Kind seines Vaters – zum Guten wie zum Schlechten.

Einerseits sind es gerade die facettenreichen, geradezu magischen Keyboards, die dem Album seine hypnotisierende Aura von Mystik und seine erhabene Ästhetik verleihen, andererseits scheint sich ELDAMAR fast schon ein bisschen zu sehr in derlei Klänge verliebt zu haben. Die restliche Instrumentalisierung lässt nämlich ebenso zu wünschen übrig wie der Gesang. Den weit entfernten, unscharfen und nur sporadisch eingesetzten Screams kann man nur bedingt etwas abgewinnen und wie schon auf der ersten Platte gibt es mit „In Search For New Wisdom“ genau einen Song, in dem die Gitarren mehr sind als nur dröhnende Hintergrundbeschallung. Die stimmungsvoll verwässerten, melancholischen Gitarren bilden hier ausnahmsweise eine äußerst einnehmende Einheit mit den Ambient-Tönen.

Ebenjene Symbiose muss leider auch den Drums abgesprochen werden, die zwar ein wenig abwechslungsreicher arrangiert sind und in den getragenen Double-Bass-Passagen einen stimmigen Rhythmus vorgeben, sich mit den gelegentlichen Blasts und dem künstlichen Sound jedoch unpassend roh abheben („Ancient Sorcery“). Der schwerwiegendste Störfaktor ist jedoch der flächendeckende wortlose Frauengesang, den ELDAMAR viel zu inflationär einsetzt. Einige Minuten lang verzaubert dieser noch ob seiner friedlichen, ätherischen Schönheit, allzu bald strapaziert er jedoch nur noch die Nervenstränge.

Dass Screams, Riffs und Drum-Patterns lediglich im Hintergrund agieren und gänzlich von einlullenden Keyboards überlagert werden, muss kein Nachteil sein, wie man zum Beispiel bei Lustres „Blossom“ beobachten konnte. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass ELDAMAR auf „A Dark Forgotten Past“ immens viel Potential verschenkt hat. Die Keyboards und die visuelle Gestaltung sind wirklich faszinierend, ein reines Ambient-Werk hätte jedoch vielleicht besser funktioniert. So fragt man sich doch immer wieder, welchen Zweck die Metal-Elemente und die penetranten Female-Vocals hier erfüllen. Insgesamt bleibt das Debüt wohl vorzuziehen. Abschreiben sollte man ELDAMAR dennoch nicht, dafür ist das Projekt schlichtweg zu interessant und vielversprechend.

Wertung: 6 / 10

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