Review GrooVenoM – Pink Lion

(Djent/ Extreme Metal/ Pop/ Techno) „Last but not least, a great ‚fuck you!‘ to this spineless metal-scene out there! We‘re extremely sorry, that you are not clever enough to understand our sense of humor. New Wave Of Mainstream!“ Mit diesen Zeilen endet das Booklet zum zweiten Album von GROOVENOM, das auf den Namen „Pink Lion” hört und dieser Tage das Licht der Welt erblickt.

Dabei ist natürlich zu beachten, dass das Debüt noch als Zwei-Mann-Instrumental-Projekt entstand und erst danach Ex-Mitglieder von The Last Hangmen, Korpus und Skipdown die Truppe verstärkten und somit zu einer „echten“ Band machten – sollzusagen eine „Dresdener All-Star-Band“. Mit dieser personellen Veränderung ging auch ein signifikanter Wandel in der Musik einher. Weg vom Djent, hin zu deathcoriger Popmusik, welche mit Techno-Beats, Breakdowns, melodischen Soli und Mosh-Parts, sowie Dub-Step- und Rap-Einflüssen durchsetzt ist.
„WAS ZUR HÖLLE???, werden sich an dieser Stelle wohl nicht wenige Metal-Fans und Puristen fragen, womit sie genau das tun, was GROOVENOM wollen. Denn die Dresdner setzen auf „Pink Lion“ ganz bewusst auf Provokation und Grenzüberschreitung. Dies resultiert zum einen aus der puren Lust am Experimentieren und daran, mit verschiedensten Einflüssen und Genres zu spielen. Andererseits ist dieses Album aber auch ein ganz bewusster und dezidierter Mittelfinger an alle Mitglieder der Trve-Metal-Szenepolizei, die mit ihrer Intoleranz nicht wenigen gewaltig auf die Nerven gehen.

Dabei kreieren GROOVENOM ganz bewusst ein individuelles Image als Könige einer rückgratlosen Szene, die zwar immer meckert, dann aber doch in der ersten Reihe steht („Traitors To The Scene“). Zeilen wie „The Groove Is The Venom Inside Your Veins/ Fuck Your Uniformity!/ Fuck Your Damn Equality!” („Venom In Veins“) werden dabei wohl vielen Puristen sauer aufstoßen, die doch ach so viel Wert auf Trveness legen. Passenderweise reißt die Truppe mit „New Wave Of Mainstream“ dann ihr selbst geschaffenes Image direkt selbst wieder ein.
Allerdings hauen GROOVENOM nicht nur verbal auf die Kacke, sondern untermauern ihre Botschaft auch mit amtlich fetter Musik. „Pink Lion“ strotz nur so vor massiven Riffs im Djent-Style und mit dem modernen, von Meshuggah inspirierten Gitarrenton. Allerdings werden diese Riffs immer wieder von Breakdowns und Technobeats aufgebrochen, was der Scheibe eine enorme Dynamik und Tanzbarkeit verleiht. Zusätzlich zeigt sich Sänger Mr. Sanz äußerst variabel, growlt und screamt was das Zeug hält, lässt aber auch immer wieder seinen Klargesang zum Tragen kommen („Bright Night“), was – im Zusammenhang mit den elektronischen Klängen – zu starken Erinnerungen an Enter Shikari führt. Auf „Crumbling Facade“ gibt es zudem eine kurze Spoken-Word-Einlage, deren Vibe massiv an Tom G. Warrior erinnert, dann aber abrupt von einem Wisch des Turntables hinfort gefegt und durch eine weiter tanzbare Metal-Electro-Kombination ersetzt wird.

Allerdings geht es auf „Pink Lion“ nicht durchgängig um die Kritik an dem Menschen mit dem berüchtigten Stock im Allerwertesten. GROOVENOM widmen sich auch durchaus ernsten Themen, wie Abhängigkeit („Crumbling Facade“), verlorenen Bindungen („Masquerade“), der Liebe („Walking On Shards“) und der Perspektivlosigkeit der Jugend („Generation Porn“).
Dabei fällt der durchgängig sehr moderne und glatte Sound der Platte auf, für den Daniel Haniß verantwortlich zeichnet. Dieser passt hervorragend zu den elektronischen- und Djent- Klängen, wirkt aber zugleich ein wenig steril, was aber mit Sicherheit im Auge des Betrachters liegt. Fans des modernen Metal etwa dürfte der Sound durchaus zusagen. Zudem gelingt es GROOVENOM nicht immer, das Energielevel hoch zu halten. „Walking On Shards“ etwa wirkt mit seiner ruhigeren Ausrichtung etwas deplatziert, ohne jedoch komplett aus dem Rahmen zu fallen. Das abschließende, instrumentale „Apartment 69“ hingegen ist ein starker Song, der allerdings nicht so ganz zum Rest von „Pink Lion“ passen will. Einzig die Verwendung der englischen Grammatik ist punktuell wirklich haarstäubend und dürfte bei den anglophilen Hörern einen etwas faden Beigeschmack hinterlassen.

Unterm Strich haben GROOVENOM mit „Pink Lion“ ein starkes, mutiges Stück Musik geschrieben, dass die Meinungen der Hörer sicher spalten wird. Wer gerne mal über den Tellerrand schaut und genreübergreifende Musik mag, wird mit „Pink Lion“ seine helle Freude haben. Wer seine Musik lieber straight und genrerein mag, wird GROOVENOM hingegen als echte Anfechtung empfinden. Also letztlich genau das, was die Dresdener mit ihrem Album erreichen wollen.

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Wertung: 8 / 10

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