Review Hexvessel – Kindred

(Folk / Retro-Rock / Avantgarde) Seit dem HEXVESSEL-Debüt „Dawnbearer“ im Jahr 2011 ist deren Sound eine Welt für sich: Aus dem avantgardistisch angehauchten Singer-Songwriter-Soloprojekt von Mat McNerney wurde über die Jahre eine Psychedelic-Rock-Band mit viel Retrocharme („When We Are Death“). Nach dem wieder etwas folkigeren „All Tree“ dreht der umtriebige Brite mit Wohnsitz in Finnland das Rad für „Kindred“ einmal mehr weiter – und kommt so fast zurück zu seinem Ausgangspunkt.

Denn auf dem nunmehr fünften HEXVESSEL-Album findet sich nahezu alles, was in ihrer knapp zehnjährigen Geschichte den Sound der Band geprägt hat – nur eben wohldosiert: So schraubt sich schon der Opener vom gemächlichen Atmo-Rock über anschwellende Orgel-Sounds hinauf zu wildem Retro-Rock mit verrauchtem Gitarren-Solo und in der Folge einer ordentlichen Portion ’70s-Vibes. Im Gegensatz (oder eher als Kontrapunkt) dazu bietet das gelungen umgesetzte Coil-Cover „Fire Of The Mind“ mit seiner Kombination aus Streichern und Akustikgitarre wieder jenen folkig-spirituellen Touch des „Forest Folk“ der Anfangsjahre.

Auch „Bog Bodies“ mit seiner doomigen Attitüde, die durch den präsent-entspannten Bass in Kombination mit der Trompete gar an Bohren & Der Club Of Gore denken lässt, hat wenig mit dem verschwurbelten Rock der letzten Werke zu tun. Noch deutlicher wird die Rückbesinnung dann in dem Stück „Sic Luceat Lux“, bei dem sich HEXVESSEL so sehr in spirituell-experimentellen Klängen verlieren, dass kaum noch von einem strukturierten Song gesprochen werden kann. Oder „Kindred Moon“ mit extrem hohem Gesang und verqueren Klängen gleichermaßen den avantgardistischen Aspekt im Sound von HEXVESSEL hervorhebt.

Konnte man HEXVESSEL mit ihrem Streben zum so gehypten Retro-Rock eventuell noch „unterstellen“, sich bei einem größeren Publikum anbiedern zu wollen, ist „Kindred“ genau das Gegenteil: Im sympathischen Maße kauzig, im nötigen Maße eingängig und bei alledem: mit allem gesegnet, was man sich von HEXVESSEL nur wünschen kann.

Drei Alben mit Code, eins mit Dødheimsgard, drei mit Grave Pleasures (respektive Beastmilk), nebenbei eines mit The Deathtrip und ein paar Veröffentlichungen anderer Projekte in den letzten 15 Jahren – man könnte glatt meinen, Mat McNerney sei rastlos. Doch selbst wenn das stimmt: In der Welt von HEXVESSEL scheint McNerney nach wie vor aufzugehen. Der letzte Beweis dafür ist „Kindred“, das anrührendste, gefühlvollste Werk seit „No Holier Temple“ – eigentlich aber seiner gesamten, stattlichen Diskografie.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert