Review Iotunn – Access All Worlds

2016 wussten IOTUNN mit der EP „The Wizard Falls“, die sie in Eigenregie veröffentlichten, durchaus zu gefallen – 2021 folgt nun das Debüt in voller Länge, dieses Mal unter den Fittichen des renommierten Labels Metal Blade Records. IOTUNN, deren Name eine Abwandlung aus dem altnordischen „jætte“ ist, was „Riese“ oder „riesengroß“ bedeutet, wollen textlich wie auch musikalisch die menschliche Existenz reflektieren – eingebettet in eine Geschichte von waghalsigen Raumfahrern auf einer kosmischen und kontemplativen Reise.

Der Opener „Voyage Of The Garganey I” gibt die Richtung vor und kann direkt ordentlich zünden: Auf den sphärischen Beginn folgt gleich ein metallischer Ausbruch, begleitet von eher gewöhnlichen, dunklen Growls. Erst wenn der Klargesang von Sänger Jón Aldará (Hamferð, Barren Earth) einsetzt, entfaltet sich die Magie von IOTUNN – das emotional-zerbrechliche Timbre seiner Stimmbänder verleiht der Musik einen melancholischen Touch, der den mal spielfreudigen, mal direkteren instrumentellen Ansatz der Dänen hervorragend ergänzt.

Der über allem stehende Gesang bedeutet jedoch nicht, dass nicht auch der Rest des Quintetts mit Qualität punkten kann: Das Riffing ist knackig, das Schlagzeug variabel und auch der Sound kann sich hören lassen. Aber es haben nicht nur positive Einträge auf den Notizzettel geschafft: Der harsche Gesang ist eher Standard-Ware, auch wenn er nicht unbedingt negativ auffällt. Darüber hinaus kommt trotz des konzeptionellen Hintergrundes der Platte nicht das Gefühl auf, dass wir uns thematisch im Weltraum bewegen – dafür sind die atmosphärischen Momente zu rar gesät. Und gerade bei den Longtracks, dem titelgebenden „Access All Worlds“ und dem Rausschmeißer „Safe Across The Endless Night“ fehlt es IOTUNN ein wenig an stringenter Melodieführung, so dass diese trotz aller technischen Fertigkeiten ein wenig abfallen.

„Abfallen“ ist jedoch ein viel zu starker Begriff, denn das musikalische Geschick von IOTUNN ist enorm groß und Glanzpunkte kann letztendlich jedes der sieben Songs bieten: das harte, abwechslungsreiche und mit rauem Klargesang gewürzte „Laihem‘s Golden Pits“ etwa oder der weitere Longtrack „Waves Below“, der darüber hinaus auch noch starken, mehrstimmigen Gesang bietet. Ein weiterer Pluspunkt ist der elegische Ansatz in dem vor Albumrelease veröffentlichten „The Tower Of Cosmic Nihility“ und „The Weaver System“ – dieses im Hintergrund arbeitende schwermütige Flair ist trotz der immer wieder härteren Parts über die ganze Spielzeit spürbar und gehört somit absolut zu den Highlights von „Access All Worlds“.

Auch wenn es atmosphärisch nicht allzu kosmisch zugeht, ist „Access All Worlds“ ein exemplarisches Stück Progressive Metal geworden. Es ist wuchtig produziert, durchgehend gitarrengetrieben und auf gesanglicher Ebene sehr abwechslungsreich, der Klargesang gar herausragend. Dazu ein vielfältiges Schlagzeugspiel und Riffing und et voilà: IOTUNN setzen eine markante musikalische Duftmarke, die bei Genre-Liebhabern voraussichtlich positiven Anklang finden wird.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Sebastian Mighali

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