Review Mornir – Hexer (Single)

Geduld ist eine Tugend, ohne die man es als Underground-Metal-Enthusiast ausgesprochen schwer hat. Da weniger bekannte, zumeist als Hobby-Projekt geführte Bands im Normalfall weder die zeitlichen noch die finanziellen Ressourcen für regelmäßige Veröffentlichungen aufbringen können, muss man auf neue Songs schon mal ein paar Jahre warten. Dass sich MORNIR erst vier Jahre nach ihrer durchaus hörenswerten 2015er EP „Entfesselt“ mit einer gerade mal zwei Songs umfassenden Single mit dem Titel „Hexer“ zurückmelden, kann man den deutschen Pagan-Metallern demnach kaum zum Vorwurf machen. Doch vermögen MORNIR die inzwischen wohl etwas abgeflaute Vorfreude auf ihr noch ausständiges Full-Length-Debüt mit ihren beiden neuen Tracks wieder aufleben zu lassen?

Wie zu erwarten ist „Hexer“ in seinem Umfang im Vergleich zu „Entfesselt“ ein recht bescheidener Release: Weder werden die zwei neuen Nummern von einem pompösen Symphonic-Intro und einem ausschweifenden Instrumental eingerahmt noch versuchen MORNIR, die Aufmerksamkeit der potentiellen Hörer mit einem aufpolierten, actionreichen Fantasy-Artwork zu erhaschen. Stattdessen bekommt man mit dem Titeltrack und „Herr in Wind und Tälern“ schlicht zwei etwa vierminütige, geradlinige Nackenbrecher geboten, die in dem weniger aufdringlichen, professionell gestalteten Cover passend visualisiert wurden.

Kompositorisch zeigen sich MORNIR im Jahr 2019 mehr oder minder unverändert. Die kraftstrotzenden Growls und Screams, das kämpferische Riffing und die wuchtigen, zum Teil simpel stampfenden Drums sorgen für den metallischen Schneid, während das verspielte, energetische Geigenspiel über weite Strecken die melodische Führung übernimmt. Entsprechend der kriegerischen Grundstimmung der Musik werden mitunter auch Gang-Vocals eingesetzt, die den dynamischen Refrain des Titellieds zu einem sofortigen Ohrwurm machen und der Bridge des zweiten Tracks einen gewissen Folk-Touch verleihen.

Grund zur Kritik geben MORNIR mit ihrer Single allenfalls dahingehend, dass das Quintett darauf ein wenig zu sehr auf Nummer sicher gegangen ist und dass die Stücke an manchen Stellen ein wenig hektisch wirken. Ein gewisser Fortschritt ist auf „Hexer“ immerhin in Bezug auf die Produktion festzustellen – soundtechnisch hat die Single etwas mehr Power als die Vorgänger-EP.

Großes Aufsehen oder gar Kontroversen werden MORNIR mit „Hexer“ wohl nicht erregen. Das Niveau ihrer bisherigen Veröffentlichungen kann die Pagan-Metal-Truppe hiermit zwar problemlos halten, abgesehen von der druckvolleren Produktion gibt es jedoch keinerlei aufregende Neuerungen zu bestaunen. Wer „Entfesselt“ mochte, wird mit den beiden neuen Nummern allerdings sicherlich zufrieden sein und auch Fans des Genres im Allgemeinen sollten daran nicht zuletzt wegen der fidelen Geigenarrangements Gefallen finden. Innovation und Experimentierfreude sucht man hier zwar vergebens, die Hoffnung, dass MORNIR eines Tages auch ein hörenswertes, vollumfängliches Album herausbringen, bleibt jedoch nach wie vor bestehen.

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