Review Nails – You Will Never Be One Of Us

Abgrundtiefer Hass, pure Verachtung, ungezügelte Aggression, Luft abschnürende Wut: alles Reaktionen, die auf die aktuelle weltpolitische Lage leider allzu vertraut erscheinen. In den letzten Jahren hat es kaum eine Band präziser geschafft, diese negativen Gefühle in Musik zu verwandeln als NAILS auf ihren ersten beiden Alben. Mit ihrer stets im roten Bereich pulsierenden Mischung aus Powerviolence, Hardcore, Death Metal, Thrash Metal, Sludge, Grindcore und Punk wurde – nicht zuletzt durch die umwerfende Livepräsenz der Band – auch Nuclear Blast auf NAILS aufmerksam. Die Folge: „You Will Never Be One Of Us“, das dritte Album der Band, erscheint nun beim Majorlabel, geht dabei allerdings keinerlei Kompromisse ein.

Mit knapp 22 Minuten Spielzeit ist „You Will Never Be One Us“ das bisher längste NAILS-Album, die durchschnittliche Songlänge bewegt sich dennoch wieder im 90-Sekunden-Bereich. Die einzigen Ausnahmen: Mit „Violence Is Forever“ schleicht sich ein mehr als dreiminütiger Song ein, während der Abschluss in Form von „They Come Crawling Back“ mit mehr als acht Minuten Spielzeit mehr als ein Drittel der gesamten Spielzeit einnimmt. Dabei ist es vollkommen egal, wie lange eine einzelne Nummer dauert: NAILS überzeugen sowohl auf der Kurzstrecke als auch über die Langdistanz. So gerät „You Will Never Be One Of Us“ als Titeltrack zum perfekten Opener für diesen musikalischen Kübel Hass, bringt er doch alle Trademarks von NAILS auf den Punkt: donnernde Blastbeats, markerschütternde Riffs, Todd Jones‘ wütendes, tiefes, kaum verständliches Gebrüll und trotz einer Songlänge von gerade einmal 90 Sekunden kaum Wiederholungen, sondern durchdachten, schlüssigen Songaufbau. Selbst im 45-sekündigen „Friends Of All“ packen NAILS eine schier unfassbare Menge an Ideen und Strukturen.
Auf der anderen Seite verdient „They Come Crawling Back“, der bisher längste Song in der NAILS-Geschichte, besondere Aufmerksamkeit: Über acht Minuten schleifen sich NAILS ausgehend von düsteren Klängen zu Beginn über eine bedrohliche Mischung aus Black und Thrash schließlich durch einen widerwärtigen, schlicht begeisternden Sludge-Song. Dass am Ende ein Fadeout steht, trübt den Gesamteindruck ein bisschen, würde ein großer Knall doch besser zu den Wutattacken auf „You Will Never Be One Of Us“ packen, als ein allmähliches Verschwinden.

In „Violence Is Forever“ sowie in „In Pain“ blitzen kurz leider nur bedingt überzeugende Thrash-Metal-Soli auf, die allerdings schnell wieder im Chaos verschwinden, während an anderen Stellen immer wieder heftige Breakdowns die ohnehin schon massiven Soundgebilde erschüttern und Feedbackrauschen für Verstörung sorgt. Die Produktion von Kurt Ballou passt perfekt zu „You Will Never Be One Of Us“, wobei besonders der Schlagzeugsound mit seiner tiefen Snaredrum, die jedes Mal wie ein Schlag in die Magengrube klingt, überzeugt.
„You Will Never Be One Of Us“ ist das bisher abwechslungsreichste, in sich schlüssigste und am stärksten produzierte NAILS-Album, an dem es kaum etwas auszusetzen gibt. Auch wenn es nur Nuancen sind, lotet der Dreier aus Kalifornien die Grenzen ihrer bewusst abstoßenden Musik immer wieder in neue Richtungen aus und scheut sich nicht, in den Dreck und die Verachtung auch minimale Eingängigkeiten einzustreuen.

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Wertung: 8.5 / 10

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