Review Omnia – Naked Harp

Dass OMNIA-Frontmann Steve in Sängerin und Harfistin Jenny seine Seelenverwandte gefunden hat, ist alles andere als ein Geheimnis. Zu gern erzählt Steve, wie er sich vom ersten Moment an in Jennys gefühlvolles Harfenspiel und damit auch in Jenny selbst verliebt hat, und wie sie seitdem nicht nur innerhalb der Band OMNIA gemeinsame Wege gehen. Während OMNIA jedoch aus vielen Bandmitgliedern und damit vielen Einflüssen, Instrumenten und Botschaften besteht, war es ihnen, und natürlich besonders Steve, ebenso ein Anliegen, Jenny als brilliante Harfistin einmal in den Vordergrund zu stellen. Das Ergebnis dieser Bemühungen nennt sich “Naked Harp” – und hält genau, was es verspricht.

Gleich vorneweg: “Naked Harp” ist ein reines Harfenalbum. Wer hier anderes erwartet, wer sich auf instrumentale Begleitung der OMNIA-Mitglieder einstellt oder auf zusätzlichen Gesang und OMNIA-typische Botschaften wartet, wird sich vermutlich ärgern. Kaum anderes ist zu hören als Jennys reines Harfenspiel, pur und unverfälscht, und nur gelegentlich leise begleitet von einem Rhythmusinstrument oder, wie im Falle von “Uvil Uvil”, von ihrer elfenhaften Stimme. Dabei wählte Jenny für ihr, ja, quasi Soloalbum, sowohl bekannte traditionelle, keltische Melodien, als auch eher unbekanntere und eigens komponierte, wodurch ein durch die Klangwelt homogenes, aber dennoch abwechslungsreiches musikalisches Erlebnis geboten wird. Fröhliche Stücke wie “Jenny’s Tits” finden genauso ihren Platz wie das mystische Stück “Luna” oder das melancholische “En Avant Blonde”. Sogar ein Medley aus bekannten OMNIA-Melodien fand seinen Weg auf die Tracklist. Wie sehr die junge Musikerin ihr Instrument liebt, ist aus jedem Zupfen und Streichen klar herauszuhören.
Wie immer, wenn OMNIA etwas veröffentlichen, handelt es sich dabei nicht nur um ein Album, sondern um ein Gesamtkunstwerk. “Naked Harp” ist schon optisch ein Hochgenuss, wurde dafür doch die talentierte und nicht nur in der Gothic-Szene sehr bekannte Künstlerin Victoria Franc´es gewonnen. Mit stilvollen, feinen Zeichnungen und Skizzen fügt sie den gefühlvollen Melodien Bilderwelten hinzu und gibt dem sowieso schon sehr hochwertig produzierten Album und Booklet eine zusätzliche, künstlerisch ansprechende Ebene. Zusätzlich dazu findet sich zu jedem Track ein kleiner Abschnitt, der Jennys Gedanken und die traditionellen Hintergründe zu den Melodien beschreibt. Wer also nicht nur die Augen schließen und sich aus dem Alltag träumen möchte, bekommt mit “Naked Harp” auch etwas für’s Auge.

“Naked Harp” ist sicherlich kein typisches OMNIA-Album geworden, dafür liegt der Fokus schlicht zu sehr auf dem titelgebenden Instrument. Dennoch fügt sie sich wie ein komplementierendes und komplettierendes Werk in die Band-Diskografie ein. Mit knapp 50 Minuten als Einzelalbum recht kurz geraten, ist die Länge doch genau passend für eine entspannte Stunde in der Badewanne oder auf dem Sofa mit einem Tee in der Hand. Und wer die Songs auf eine Playlist mit den anderen OMNIA-Tracks packt, wird merken, wie sehr diese Harfenstücke sich in das Gesamtwerk einordnen, und dass sie vielleicht sogar bisher gefehlt haben. “Naked Harp” ist sicherlich kein aufregendes oder weltbewegendes Album geworden – aber ein schönes, zum Wegträumen und Genießen, und von dem es hoffentlich auch das eine oder andere Stück in die Live-Auftritte schafft.

Wertung: 8 / 10

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