Review Omnia – Reflexions

OMNIA haben sich selbst 2018 eine kleine Pause auferlegt. Die Pagan-Folker rund um Steve und Jenny gönnen sich eine Auszeit, doch sie entlassen ihre Fans nicht ohne neue Veröffentlichung in das (fast) OMNIA-freie Jahr. “Reflexions” heißt die neue Scheibe, und darauf, passend dem Titel, finden sich ausschließlich bekannte OMNIA-Songs, neu interpretiert, vermischt und reflektiert. “Etwas noch nie dagewesenes”, versprechen die Künstler vollmundig, und tragen ziemlich dick auf bei einem Ergebnis, das zwar wirklich schön – aber auch nicht unbedingt weltbewegend ist.

Vorneweg: Wer eine physische OMNIA-CD kauft, erhält immer auch einen gewissen Mehrwert als Dankeschön. Haptik, Optik und Gestaltung sind auch bei “Reflexions” wieder außerordentlich gelungen. Besonders in das Booklet und dessen Info-Gehalt wurde viel Zeit und Liebe gesteckt, findet sich hier doch bei jedem einzelnen Track eine exakte Auflistung, aus welchen einzelnen bekannten OMNIA-Songs er zusammen gesetzt wurde, und zusätzlich dazu sogar noch ein Hinweis, auf welchem der 10 Studio-Alben der Band dieser Song in seiner Ursprungsform zu finden ist. So gibt es Remixe mit Stücken, die querbeet aus der Diskografie gezogen wurden (z.B. “Alive Until We Die” oder das eingängige „Suck My Flute“), aber auch welche, die sich auf Stücke eines einzelnen Albums beschränken (z.B. “Musick”) oder nur mit sich selbst umbearbeitet wurden (z.B. “Toyz In The Attic”). Auch Jennys Quasi-Soloalbum “The Naked Harp” findet, wunderschön zusammengefasst und gemixt in “Luna’s Coracle”, einen sechsminütigen Spot auf “Reflexions”. Da der OMNIA-Sound sich nie großartig verändert hat, scheint es nur logisch, auch als Band einmal zurück zu blicken und nach roten Fäden zu suchen, nach spannenden Parallelen und ansprechenden Kontrasten. Dass, nach Jahren der (in großten Teilen) identischen Setlist auf Konzerten, sowohl Fans als sicher auch Band sich danach sehnen, das bekannte Programm mal etwas abzuändern, Vielgespieltes einem Facelift zu unterziehen und Hörgewohnheiten etwas durchzuschütteln, ist mehr als verständlich.
Das Ergebnis dieses Experiments zeigt sich auf “Reflexions” durchaus ansprechend. Wer OMNIA sowieso mag, wird hier an keine ungewohnten Ecken und Kanten stoßen. Steve, Jenny und Sampler/Keyboarder Christopher Juul (der Mann hinter Bands wie Heilung, Valravn und Euzen) haben ihre Hausaufgaben mehr als gründlich gemacht und zusammengebracht, was zusammenpasst. Der Titel des Albums trifft es ziemlich gut: Hier wurde reflektiert, nicht verändert oder gar genrefremd gecovert. Dass Musikhörende, die mit OMNIA bisher wenig anfangen konnten, mit dieser neuen Scheibe nicht überzeugt werden, ist dem Leser sicher mittlerweile klar. Wer den naturbezogenen Sound der Band aber zu schätzen weiß, findet in “Reflexions” quasi ein ruhiges, gedankenverlorenes Best-Of, das mit repetitiven, träumerischen Parts und minimalistischer Instrumentierung mehr zur spirituellen Reise einlädt als zu lautstarker Feierei. Schon allein das über acht Minuten lange “Caveman” versetzt gedanklich direkt an Lagerfeuer längst vergangener Tage.

In einer Zeit, in der Remixes und Cover Charts und YouTube-Ranglisten stürmen, treffen OMNIA mit “Reflexions” den Zeitgeist. Ob die Abwandlungen der Stücke auch im Live-Set Verwendung finden oder dem Albumkäufer einfach nur als Alternative im CD-Regal bleiben, wird sich zeigen. Schön ist die Musik, ätherisch, und perfekt geeignet für einen Abend in der freien Natur oder Tagträume im öden Büroalltag. Auf völlig neues Material müssen Fans aber leider noch etwas länger warten.

Keine Wertung

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