Review Sundog – Where My Bones Lie (EP)

Gemeinhin hat man eine sehr genaue Vorstellung davon, was man sich als Hörer unter dem Genrebegriff Stoner Rock vorzustellen hat. Das Münchner Quartett SUNDOG arbeitet mit seiner zweiten EP – der ersten auf CD erschienenen Veröffentlichung – „Where My Bones Lie“ kräftig daran, derartige Klischees und Erwartungen durcheinanderzuwirbeln.

Denn so sehr das namensgebende Intro auch „southern Flair“ verströmt, so untypisch ist es zugleich: Mit Schellen und hypnotischem Summen kreieren SUNDOG hier eine fast schon schamanische Atmosphäre, die spontan an Neil Youngs Soundtrack zum Schwarz-Weiß-Klassiker „Dead Man“ (Jim Jarmush) denken lässt. Etwas genretypischer, aber lange nicht durchschnittlich, wird es im fließend daraus hervorgehenden „Blood“: SUNDOG experimentieren hier eifrig mit Sounds und Spielweisen der Gitarre und kreieren so mal ein luftig-leichtes, melodiöses Klanggewebe, mal klassisches, schweres Stoner-Riffing – Alice In Chains lassen grüßen.

Nicht zuletzt dank der melancholisch-weichen Stimme von Fronter Martin „Dok“ Tapparo, der sich mal vorsichtig, ja, fast zaghaft, mal energisch und eruptiv seinen Weg durch die Songs sucht, aber auch durch die versonnenen Melodien erinnert „Blood“ dabei stellenweise dezent an Ahabs „The Giant“. Diese unterschwellig doomige Note mag sich nicht ganz zufällig bei SUNDOG eingeschlichen haben, ist der „Dok“ doch auch als Gitarrist bei der Funderal-Doom-Instanz Worship aktiv.

Schnell ist also klar, dass SUNDOG sich so einfach nicht auf ein Genre festnageln lassen. Ganz im Gegenteil: Durch geschickt arrangierte kompositorische Wendungen überraschen die Münchner immer aufs neue. Auf das fast einen Tick zu brave „Monsters“ lassen SUNDOG mit „Black Black Train“ eine schmissige Mischung aus Blues- und Retro-Rock in der Tradition Led Zeppelins folgen, ehe sich die Münchner in „Bugs“ mit seinen verträumten Gitarren und dem verspieltem Bass noch klarer ihrer bluesigen Seite zuwenden.

Auffällig ist der – nicht nur für eine Newcomerband – rundum perfekte Sound der Platte: Akribisch dürften SUNDOG für jeden Song, jedes Instrument, jede Spur den passenden Sound, die passenden Effekte ertastet haben. Das Resultat ist ein dynamisches Klangbild, das in jedweder Hinsicht stimmig wirkt: im crunchig-weichen Zerrsound wie im vollen, cleanen Sound der Gitarren, im satten Bass und dem filigran differenzierten Drumsound. Keine Frage: Hier steckt in jedem Ton aus reiner Liebe zur Musik betriebener Perfektionismus.

Spätestens, wenn zum Abschluss im achtminütigen „Perpetual“ all diese Tugenden noch einmal im Zusammenspiel erklingen, ist klar: Mit SUNDOG hat die Stoner-Rock-Szene einen mehr als nur vielversprechenden Newcomer dazugewonnen. Wer schon bei seiner ersten physischen Veröffentlichung mit so viel Hingabe und Talent zu Werke geht, muss es eigentlich weit bringen. Alles andere wäre eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit – nicht zuletzt all jenen gegenüber, denen die musikalische Größe dieser Band dann verborgen bliebe.

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