Review Five Finger Death Punch – American Capitalist

  • Label: Spinefarm
  • Veröffentlicht: 2011
  • Spielart: Groove Metal

Nachdem ihre ersten beiden Alben mittlerweile mit jeweils über 500.000 verkauften Exemplaren allein in den USA von der RIAA mit Gold ausgezeichnet wurden, dürften die Erwartungen an das neue FIVE FINGER DEATH PUNCH-Album zumindest jenseits des Ozeans ziemlich hoch liegen – und auch, wenn ich persönlich von der Truppe bislang nur den Namen kannte, wird das in Deutschland wohl nicht viel anders sein.

„American Capitalist“ heißt das gute Stück, welches bereits durch sein durchaus unterhaltsames, farbenprächtiges Cover, das eher an ein Filmplakat, denn an ein Albumartwork denken lässt, auf sich aufmerksam macht. Doch hinter dem grellen Cover verbirgt sich – zugegebenermaßen fast entgegen meiner Erwartungen – ein verdammt starkes New Metal / Crossover-Album.

Los geht es gleich mit dem Titeltrack und einem verdammt fetten Gitarrenriff. Spätestens, als dann das Schlagzeug sowie der Schreigesang eingesetzt haben, dürfte zumindest live kein Haupt ungeschüttelt bleiben. Wer die Band nicht kennt, kommt jedoch bereits wenige Sekunden später aus dem Staunen nicht heraus – wenn Ivan Moody nämlich mit seiner astreinen Klargesangs-Stimme den Refrain anstimmt. Ergänzt um einige furiose Gitarrensoli hat so bereits der Opener alles, was man von einem rockigen New Metal-Song erwartet.

Mit ähnlich viel Drive geht es bei „Under And Over It“ und „The Pride“ weiter, wobei vor allem die druckvolle Produktion auffällt – haben doch schon die Drums auf dem Album derart viel Wums, dass sie die Songs regelrecht in die Gehörgänge hämmern. Musikalisch könnten an dieser Stelle Vergleiche zu Stone Sour, dem Rock-Projekt der Slipknot-Musiker James und Corey gezogen werden – erinnern die Riffs, vor allem jedoch der rockige Schreigesang, merklich an die Jungs aus Des Moines, Iowa. Die Unterschiede liegen jedoch ebenso offensichtlich auf der Hand: Zum einen gehen FIVE FINGER DEATH PUNCH in den harten Passagen deutlich brachialer zu Werke, zum anderen sind die klar gesungenen Refrains auf „American Capitalist“, so schön sie auch sind, kitschiger als alles, was Stone Sour je herausgebracht haben.

Doch genau von diesem Kontrast lebt die Musik der DEATH PUNCHer: So folgt auf die Semi-Ballade „Coming Down“ mit „Menance“ gleich mal ein Brecher vor dem Herren, auch wenn auch dieser Song nicht ohne Clean-Refrain auskommt. Mit „Remember Everything“ hauen FIVE FINGER DEATH PUNCH in der zweiten Albumhälfte auch noch eine echte Stadion-Rock-Ballade raus, mit der sie Bands wie Nickelback locker Konkurrenz machen könnten… schnulzig bis dahinaus, und ehrlich gesagt nicht eben mein Fall, ist der Song jedoch ohne Frage gut gemacht und hat so auch seine Daseinsberechtigung auf dem Album. Nicht weniger episch, jedoch wieder mit deutlich mehr Zug nach vorne kommt schließlich „If I Fall“ daher, das gemeinsam mit dem wohl aggressivsten und straightesten Song des Albums, dem fast schon an Slipknot erinnernden „100 Ways To Hate“, ein wunderbares Finish abgibt… aber Achtung: Ohrwurmgefahr im Verzug!

Mit einer neuerlichen, musikalischen Steigerung – gerade was den Spagat zwischen Metal und Melodie angeht – legen FIVE FINGER DEATH PUNCH mit „American Capitalist“ ein Werk vor, das ohne Einschränkungen jedem zu empfehlen ist, der im New Metal irgendwo zwischen Korn, Slipknot und Disturbed zu Hause ist, jedoch nichts gegen eine gehörige Portion Rock und eine Ladung kitschiger Gesangslinien im Stile von Scar Symmetry hat. Ein mächtiges Album, das sich beim Kraftsport wohl genauso gut macht wie beim Zuckertörtchen Backen. Mit anderen Worten: Ein Brett. Aber mit zarter Seite.

Wertung: 9 / 10

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