Interview mit Perversifer und Vestal von Merrimack

Mit ihrem Album „The Acausal Mass“ legen MERRIMACK nach Kollegen wie Blut Aus Nord ein weiteres Paradebeispiel dafür vor, dass die französische Black-Metal-Szene in Sachen Modern Black Metal derzeit definitiv die Nase vorne hat. Gewiss, der sterile Sound ist dabei Geschmackssache – dass die Herren nicht wüssten, was sie tun, kann man ihnen jedoch beim besten Willen nicht unterstellen, wie Perversifer und Vestral auch in einem recht spontan entstandenen Interview zu bekräftigen wissen. Doch lest selbst, was die beiden zu erzählen hatten…


Hallo und vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview nehmt! Alles gut bei euch?
Perversifier : So gut es nur irgend sein kann, danke der Nachfrage!

„The Acausal Mass“ steht in Kürze in den Regalen. Wie fühlt sich das für euch an und seid ihr zufrieden mit dem Resultat?
Perversifer: Wir sind extrem zufrieden damit, wie das Album geworden ist. Wir sind stolz auf jede einzelne Note und jedes Wort – es ist definitiv unser bestes Album bislang.

Habt ihr schon (Presse-)Feedback erhalten, und wenn ja, seid ihr damit auch zufrieden?
Perversifer: Das Album ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht, insofern haben wir bislang noch nicht viel Feedback bekommen. Aber das wenige, was wir bislang bekommen haben, ist extrem gut ausgefallen.

Könntest du den Albumtitel etwas näher erläutern? Für was steht er?
Vestal: Für Wege ins Exil. Für Akausalität als Pfad zur Erleuchtung. Er steht dafür, jegliche Art von materieller Produktion abzulehnen und zu verspotten. Jemanden zu gebären bedeutet, die Fäkalienmasse zu erhöhen. „Akausal“ zu sein bedeutet, zu versuchen, nicht zu dieser Welt zu gehören, indem man sich fernhält vom Keim der Realität, vom umgekehrten Logarithmus des nicht so gut genannten „Bewusstseins“. Sterilisiert die Massen. O.N.A.-Prinzip.

Ein paar Sätze vielleicht noch zu den Texten, worum geht es auf dem Album?
V: Die endgültige und irreführende Offenbarung der Gnosis: Das Verständnis, dass die atomare Realität, einschließlich unserer gesamten Welt und unseres Fleisches, nichts anderes als eine tödliche Illusion ist, die dazu bestimmt ist, unsere Göttlichkeit zu erfassen. Jeder Mensch teilt das Schicksal Luzifers, denn es ist das Ergebnis eines liminalen Falles. Alles, was uns umgibt, ist verdorben. Eine Erlösung ist nicht möglich in diesem globalen öffentlichen Urinal, das wir „Welt“ nennen. Lobpreis und Abtreibung.


Worin seht ihr die Hauptunterschiede zwischen dem neuen Album und seinem Vorgänger?
Perversifer: Dieses Album ist homologer, mehr wie aus einem Guss. Wir haben uns lange Zeit genommen, alle Arrangements und alle noch so kleinen Details zu perfektionieren. Es ist auch etwas kürzer ausgefallen, wir waren der Meinung, dass 60 Minuten zu lang sind für eine Black-Metal-Scheibe. Aber abgesehen davon ist es MERRIMACK in Reinstform, voll mit Tempovariationen und Atmosphäre, gemischt mit rasenden und griffigen Chaos-Passagen.

Worin seht ihr die Hauptunterschiede zwischen euch und anderen Bands aus dem Genre, und warum sollten sich die Leute lieber euer Album kaufen?
Perversifer: Hör dir einfach unsere Musik an und bilde dir ein Urteil. Wir sind keine Huren, die versuchen, sich selbst zu verkaufen.
Vestal: Ich bin schon eine Hure, aber eine freie. Deshalb sollten die Leute mich bevorzugen. Bezüglich der Band scheint es mir so zu sein, dass französischer Black Metal derzeit ziemlich gehyped wird. Wir wollen nicht im Vice Magazin oder einem anderen in der Gosse der Subkultur-Presse herangereiften Magazin aus der Sparte „Evilness für Dummies“ gefeatured werden.

Kommen wir auf das Songwriting zu sprechen: Ist da bei euch jeder involviert, oder wie entsteht ein typischer MERRIMACK-Song?
Perversifer: Wir alle nehmen am Kompositionsprozess teil. Es ist wirklich eine Gruppenarbeit, und es benötigt eine Menge Zeit und Feinarbeit, bis ein Song fertig ist. Genau genommen komponieren wir zu Hause Riffs, schicken diese den anderen, und wenn jemand eine Songidee hat, macht er am Rechner einen Demotrack. Manchmal arbeiten auch zwei oder mehr Leute am selben Song. Schlussendlich treffen wir uns dann im Proberaum, um die Details zu finalisieren.
Vestal: Er entwickelt sich leidend.

Ihr habt das Album im März im Necromorbus Studio in Stockholm aufgenommen. Warum habt ihr euch für ein Studio in Schweden entschieden, und welche Erfahrungen habt ihr dort gesammelt?
Perversifer: Wir waren dort schon für die letzten beiden Alben und waren mit den Resultaten mehr als zufrieden. Einer der Hauptgründe war, dass wir Abstand von unserem normalen Pariser Leben haben wollten, von Freundinnen, Familie, Arbeit, Freunden, Partys etc… einfach abgeschottet mit den Aufgaben, die wir zu erfüllen hatten.

Warum habt ihr euch für dieses Coverartwork entschieden, und steht es in einem direkten Bezug zum Album, beispielsweise durch die Texte?
Perversifer: Wir haben Daniel von Fenomeno Design kontaktiert und haben ihm quasi eine Wildcard ausgestellt, etwas nach seinem Verständnis unserer Texte zu kreieren. Er hatte alle Texte und den Albumtitel vorliegen, hat sich eingehend mit dem Albumkonzept beschäftigt und brachte am Ende dieses großartige Artwork. Man kann auf dem Cover diverse Themen wiederfinden, die neun Engel im Pleroma, das Ende des Lichts etc…
Vestal: Daniel hat die Bedeutung und die Ästhetik von „The Acausal Mass“ wirklich verstanden, einfach durch das Lesen der Lyrics. Es war einfach eine perfekte Zusammenarbeit.


Ist das nicht der Mann, der auch das Artwork der letzten Blut Aus Nord-Scheiben gemacht hat? Zumindest stilistisch ist das Artwork ja sehr ähnlich…

Perversifer: Ja, das ist der gleiche Mann, genau, insofern ist klar, dass sich der Stil nicht allzu sehr unterscheidet.

Werdet ihr mit dem Album auch auf Tour gehen?
Perversifer: Wir planen es, aber derzeit gibt es da noch nichts Konkretes. Wir werden sehen, ob sich gute Gelegenheiten bieten…

Ok, dann vielen Dank für eure Zeit! Lasst uns das Interview an dieser Stelle doch bitte mit einem kurzen Brainstorming beenden:
Hollande:

Perversifer: Wenn du den neuen französischen Präsidenten meinst: Mir scheißegal.
Vestal: Frankreichs neue Schande.
Merkel:
Perversifer: Der gleiche Mist.
Vestal: Nutte der europäischen Technokratie.
Metal1.info:
Perversifer: Alles auf deutsch geschrieben, kann kein Wort lesen.
Vestal: Selbiges.
Blut Aus Nord:
Perversifer: Ich mag die meisten Alben, es ist eine ziemlich originelle Band, die es schon verdammt lange gibt, was Respekt verdient. Ich bin kein „Fan“, aber manchmal höre ich die schon…
Vestal: „Fathers Of The Icy Age“ und „Memoria Vetusta“ sind Kult-Alben, die ich verehrt habe, als ich jung war, aber die neue, moderne Entwicklung von Vindsval, inklusive seiner Begeisterung für Dissonanzen, finde ich recht langweilig.
Urgehal:
Perversifer: Nicht so meines.
Vestal: „Red Music With Black Edges“. R.I.P.
Fußball:
Perversifer: Interessiert mich gar nicht.
Vestal: Brot für die Massen.
Ich danke euch für das Interview und wünsche euch, privat wie bandbezogen, nur das Beste!

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert