Interview mit Roy Mayorga von Stone Sour

Während Slipknot schon längst Headliner-Status innehaben, sind STONE SOUR erst noch auf dem Weg dorthin. Doch auch das rockige Nebenprojekt von Corey Taylor und James Root erhält immer größere Aufmerksamkeit – und das völlig zu Recht. Auf ihrer aktuellen Europatour haben wir Schlagzeuger Roy Mayorga zum Interview getroffen und mit ihm über seine Zukunftspläne mit STONE SOUR, aber auch seine Einflüsse und vormaligen Jobs bei Sepultura und Soulfly gesprochen.

Ihr tourt jetzt schon zum zweiten Mal mit ”Come What(Ever) May“ durch Europa. Was hat sich alles im Gegensatz zur ersten Tour verändert?
Die zweite Tour genießt auf jeden Fall mehr Aufmerksamkeit bei den Medien und beim Publikum. Wir spielen in größeren Hallen, mehr Songs und sogar andere Songs als auf der letzten Tour. Wie du siehst, hat sich da schon einiges geändert. Wir sind auch mehr als Band zusammengewachsen, vor allem persönlich, aber auch spirituell. (Roy fasst sich in die Haare und beginnt zu lachen) Oh Mann, hab ich heute beschissene Haare! (lacht) Ich hab einfach keine Zeit mehr mir die Haare zu machen. Ich glaub ich lass sie einfach wachsen

Warum habt ihr euch entschlossen, euch dem Stress einer zweiten Tournee direkt nach einer langen, anstrengenden erstem Tournee zu geben?
Warum denn nicht? (lacht)

Die letzte ist wirklich nicht lange her …
Find ich jetzt nicht … Wir versuchen, so oft wie möglich nach Europa zu kommen. Das machen nur wenige Bands. Wir werden hier solange spielen, wie uns die Leute sehen wollen.

Bei STONE-SOUR-Shows herrscht immer eine sehr persönliche Atmosphäre. Gibt es konkretere Pläne, diese Stimmung auf einer Live CD oder DVD einzufangen?
Ja, wir haben schon darüber geredet, ob wir während der Tour filmen wollen. Aber leider haben wir es bisher nicht geschafft, Kameras mitzubringen. Wir sollten das tun! Ich denke mal, dass Corey auf der Jägermeister-Tour damit anfangen wird. Wir müssen halt nur die Kameras kaufen und sie aufstellen. Aber zurzeit konzentrieren wir uns mehr darauf, den Fans eine gute Show liefern zu können. Vielleicht fangen wir auf der nächsten Tour an zu filmen!

Welche Songs vom neuen Album kommen beim Publikum besonders gut an?
Das lässt sich nicht so einfach sagen, das ist von Ort zu Ort verschieden. Aber die Leute gehen total auf den Opener “30/30/150” oder auf “Get Inside” ab.


Spielt ihr lieber eure härteren Songs oder bevorzugt ihr live eure Balladen, die ja wie gewohnt auch auf der Bühne eine hohe Intensivität entwickeln?
Ich spiele alle Stücke von uns gerne! Ich mein, das ist jetzt erst die erste Band, bei der ich durchs Drumming meine Persönlichkeit ausdrücken kann! Ich mag es zum Beispiel überhaupt nicht, einfach durchzuknüppeln. Ich bevorzuge den Drum-Stil von Bands wie Led Zeppelin oder The Who.

Du bist erst 2006 bei STONE SOUR eingestiegen, wenig später ist dann schon das Album herausgekommen. Warst du noch am Songwriting beteiligt?
Die Jungs haben alles geschrieben, bevor ich eingestiegen bin. Ich kam in die Band, als alles fertiggeschrieben und eingespielt war. Ich musste nur noch die Drumtracks einspielen.

War das Schlagzeug dann auch schon geschrieben und oder hattest du da noch Einfluss drauf?
Zum Teil stand schon fest, was gespielt werden soll. Ich habe das Vorhandene dann interpretiert und meinen Stil mit einfließen lassen. Ich hab ein paar Sachen geändert. Nicht wirklich viel, aber es sollte etwas mehr nach mir klingen.

Schreibt ihr auf Tour Songs oder Texte, oder geschieht das nur im Studio oder daheim?
Wir kommen nicht wirklich zum Jammen! Wir nutzen nur die Zeit beim Soundcheck, aber da haben wir auch nicht so viel Zeit zum Experimentieren. Wir schreiben alle Musik an unseren Computern. Ich schreib zum Beispiel im Moment Musik für die nächste CD, Jim macht das auch, Corey schreibt viele Texte … wir haben so schon an die zehn Songs beisammen. Und ich kann nur eins sagen: Die nächste Platte wird definitiv anders dieses Album!

In welche Richtung anders?
Wir wissen es nicht genau! Du planst nicht, wie es werden soll … du hast da keine Kontrolle, wie das Album klingen wird. Du gehst mit einer Idee ins Studio und es wird zu etwas ganz anderem, zum besseren oder zum schlechteren. So läuft das … ich find das cool!


Es werden also nicht wieder vier Jahre vergehen bis zum nächsten Release?
Nein, auf keinen Fall. Wir versuchen das so schnell wie möglich zu machen.

Aber kommt es da nicht zum Konflikt, wenn Corey und James zu Slipknot zurückkehren?
Man wird sehen. Slipknot wird wiederkommen. Sie werden nicht aufhören und das ist echt gut so! Ich mag sie echt gerne, denn sie sind meine Freunde!

Wie bist du zu STONE SOUR gekommen? Über ein Casting oder Kontakte?
Ich kenne Corey und alle Jungs von Slipknot seit vielen Jahren. Sie haben mich angerufen, als ich mich mit Sepultura auf die Tour vorbereitet habe. Während ich bei Sepultura spielte, ging ich für STONE SOUR ins Studio. Als die Aufnahmen abgeschlossen waren, fragten mich James und Corey, ob ich fest einsteigen will! Es war eine logische Entscheidung, in die Band als festes Mitglied einzusteigen, wenn ich schon eine CD eingespielt hatte.

Zuvor warst du mit Sepultura auf Tour. Gab es die Option, dort als festes Mitglied einzusteigen, oder stand das nicht zur Diskussion?
Die Möglichkeit bestand, aber Sepultura ist einfach nicht meine Welt. Ich hatte jede Minute Spaß auf der Tour und hab mir damit einen Kindheitstraum erfüllt. Die Jungs von Sepultura sind wie Brüder für mich und so haben sie mich auch auf der Tour behandelt. Aber es ist auch Igors Band und nicht meine, zum damaligen Zeitpunkt war das zumindest so.

Aber Igor ist doch mittlerweile ausgestiegen?
Ja das wusste ich aber damals nicht! Na ja, sie haben jetzt eh einen neuen Drummer und der spielt echt ordentlich!

Was sind die gravierendsten Unterscheide für dich als Drummer bei STONE SOUR und deiner ehemaligen Band Soulfly?
Da gibt es große Unterschiede: Soulfly ist mehr Tribal-Punk-Thrash-Metal wogegen STONE SOUR eher Hard Rock/ Heavy Rock mit viel Doublebass machen.

Konntest du bei Soulfly eigentlich beim Songwriting mitwirken?
Nicht wirklich. Ich konnte etwas von meinem Style beim Drumming auf den Alben einfließen lassen, aber die Entscheidungen hat Max getroffen. Aber das ist auch gut so, Soulfly ist schließlich Max’ Band und wir werden sicher irgendwann wieder zusammenarbeiten. Aber jetzt bin glücklich, jetzt gleichwertiges Mitglied einer Band zu sein. Damit ist echt ein Traum wahr geworden – und ich kann das tun, was ich liebe: Jeden Tag vor Publikum auftreten und Schlagzeug spielen. Diese Stunde auf der Bühne ist für mich der schönste Teil des Tages.

Hast du Pläne für die Zeit, wenn STONE SOUR wegen Slipknot pausieren wird?
Ich für meinen Teil werde an einem Soloprojekt arbeiten: nur Drums, Orchester, Perkussion: mein ganzes Drumkit, das ich habe, Tamburinspieler, Cello, Glockenspiel, Tuba, Bassviola, Violinen. Das soll eine bombastisch klingende Platte werden, an der ich da gerade arbeite. Ich arbeite auch an klassischen Kompositionen für Soundtracks und für Piano. Hauptsächlich schreibe ich für Filme, aber nicht auf Tour. Ich will aber auch eine neue STONE-SOUR-Platte herausbringen. Es gibt also viel zu tun.

In welchem Alter hast du eigentlich mit dem Drummen angefangen?
Mit fünf oder vier … also spiele ich jetzt schon über 30 Jahre! Eine ganz schöne Weile also …

Was sind so deine Einflüsse im Bezug auf Rock und Metal?
Led Zeppelin und The Who, die mich auch technisch beeinflusst haben. Ich hab viel Kiss und Thin Lizzy gehört. Aber auch Zeug wie Rush, Cream oder The Police. Später mehr AC/DC, The Ramones … in den 1980ern dann eher Punk Rock. „Reign In Blood” von Slayer hat dann mein Leben verändert und mich zurück zum Metal gebracht. Sie haben mich dazu bewegt, eine zweite Bass-Drum zu kaufen. Danke, Dave Lombardo! Ich höre auch viel klassische Musik wie Christoph Pendereski [Filmkomponist von “The Shining”, A. d. Red.], was mein Bewusstsein für klassische Musik erweitert hat. Ich mag Komponisten wie Rossini oder Christoph Penderecki … moderne, düstere Komponisten, aber hauptsächlich Filmkomponisten.

Und welche modernen Bands hörst du so?
Was hör ich eigentlich so? (lacht) Ich hör zum Beispiel Muse, die mag ich sehr gerne und Radiohand und so was. Die neue Deftones-Platte will ich mir auch noch kaufen. Aber ich höre mehr altes Zeug und versuche, daraus Inspirationen zu ziehen.

Das war die letzte Frage, Zeit für die berühmten „letzten Worte“:
Meine berühmten letzten Worte? (lacht)

Nicht deine speziellen berühmten letzten Worte … (alle lachen)
In welche Richtung?

… an die Fans!
Ich möchte mich bei jedem einzelnen Fan bedanken, der diese Band unterstützt und mir ermöglicht, meinen Traum zu leben. Ich empfinde nichts anderes als Liebe für jeden einzelnen Fan. Danke!

Publiziert am von und Basti Diez

Fotos von: Moritz Grütz

Dieses Interview wurde persönlich geführt.

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