Konzertbericht: Stone Sour w/ The Pretty Reckless

11.12.2017 München, Zenith

Mit ihrem aktuellen Album „Hydrograd“ setzen STONE SOUR mehr denn je auf Mainstream-taugliche Rock-Musik. Der kommerzielle Erfolg gibt ihnen recht: Nur mit den zwar nicht unbekannten, aber wohl trotzdem nicht sonderlich zugkräftigen THE PRETTY RECKLESS im Vorprogramm füllen die Amerikaner auf der aktuellen Tour größere Hallen als je zuvor. Das Konzert im Münchner Zenith ist bereits im Vorhinein restlos ausverkauft – und stellt damit keine Ausnahme dar.

Vor den Headliner haben die Götter jedoch den Support-Act gestellt, und der ist heute – wenn man nicht ausgerechnet ein ausgeprägtes Faible für Female-Fronted Rock ’n‘ Roll hat, eine Herausforderung für sich. Zwar gehen THE PRETTY RECKLESS musikalisch absolut solide zu Werke – gerade die bluesigen Einwürfe von Gitarrist Ben Philips verleihen der Musik der Band durchaus ihren Charme. An ebendiesem mangelt es jedoch dem Kopf der Band, Taylor Momsen, leider gewaltig: Das gesamte Stageacting der 25-jährigen Wahl-Blondine, die auch als Schauspielerin (Gossip Girl) und Model aktiv ist, wirkt schrecklich aufgesetzt.

Musikalisch betrachtet kann man Momsen das Gesangstalent gewiss nicht absprechen – doch wenn auch gekonnt, ist Momsens grelle Stimme dennoch bestimmt nicht jedermanns Sache. Ob aus Vorfreude auf Stone Sour, Gutmütigkeit oder Begeisterung: Nach stolzen 50 Minuten bekommen THE PRETTY RECKLESS vom Münchner Publikum dennoch einen warmen Applaus spendiert.

Um 21:30 Uhr ist der Umbau abgeschlossen und STONE SOUR begrüßen ihre Fans mit dem „Hydrograd“-Intro „YSIF“ – mit anderen Worten: einem schallenden „Hello you Bastards!“ Dem Albumverlauf folgend starten die Amerikaner sodann mit „Taipei Person/Allah Tea“ in ihr Set. Auf Show-Elemente wie einen effektvoll weggerissenen Vorhang verzichten STONE SOUR dabei ebenso wie auf sonstiges Brimborium: Videoleinwände, komplexe Bühnenaufbauten oder wechselnde Backdrops sucht man hier vergebens. Einzig gelegentlich abgefeuerte Funken-Pyros und eine Konfetti-Kanone, mit der Fronter Corey Taylor immer wieder ins Publikum schießt, verleihen dem Auftritt optisch etwas Pepp. Viel mehr ist allerdings auch gar nicht nötig. Schließlich hat schon Taylor allein genug Rockstar-Attitüde, um das Publikum ganz in seinen Bann zu ziehen. Seine sympathischen Ansagen, gepaart mit einer energiegeladenen Performance, verfehlen ihre Wirkung nicht: Nach nur wenigen Songs hat Slipknots Nummer #8 das Publikum vollends in der Hand.

Von „Hydrograd“ geht die Reise quer durch die Diskographie zurück bis in die Anfangstage der Band: „Come What(ever) May“ ist mit vier Songs, das selbstbetitelte Debütalbum immerhin mit zwei Nummern im Set vertreten – obwohl der Balladen-Klassiker „Bother“ heute nicht gespielt wird. Stattdessen im Programm: „Get Inside“ und „Cold Reader“.

Nach fast exakt 90 Minuten findet die Show schließlich mit „Fabuless“ ihr Ende und STONE SOUR beweisen mit riesigen, druckluftbefüllten Schlauchfiguren, die sich von der Bühne gen Hallendecke recken, nochmal Humor.

    1. Taipei Person / Allah Tea
    2. Knievel Has Landed
    3. Made Of Scars
    4. Reborn
    5. Say You’ll Haunt Me
    6. 30/30-150
    7. Hesitate
    8. Tired
    9. Rose Red Violent Blue (This Song Is Dumb & So Am I)
    10. Do Me A Favor
    11. Cold Reader
    12. Get Inside
    13. Song #3
    14. Through Glass

  1. Gone Sovereign
  2. Absolute Zero
  3. Fabuless
Wenn STONE SOUR heute alles in allem auch nicht das ganz große Show-Spektakel abliefern, bieten die Amerikaner ihren Fans doch ein rundum stimmiges Konzert. Mit gutem Sound gesegnet, rocken sich die Amerikaner gut gelaunt durch ein 90-minütiges Best-Of-Set, das alle Stärken dieser Band – im ruhigeren wie auch härteren Rock – gelungen aufzeigt. Bei einem Ticketpreis von stolzen 50 Euro (ohne nennenswerten Support-Act) sind STONE SOUR das, wenn man ehrlich ist, ihren Fans aber auch schuldig.

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert