Konzertbericht: Kreator w/ Arch Enemy, Sodom & Vader

13.12.2014 München, Tonhalle

Kreator_Tour

Allein KREATOR sorgen ja stets für volles Haus – in Kombination mit den neu formierten ARCH ENEMY, den jahrelang nicht in München gesehenen SODOM und der polnischen Death-Metal-Instanz VADER ist es also kein Wunder, dass das letzte Deutschland-Konzert der Tour schon weit im Vorhinein ausverkauft ist und bereits lange vor Einlassbeginn um 17:30 eine stattliche Schlange vor der Münchner Tonhalle einen Konzertabend der Extraklasse erwartet.

Diesen eröffnet mit VADER ein ungewohnt prominenter erster Act – auf weitere Vorbands hat der Veranstalter Rock The Nation bei dieser Tour dankenswerter Weise verzichtet. So steht die polnische Death-Metal-Instanz bereits um 18:10 auf der Bühne und gibt ihr Bestes, dem Münchner Publikum einzuheizen. In ihrem Eifer werden sie jedoch durch die bei großen Touren gängige Unsitte gebremst, die Vorband nur einen Bruchteil der eigentlich zur Verfügung stehenden Technik nutzen zu lassen. So müssen sich VADER mit durchweg monochromer Beleuchtung in rot, grün oder blau zufrieden geben.

Vader 2014Der Versuch, mithilfe der Nebelmaschine optisch doch noch etwas zu reißen, geht nach hinten los: Zwar verschwindet die Band bisweilen fast in den weißen Schwaden, spannender anzusehen macht das die Show jedoch nicht. Der matschige Sound rundet den Gesamteindruck ab: Es sind die äußeren Umstände, an denen es bei VADER heute krankt. Das bleibt auch dem Publikum nicht verborgen, das die Polen für ihre Spielfreude dennoch nach 40minütiger Show mit kräftigem Applaus belohnt.

Setlist VADER:
01. Abandon All Hope
02. Go To Hell
03. Sothis
04. Triumph Of Death
05. Where Angels Weep
06. Carnal
07. Come And See My Sacrifice
08. Hexenkessel
09. Wings

Sodom 2014Bereits um 19:10 geht es mit der ersten der beiden deutschen Thrash-Größen im heutigen Billing weiter und SODOM beginnen ihre Show mit den wohlvertrauten Klängen des Klassikers „Agent Orange“. Zwar sind Licht, Sicht und Sound zunächst ähnlich bescheiden wie bei Vader, jedoch bessern sich all diese Faktoren mit der Zeit, so dass rasch die Spielfreude und das sympathische Auftreten der Ruhrpottler in den Vordergrund rücken. Zum ersten Mal seit neun Jahren auf einer Münchner Bühne, widmen SODOM ihre 55 Minuten nahezu ausschließlich der fernen Vergangenheit: Mit vier Songs ist „Agent Orange“ (1989) das am stärksten vertretene Album, direkt gefolgt von der „In The Sign Of Evil“-Ep (1984), von der die Gelsenkirchener „Outbreak Of Evil“ und als Abschluss-Song noch „Blasphemer“ darbieten. Ihr aktuelles Album „Epitome Of Torture“ hingegen findet im heutigen Set keine Beachtung, so dass „Sacred Warpath“ von der gleichnamigen EP das einzig neue Stück am heutigen Abend bleibt. Wenn SODOM sich durch diesen Griff in die Klassiker-Kiste gezielt vom Headliner und vielleicht auch heimlichen Konkurrenten Kreator abgrenzen wollen, geht der Plan auf: Das Publikum feiert SODOM für das dargebotene Klassiker-Feuerwerk gebührend ab.

Setlist SODOM:
01. Agent Orange
02. Remember The Fallen
03. Surfin‘ Bird / The Saw Is The Law
04. Tired And Red
05. Outbreak Of Evil
06. City Of God
07. Ausgebombt
08. Sacred Warpath
09. Sodomy And Lust
10. Blasphemer

Obwohl ARCH ENEMY definitiv den musikalischen Außenseiter im heutigen Billing darstellen, scheint das Interesse des Publikums an der Show größer als erwartet – wohl nicht zuletzt, da die Schweden mit Alissa White-Gluz seit diesem Jahr eine neue (nicht eben unattraktive) Sängerin in ihren Reihen haben. Wider Erwarten stellt gerade das ein Problem für die Bühnenpräsenz der Truppe dar: Während ihre ins Management der Band gewechselte Vorgängerin Angela Gossow stets durch ein bodenständiges und sympathisches Auftreten begeistern konnte, überzeugt Alissa White-Gluz zwar durch zweifelsohne geschultere Stimme und breiteren Stimmumfang – ihr Auftreten jedoch wirkt schlichtweg affektiert.

Arch Enemy 2014Vom Jeans-Kostüm im „Kutten-Look“, das ebensogut einer H&M-Kampagne entstammen könnte, bis hin zu ihrem egozentrisch-arroganten Auftreten macht Alissa White-Gluz heute keinen sonderlich sympathischen Eindruck. Nicht zuletzt dank der Gitarrenkünste des ebenfalls neu zur Band gestoßenen Jeff Loomis wissen ARCH ENEMY dennoch zumindest musikalisch voll zu überzeugen: Bei gutem Sound (sieht man von der zu Tode getriggerten Bassdrum ab) spielen sich ARCH ENEMY in 60 Minuten durch eine gut zusammengestellte Setlist, die zur Hälfte aus Material der letzten beiden Alben besteht und ansonsten einen gelungenen Querschnitt durch die Band-Diskographie bietet.

Setlist ARCH ENEMY:
— Tempore Nihil Sanat (Prelude In F Minor)
01. War Eternal
02. Ravenous
03. My Apocalypse
04. You Will Know My Name
05. Bloodstained Cross
06. Under Black Flags We March
07. As The Pages Burn
08. Dead Eyes See No Future
09. No Gods, No Masters
10. We Will Rise
11. Nemesis

12. Fields Of Desolation
13. Enter The Machine

Nach einer weiteren Umbaupause ist um 22:00 die Zeit für den Headliner gekommen. Wie gewohnt mit Videoleinwand ausgerüstet, startet auch die zweite Thrash-Größe heute mit einem Klassiker in den Abend („Violent Revolution“), um mit „Civilisation Collapse“ und „From Flood Into Fire“ im Anschluss jedoch elegant auf das aktuelle Album „Phantom Antichrist“ umzuschwenken. „Extreme Aggression“, „Phobia“, „Enemy Of God“ – das Hitfeuerwerk, das KREATOR im Folgenden abfeuern, kann sich sehen lassen.
Und das auch im wahrsten Sinne des Wortes: Der Lichttechniker nutzt (endlich) alle Möglichkeiten des Pultes, und auch an sonstigen Effekten sparen KREATOR nicht – selbst Pyrotechnik und Konfettiregen gehören heute zum Repertoire. Auch was den Sound angeht, gibt es dieses Mal (gerade im Hinblick auf die dahingehend eher missratene Show im Backstage Werk 2012) kaum Grund zu meckern. Zwar klingt Ventors Schlagzeug noch übertriebener getriggert als das von Daniel Erlandsson bei Arch Enemy, ansonsten ist das Klangbild jedoch überaus stimmig. Das Publikum dankt es trotz fortgeschrittener Stunde mit beeindruckender Resonanz – Circlepits, Moshpits und lautstarkem Beifall. Den Zugabeblock beginnen KREATOR überraschend mit einem Cover-Song: Iron Maidens „The Number Of The Beast“, den die Essener schon als Bonus-Song der limitierten Edition von „Phantom Antichrist“ aufgenommen hatten. Mit „Warcurse“, „People Of The Lie“ und „Flag Of Hate / Tormentor“ runden KREATOR ihr gut 90-minütiges Set gelungen ab – und auch wenn der letzte Circlepit zu „Tormentor“ schließlich mit bayerischer Gemütlichkeit getanzt wird, kann am Erfolg des heutigen Abends nicht gezweifelt werden.

Setlist KREATOR:
— In The Year 2525 (Zager & Evans)
— The Patriarch (Intro)
01. Violent Revolution
02. Civilization Collapse
03. From Flood Into Fire
04. Extreme Aggression
05. Phobia
06. Enemy Of God
07. Voices Of The Dead
08. Awakening Of The Gods (Intro)
09. Endless Pain
10. Suicide Terrorist
11. Mars Mantra
12. Phantom Antichrist
13. Impossible Brutality
14. Hordes Of Chaos (A Necrologue For The Elite)
15. Pleasure To Kill

16. The Number Of The Beast (Iron-Maiden-Cover)
17. Warcurse
18. People Of The Lie
19. Flag Of Hate / Tormentor

Kreator 2014Neben der Erinnerung an vier starke Auftritte bleibt vom heutigen Abend vor allem die (wenig überraschende) Erkenntnis, dass weniger oft mehr ist. Denn bereits mit vier Shows und ohne weitere Support- oder Special-Acts im Rücken weiß man, was man an einem Abend durchgemacht hat – ganz zu schweigen vom Abstumpfungseffekt, der bei Riesen-Touren mit fünf oder mehr Bands oft die Vorfreude auf den Headliner noch im Verlaufe des Abends zu Nichte macht. So bekommen Fans der härteren Gangart für ihr Geld eine knackige Mischung aus Death und Thrash Metal geboten, die durch die individuelle Qualität der Bands wie auch die Vielseitigkeit des Billings zu begeistern weiß.

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Fotos von: Diana Muschiol

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