Konzertbericht: Leprous w/ The Ocean, Port Noir

22.11.2019 Dresden, BeatPol

LEPROUS können ohne weiteres als einer der gegenwärtig hellsten Sterne am Firmament des progressiven Metal bezeichnet werden. Auf ihrer „Pitfalls“-Tour durch Europa haben sie die deutschen Post-Metal-Veteranen von THE OCEAN und die Newcomer PORT NOIR  dabei. Alles ist also bereit für einen himmlischen Abend.

PORT NOIR sind dabei allerdings recht geerdet: Das schwedische Trio spielt Alternative Rock, der von Klargesang und Elektro-Elementen getragen wird. Auch wenn Drummer AW Wiberg hinter seinem Kit mächtig Bewegung an den Tag legt, wirkt der Auftritt insgesamt doch recht unaufgeregt. Allerdings gelingt es den Herren immer wieder, die Anwesenden mit einem starken Riff (funky-groovend im Stil von Rage Against The Machine) oder einem satten Groove (an Nu-Metal erinnernd) zu begeistern, sodass der Applaus nach dem abschließenden Stück „13“ absolut verdient ist und die Band sicher ein paar neue Fans gewinnen konnte.

  1. Young Bloods
  2. Flawless
  3. Champagne
  4. Blow
  5. Old Fashioned
  6. 13

Keinerlei Einleitung bedarf es bei der folgenden Band, sind THE OCEAN doch schon seit Jahren ein Fixstern am Prog-Himmel. Die volle Pracht ihrer Songs kommt zunächst jedoch nicht so ganz zur Geltung, da die Gitarren quasi nicht zu hören sind. Nachdem dies erfreulich schnell korrigiert ist, kann das Musikerkollektiv seine ihm eigene Urgewalt entfesseln: Dank Nebel und Strobo sind dir Musiker dabei meist lediglich als Silhouetten erkennbar, was die Wirkung ihrer Musik noch verstärkt. Denn was diese Herren spielen, sind nicht einfach nur Songs – es sind Reisen durch Höhen, Tiefen und ganze Erdzeitalter in all ihrer (zerstörerische) Schönheit. Unnachahmlich.

  1. Permian: The Great Dying
  2. Mesopelagic: Into the Uncanny
  3. Devonian: Nascent
  4. Bathyalpelagic I: Impasses
  5. Bathyalpelagic II: The Wish in Dreams
  6. Silurian: Age of Sea Scorpions
  7. Cambrian II: Eternal Recurrence

Nur eine knappe Viertelstunde dauert im Anschluss der Umbau der Bühne – allerdings lassen LEPROUS ihre Fans danach noch weitere 25 Minuten schmoren, ehe sie sich auf die Bühne begeben. Den Fans ist das offensichtlich egal, wie der aufbrandenden Jubel deutlich macht. Mit ihren meisterhaft arrangierten und technisch über jeden Zweifel erhaben Musik bieten die Norweger im Anschluss ihre elaborierten Kompositionen in absoluter Perfektion dar: Sogar das im Januar veröffentlichte Massive-Attack-Cover „Angel“ findet zwischen dem ansonsten vornehmlich von „Pitfalls“ stammenden Material seinen Platz.

Einzig am Gesang von (mittlerweile) Fronter Einar Solberg könnten sich die Geister auch heute scheiden: Dieser singt fast durchgehend mit Kopfstimme, allerdings ohne die Power eines Bruce Dickinson (Iron Maiden), Rob Halford (Judas Priest) oder Asger Mygind (Vola). Zudem spiegelt der recht gleichförmige Gesang den Facettenreichtum und die Vielschichtigkeit der Musik leider kaum wieder. Diese erhält durch das Cellospiel von Raphael Weinroth-Browne eine zusätzliche – äußerst spannende – Dimension. Zudem bildet die zarte, fast schwebende Musik von LEPROUS einen starken Kontrast zu den tonnenschweren Klängen von The Ocean, was die Spannung des Abends ausmacht und den Headliner zusätzlich zu motivieren scheint. Dieser Einsatz wird wiederum vom Publikum abgefeiert, sodass unterm Strich eine tolle Show steht.

  1. Below
  2. I Lose Hope
  3. Illuminate
  4. The Cloak
  5. Angel (Massive-Attack-Cover)
  6. The Price
  7. Observe the Train
  8. Alleviate
  9. Slave
  10. From the Flame
  11. Distant Bells
  12. Mirage
  13. The Sky Is Red

Und so wurden den Anwesenden am heutigen Abend beide Seiten der Prog-Metal-Medaille geboten. Hier tonnenschwere Riffs und fiese Growls, da sphärische Klänge und zarter Klargesang. THE OCEAN und LEPROUS gemeinsam zu sehen ist eine wahrlich lohnenswerte Sache. Dazu kommt mit PORT NOIR noch ein spannender Opener und der Abend könnte besser nicht sein.

Die Bilder in diesem Bericht wurden im Freiheiz München aufgenommen.

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