Arch Enemy Blood Dynasty Coverartwork

Review Arch Enemy – Blood Dynasty

Mit ihrem zwölften Album „Blood Dynasty“ müssen ARCH ENEMY niemandem mehr etwas beweisen: Sie sind auf den ganz großen Bühnen zu den besten Spielzeiten zuhause, ziehen die breite Masse an und finden auch abseits des (Melodic) Death Metal immer mehr Fans. ARCH ENEMY sind eine der größten Nummern der Metalszene und haben sich den Status durch pure Professionalität auf der Bühne und beim Songwriting redlich verdient.

Der direkte Vorgänger „Deceivers“ (2022) hat zudem noch richtig eingeschlagen und kam bei Fans wie Presse ausgezeichnet weg. In der Folge von „Deceivers“ zogen ARCH ENEMY als Headliner von Festival zu Festival und gingen auf große Touren. Wer mehr als eines dieser Konzerte gesehen hat, merkte vielleicht: Das ist von vorne bis hinten perfekt durchchoreografiert und bis ins kleinste Detail geplant. Ansagen, Soli, sogar einzelne Bewegungen zur genau richtigen Zeit am genau richtigen Ort – hier wird nichts dem Zufall überlassen. Nachdem „Deceivers“ wie eine kleine Frischzellenkur wirkte und wie das erste Konzert einer Tour begeistern und amtlich wegblasen konnte, fühlt sich „Blood Dynasty“ eben wie das zweite besuchte Konzert derselben Tour an.

Dabei starten ARCH ENEMY mit „Dream Stealer“ fulminant in das Album: Die thrashigen Riffs, Breaks, wilden Ausbrüche, starken Melodien und wütende Attitüde sind genau das, was die Band in den letzten Jahren ausgemacht hat. Als erste Single ist der Song perfekt gewählt und macht Laune. Und überhaupt, Chapeau an die Marketingabteilung: Alle vier Single-Auskopplungen sind perfekt gewählt. „Liars & Thieves“ mit dreckigen Motörhead-Vibes und das groovig-melodische „Paper Tiger“ sind weitere Highlights. Auch der Titeltrack gefällt, wirkt von Riffs über Refrain bis zu Melodiebögen aber zu sehr wie ein durchschnittlicher ARCH ENEMY-Schubladensong.

Abseits der Vorabsongs kann „A Million Suns“ überzeugen – ironischer- und passenderweise wurde dieser Track nach Albumveröffentlichung noch als Single veröffentlicht. Das Ding ist melodisch, modern, catchy und macht Spaß. Spaß macht ansonsten leider wenig auf „Blood Dynasty“. Sinnbildlich dafür steht das komplett uninspiriert wirkende „Illuminate The Path“, das es vor einigen Jahren nicht mal als B-Seite auf ein ARCH ENEMY-Album geschafft hätte. Einzig der Klargesangspart im Refrain kann hier überzeugen. „The Pendulum“ wirkt wie ein billiges Abziehbildchen von „The Watcher“ vom Vorgängeralbum, bei dem die fluffige Power-Metal-Atmosphäre und der schunkelige Refrain noch gezündet haben.

ARCH ENEMY spielen, wenn wir ehrlich sind, inzwischen sowieso mehr klassischen Heavy/Thrash Metal, der mit einem dünnen Melodic-Death-Metal-Jäckchen getarnt wird. Diesen massentauglichen, kommerziell äußerst ertragreichen Weg gehen ARCH ENEMY zusammen mit Amon Amarth. Abseits der Singles setzt nur das halbballadeske und auf Französisch gesungene „Vivre Libre“ noch ein Ausrufezeichen – eine starke Gesangsleistung von White-Gluz, die insgesamt aber leider vom zu flachen und spannungsarmen Gesamteindruck des Albums überschattet wird.

Eine Platte wie „Blood Dynasty“ ist purer Fanservice für die breite Masse. Als „Melodic-Death-Metal“-Häppchen für zwischendurch ist das Album ideal geeignet – tut nicht weh, fordert nicht, geht gut runter. Kantinenessen taugt manchmal ja auch. Im Grunde hat sich zu „Deceivers“ nicht wirklich etwas geändert; fundamental sind ARCH ENEMY nach wie vor ARCH ENEMY und inzwischen vielleicht schon die AC/DC oder Judas Priest des Melodic Death Metal – die große Nummer des Genres, qualitativ hochwertig produziert, aber kreativ nicht immer das Gelbe vom Ei. „Blood Dynasty“ ist Wasser auf die Mühlen aller, die seit dem Einstieg von Alissa White-Gluz unermüdlich den Untergang und die fortschreitende Kommerzialisierung ARCH ENEMYs beschwören. Dass ARCH ENEMY erst mit Alissa White-Gluz so groß geworden sind, wie sie sind, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass „Blood Dynasty“ in der Banddiskografie wohl als eines der schwächeren, langweiligeren „More Of The Same“-Alben eingestuft werden wird, dagegen auch nicht.

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Wertung: 5 / 10

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