Review Benighted – Carnivore Sublime

Die letzten BENIGHTED-Alben „Icon“ und „Asylum Cave“ stehen in meiner persönlichen Rangliste immer noch ganz weit oben. Aus gutem Grund: Evergreens wie „Grind Wit“ und „Slut“ („Icon“) oder die Groovemonster „Prey“, „Unborn Infected Children“ und „Lethal Mercyism“(„Asylum Cave“), um nur ein paar zu nennen, lässt man nur dann nicht pausenlos durch die eigene Anlage laufen, wenn man entweder den Verstand verloren hat oder dazu gezwungen wird. Immer wieder schaffen es die Franzosen um Frontröhre Julien Truchan, wie kaum eine andere Band abnormale musikalische Härte mit swingendem Death Metal, packenden Hardcore-Grooves, mitreißenden Breaks und zündenden Hooklines zu einem vernichtenden Gesamtbild zu vereinen.

Mit dem Opener „X2Y“ machen BENIGHTED klar, dass sie mit Album Nummer sieben den Härtegrad keineswegs runterschrauben wollen – im Gegenteil, auf „Carnivore Sublime“ wird noch eine Spur extremer als zuvor zu Werke gegangen: Ein technisches Riff macht den Auftakt zu einer Blastbeat-Attacke der Marke BENIGHTED, die Frontmann Truchan sogleich mit seinen variablen Growls, Pig Squeals, Screams und Shouts vollendet. Einen besseren Auftakt gibt es nicht. Auf hohem Niveau geht es in „Noise“ mit vielen Pig Squeals, fetten Grooves und einem intensiven Finish weiter.

Mit „Experience Your Flesh“ folgt sogleich ein Highlight, das sowohl durch die Mischung aus kranken Shouts und apokalyptischen Gitarren wie durch die abrupten Rhythmuswechsel überzeugt. Nicht zuletzt legen BENIGHTED gegen Ende nach einem weiteren Wahnwitz-Ausbruch, der beinahe an Anaal Nathrakh erinnert, mit dem Übergang von schleppenden Palm-Mute-Gitarren zu einem Highspeed-Rhythmus einen dieser unendlich packenden Tempowechsel hin, die man von sonst keiner Band in dieser Form kennt.

„Slaughter/Suicide“ startet mit einem langsamen Beat und Gang Vocals und überragt später mit Wechseln aus schnellen und Blastbeat-Drums und viel Beckeneinsatz. Der Song killt von vorne bis hinten und verprügelt den Hörer mit simplen Riffs, melodischen Gitarren und Leads, Breaks und Midtempo-Grooves, die sich langsam in der Intensität steigern und in einem irrsinnigen Tohuwabohu aus kranken Screams und sägenden Gitarren enden. Das grandiose Finish mit Gänsehaut-Faktor rundet alles ab.

Über Granaten à la „Spit“ und „Defiled Purity“ holzt man sich weiter zu einem weiteren Übertrack, „Collection Of Dead Portraits“, der in den schnellen Passagen mit dezent angedeuteten Melodien und zweistimmigen Screams sowie zwischenzeitlich mit melodischem Tremolo-Picking und Doublebass überzeugt und so monströs groovt, dass man nicht anders kann, als selbst daheim die Nackenmuskulatur an die Schmerzgrenze zu bringen.

„Les Morsures Du Cerbère“ glänzt mit coolen melodischen Riffattacken, genialen Wechsel aus Blast und Doublebass, mit prägnantem Beckeneinsatz und atmosphärischen Gitarren im Refrain, ganz zu schweigen vom großartigen Rausschmeißer „June And The Laconic Solstice“. Erneut kann man aus der Instrumentalfraktion das großartige Schlagzeugspiel Kevin Foleys hervorheben, der insbesondere durch den variablen Beckeneinsatz vielen Passagen seine eigene Note verleiht.

Nachdem BENIGHTED bei Metal1 für „Icon“ die Höchstpunktzahl erhielten und bei „Asylum Cave“ ganz knapp dran vorbeischrammten, ist es nun wieder Zeit, die Stunde zehn schlagen zu lassen. Die Franzosen mögen nicht die größte Fangemeinde haben und ihre Musik mag so abnormal sein, dass sich selbst Fans anderer Metalgenres verstört abwenden – das, was BENIGHTED machen, machen sie jedoch auf einem so hohen Niveau, dass man in diesem Genre um die Band erneut nicht herumkommt.

Wertung: 10 / 10

Publiziert am von Pascal Stieler

2 Kommentare zu “Benighted – Carnivore Sublime

  1. Och, also ich find die CD wie die beiden Alben davor endlos gut. Sieht man ja :) Wenn auch irgendwie anders, vielleicht manchmal nicht ganz so straightforward.

  2. Die Platte istauf jeden Fall eine echte Granate, aber ich finde, dass sie im direkten Vergleich mit Icon oder Asylum Cave eindeutig den kürzeren zieht. Irgendwie zu sperrig, was die Songs betrifft. Ich kann’s irgendwie nicht erklären, aber die Lieder klingen mehr wie „Klangcollagen“ und weniger wie richtige Songs und der abgefahrene Humor, der sonst immer zwischen den Zeilen durchbricht, fehlt mir auch irgendwie. Aber demmoch, sehr gut produziert, schön brutal, und die Special Edition hat noch ein phättes Cover von Machine Heads „Old“. Peace!

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