Review Benighted – Icon

Als 2006 „Identisick“ erschien, war ein erheblicher Schritt getan. Die Franzosen BENIGHTED arbeiteten sich ständig voran und an dem von Qualität nicht immer gut frequentierten Markt des Brutal Death / Grindcore tat sich ein neuer Geheimtipp auf, der in Foren und Musikplattformen in aller Munde war. Dieser „erhebliche“ Schritt brachte nun mit sich, dass man sich das Prädikat „Geheimtipp“ getrost sparen konnte, BENIGHTED sind angekommen – inmitten von Bands wie Aborted, Leng Tch’e und wie sie denn alle heißen.

Mit „Icon“ folgt der logische und letztlich einzig noch ausstehende Schritt. Die Franzosen denken nach vorne und sind im Begriff den eigenen Sound zu perfektionieren. Meine Lobeshymnen lassen es erahnen: Das neue Album ist ein absolutes Meisterwerk.Was die schön klingende Frauenstimme gleich zu Anfang mit zitterlicher und von Angst erfüllter Stimme ankündigt, trifft auf das gesamte Album zu: „Why are you so brutal to me?“ haucht sie noch, ehe die 39 Minuten lange Schlacht ausbricht. Der quasi-Opener „Slut“ zeigt zugleich alles und nichts, jeder einzelne Track kommt anders als man denkt und anders als man hofft. Fest steht: Auf dem Gebiet des Brutal Deaths bahnt sich eine neue Macht an. Seltsam mag einem erscheinen, dass BENIGHTED mit „Icon“ bereits das 5. Album veröffentlichen und man ihnen „erst jetzt“ die volle Anerkennung ihrer Werke schenkt. Das geschieht aber nicht völlig grundlos.

Um die Geschichte revue passieren zu lassen: Das selbstbetitelte Debüt war ein rohes und noch sehr formloses Stück Hass. Man konnte sich mit dem zweiten Werk „Psychose“ zumindest annähernd in die heutige Richtung bringen, von einem für das Genre innovativen Album war man trotz allem weit entfernt. Erst mit den beiden folgenden Scheiben – „Insane Cephalic Production“ und „Identisick“ – formte man mit Fortlauf der Zeit das was BENIGHTED jetzt ausmacht: Ein enorm hohes Maß Groove, herrliche Riffs und nicht weniger überzeugende schnelle Prügel-Einlagen und dazu eine schier unerreichbare Vielfalt. „Was aber ist es, das diese Band so einzigartig machen soll?“, könnt ihr mich zurecht fragen. Die Antwort ist schwieriger zu verfassen als ich annahm. Um es anhand eines Hörbeispieles zu verdeutlichen: Solltet ihr Interesse an „Icon“ finden und die Möglichkeit eines Probehörens haben, dann zum Beispiel Track 3, „Grind Wit“. Ab 1 Minute 30 Sekunden schafft es die Band spielerisch, so viele Einflüsse wie nur irgendwie möglich in einen einzigen Song zu fassen, ohne auch nur einen Moment Zweifel aufkommen zu lassen in welchem Genre man sich befindet. Die von mir angesprochene Passage enthält ruhiges Riffing, schnelle Blasts und als Draufgabe ein 2 Step-Interlude mit französischem Text.

Es sind all die Kleinigkeiten, die dieses Album so stark machen, nie hätte ich es für möglich gehalten, aber bei konzentriertem Hören fallen mir bei dieser Brutal Death Scheibe schier unendlich viele verschiedene Details auf. Ganz abgesehen davon wird man stets von neuen und teils sehr verrückten Rhythmen überrascht. „Forsaken“ zeigt zum Beispiel ein hohes Maß an Abwechslung bezüglich Takt und Rhythmus. Maßgeblichen Einfluss auf die vielfältigen Klangbilder hat natürlich auch Sänger Julien Truchan, der auf „Icon“ wohl in der Form seines Lebens ist. Von „Pig Squeals“ bis zu hohen und aggressiven Shouts beherrscht dieser Mann alles, was man jemals im Death Metal zu hören bekam. Barnes, Fisher und wie sie alle heißen, der Franzose verspeißt die Jungs zum Frühstück. Gut, nehmt diesen Satz nun nicht allzu ernst – aber eines ist gewiss, Truchan spielt sicher in der selben Liga. „Icon“ nimmt insgesamt sehr weite und von Abwechslung kaum zu überbietende Züge an, erinnert den Hörer aber stets daran, aus welchem Bereich diese Vielfalt kommt. „Pledge Of Retaliation“ zeigt, dass die Band nicht verlernt hat rohe Gewalt wüten zu lassen. Je öfter ich diese CD höre, desto unheimlicher wird sie mir. „Icon“ ist zu 100% brutal, vermittelt dies aber mit solch einer Eingängigkeit und schafft es zudem, dem Hörer ein Klangbild gespickt mit Details zu bieten. Zu viel Zeit und zu viele Wortverdrehungen müsste ich hier investieren, um diese CD in all seiner Vielfalt gebührend zu beschreiben.

Deswegen lege ich euch ans Herz: Hört hier zumindest rein, denn ihr werdet es nicht bereuen! Und an alle Fans des Genre: Kaufen! „Icon“ ist in meinen Augen das, was man heutzutage als innovativ bezeichnen kann. Mir ist klar, dass ich mit dieser Aussage eine Diskussion auslösen werde, aber nach all den einfallslosen CDs, die ich bereits gehört habe, ist BENIGHTED eine – wenn nicht die – Erlösung. Ich muss nicht lange nachdenken um die korrekte Wertung geben zu können.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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