Review Blut Aus Nord – 777 – Sect(s) (Pt. I)

Wie schwer es ist, sich mit einer Band anzufreunden, die einen beim ersten Kontakt auf dem völlig falschen Fuß erwischt hat, weiß jeder, dem es bereits einmal so ergangen ist – also wohl jeder. BLUT AUS NORD sind eine dieser Bands, konnte ich doch mit dem Re-Release des „The Mystical Beast Of Rebellion“-Werkes reichlich wenig anfangen – um nicht zu sagen: Garnichts. Nun steht mit „777 – Sect(s)“ ein neues Album der Franzosen in den Regalen – und weil man jedem eine zweite Chance geben sollte im Leben, erklärte ich mich erneut dazu bereit, mich der CD anzunehmen. Man mag vielleicht schon hierin den Fehler sehen, zumindest, wenn man im Folgenden liest, dass BLUT AUS NORD mich damit nur unwesentlich mehr zu überzeugen wussten.

Allein, mir soll niemand unterstellen, ich habe es nicht versucht: Doch auch nach gefühlten 100 Durchläufen erschließt sich mir die Faszination hinter „777 – Sect(s)“, und damit wohl das gesamte Konzept der Band, immer noch nicht so ganz: Zwar ist der Sound hier deutlich besser – oder sagen wir „anders“ – als auf dem Re-Release, und hat durch seinen sterilen Klang, der stark an Bands wie Red Harvest erinnert, durchaus seine Reize… allein das in dieses Soundgewand Gehüllte bleibt mir auch auf Dauer größtenteils unzugänglich: So geht bereits der erste Song mit seinem heruntergenudelten Mainriff (wer es hört, weiß, was gemeint ist) an die Grenzen dessen, was meine Nerven mitmachen… da zieht auch ein 08/15-Industrial/Electro-Ende den Karren nicht mehr aus dem Dreck. Und wo der träge, dabei aber recht atmosphärische „Epitome II“, welcher zwar auch nicht eben sonderlich spannend ist, jedoch zumindest recht ansprechend an Songs wie „Godtech“ von bereits erwähnten Red Harvest erinnert, zumindest noch einen Hoffnungsschimmer aufkeimen lässt, dass dieses Album vielleicht doch ganz interessant werden könnte, wird dieser spätestens durch das vollkommen stumpfsinnige Geprügel, welches ihm auf den Fuß folgt, wieder zu nichte gemacht. Die Spaltung des Materials scheint dabei Konzept zu sein, wird diese auch über die restliche Spielzeit mehr oder weniger strikt im Wechsel zwischen den Songs eingehalten – allein auf Dauer so richtig zu überzeugen weiß mich leider keiner der beiden Kompositionsansätze, vom Zusmamenspiel ganz zu schweigen.

Zugegeben, „777 – Sect(s)“ ist deutlich mehr nach meinem Geschmack als was ich von der Band bisher kannte, und offenbart, kann man sich mit dem extrem sterilen Sound anfreunden, über seine 45 Minuten Spielzeit sogar den ein oder anderen (relativen) Höhepunkt. Etwas ratlos lässt mich das Werk dennoch zurück, finden sich im Gegenzug doch auch (gerade in den geblasteten Passagen) einige fast unerträgliche Riffs, sowie ganz allgemein haufenweise absolut gesichtslos verstreichende Minuten auf der CD.
Wer das, was BLUT AUS NORD hier zu kreieren versuchen, in Vollendung hören will, sollte zu Alben wie „Sick Transit Gloria Mundi“ von Red Harvest greifen – doch selbst diese laborieren meines Erachtens noch an ihrem hohen Ermüdungsfaktor. Insgesamt ist „777 – Sect(s)“ sicher nicht ganz schlecht, jedoch auch alles andere als herausragend, mit Punktabzug für bisweilen wirklich nervtötendes Riffing. Zumindest eines aber muss man BLUT AUS NORD zu Gute halten: Eine CD der Band zu mögen oder zu hassen ist keine Garantie für Gefallen oder Missfallen der nächsten…

Wertung: 4.5 / 10

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