April 2008

Review Carach Angren – Lammendam

  • Label: Maddening Media
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Black Metal

Das kennt doch jeder: Dieses quietschende Geräusch, wenn man eine CD in die Stereoanlage stopft und diese nicht richtig gelesen werden kann. Das war auch mein erster Gedanke, als ich CARACH ANGRENs Debutscheibe „Lammendam“ in meinen Abspieler steckte. Ich staunte nicht schlecht, als ich dann merkte: „Hö, das ist ja das Intro“. Und beim zweiten Durchlauf hat die Scheibe mich gleich nochmal kalt erwischt… Ja, so schaut’s aus. Zweimal habe ich das Vogelzwitschern am Anfang von „Het Spook Van De Leiffartshof“ mit dem Quietschen einer nicht lesbaren CD verwechselt. Das macht mir „Lammendam“ irgendwie schon von vorneherein ein wenig sympathisch.

CARACH ANGREN heißen die drei (laut Promobeipackzettel) mit „Paintcorpse“ (irgendwie putzig) bemalten Herren, kommen aus den Niederlanden, haben sich 2003 zusammengerauft und spielen seitdem Black Metal mit symphonischer Schlagseite. Der Name CARACH ANGREN kommt übrigens aus dem Sindarin (was die Elben bei Tolkien schwatzen) und heißt übersetzt „Eiserne Kiefer“. Fein, damit ist die Band schon mal bis zur Kniekehle ins erste Klischee marschiert. Ob da noch weitere folgen werden?

Hm… irgendwie muss ich meine Worte von weiter oben revidieren. Symphonisch geht’s auf „Lammendam“ nur recht bedingt zu, denn bei dem Terminus denkt man doch normalerweise an große Orchester-Arangements, wie sie beispielsweise Anorexia Nervosa oder Dimmu Borgir auffahren. CARACH ANGREN benutzen zwar auch allerlei Fideln und sonstigen Orchesterschmonz aus der Synthie-Konserve, aber ein gewisser Unterschied ist da dann doch. Denn nur selten kleistert ein wirklicher Orcehsterausbruch das musikalische Gesamtbild zu, öfter wird mit damit eine eher burleske, teilweise karnevalistisch anmutende oder auch an einen Rummelplatz erinnernde Atmosphäre erzeugt, am ehesten vielleicht vergleichbar mit Morgul zu Zeiten der „Sketch Of Supposed Murder“. Das Ganze beschwört vor dem inneren Auge des Zuhörers Bilder aus alten Horrorfilmen, einer düsteren Freakshow oder wie schon gesagt einem unheimlichen Rummeplatz irgendwo in den tiefen dunklen Wäldern herauf.

Die Gesangsleistung von Schreihals Seregor passt dabei wie die Faust auf’s Auge. Geboten werden (so weit ich das raushören konnte) mindestens drei Sprachen. Der Hauptteil ist in Englisch gehalten, aber hin und wieder kommen auch mal ein paar französische Einsprengsel und bei „Phobic Shadows And Moonlit Meadows“ packt der gute Mann sogar mal eine Portion Deutsch aus und das klingt gar nicht übel (erinnert mich ein wenig an Belphegor). Allgemein herrscht Gekreische vor, aber Seregor versteht es auch seine Stimme hin und wieder zu Klargesang, tiefen Sprechpassagen, heiserem Flüstern, resp. tiefen Growls zu modulieren. So erinnert er des öfteren an eine Art Marktschreier, der den Zuhörer mit morbiden Angeboten umgarnt und ihn stets auf der etwa vierzigminütigen Geisterbahnfahrt begleitet, die „Lammendam“ ist. Und zwar eine verdammt eindringliche, dafür sorgen die Fähigkeiten der drei Musiker und die glasklare Produktion. Die dominante Lead-Gitarre wird von einem sehr wuchtigen Keyboard unterstützt, das glücklicherweise nie zu weit in den Vordergrund gerückt wird.

„Geisterbahn“ hab ich schon erwähnt, darauf komm ich am Besten noch mal zurück, das trifft das lyrische Konzept von CARACH ANGREN im Allgemeinen und von „Lammendam“ im Speziellen nämlich ziemlich gut. Es geht um die Erscheinung „de Lammendam“, der Geist einer jungen, weißgekleideten Frau, die im Süd-Niederländischen Schinveld beheimatet ist. Die Sage will es so, dass die junge Frau auf dem Schloss „de Leiffartshof“ lebte und rege Beziehungen zu zwei Gentlemen unterhielt. Als diese vom jeweils anderen erfuhren, enstand daraus eine Fehde und eines Tages stand das Schloss plötzlich in Flammen, angeblich die Tat eines der beiden Männer. Alle starben und seit diesem Tag sieht man angeblich hin und wieder die Erscheinung einer weißgekleideten Frau, die durch die Wälder streift. Mächtig spooky…

So, verlieren wir mal gerade noch ein paar abschließende Worte: CARACH ANGRENs Debut-CD „Lammendam“ ist ein relativ kurzes aber ziemlich effektives Horrorvergnügen. Die Scheibe schafft es tatsächlich eine dichte, teils bedrohliche, teils finstere, teils überdreht vergnügte Atmosphäre aus dem Hut zu zaubern und hält auch nach mehrmaligem Durchhören noch Überraschungen bereit. Allgemein mangelt es ein wenig an Höhepunkten und einprägsamen Stellen, aber trotzdem dürften die zehn Songs jedem Freund gepflegter Gruselei einen Heidenspaß machen.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert