Interview mit Seregor und Ardek von Carach Angren

Aus dem Land von Tulpen und Käse kommen Carach Angren und schon mit ihrem Debutalbum „Lammendam“ lieferten sie eine Hammerscheibe ab, die zu unserem Album des Monats im April gekürt wurde. Grund genug, um Gitarrist Seregor und Keyboarder Ardek bezüglich ihres Albums, ihrer Livepräsenz und sowieso Ninjas auszufragen.

English original…

Hy Ardek, danke dass du dir Zeit für dieses Interview nehmen konntest. Wie geht’s?
(Ardek) Danke, mir geht’s gut! Seregor und ich kümmern uns meistens um das Beantworten von Interviews. Also schreiben wir immer davor, wer antwortet.

„Carach Angren“ ist zwar ein Name, den man sich für die Zukunft vormerken sollte, aber bislang seid ihr ja noch nicht so sehr mit Bekanntheit gesegnet. Wer seid ihr denn eigentlich?
(Seregor)Carach Angren ist eine Melodic Black Metal Band aus Limburg im Süden der Niederlande. Das Line-Up besteht aus Ardek (Keyboards), Namtar (Schlagzeug) und Seregor (Gesang und Gitarre). Wir haben 2003 angefangen zusammen als ein Nebenprojekt Musik zu machen, weil wir alle noch in anderen Bands gespielt haben. Als das aufhörte, wurde Carach Angren eine richtige offizielle Band.
Wir nennen unsere Musik „Haunting Black Theatric Metal“, weil wir Geistergeschichten als Konzept benutzen. Auf der Bühne versuchen wir das zu zeigen und eine mystische Horror-Atmosphäre um unsere Show aufzubauen.
Wir haben unseren eigenen Sound gefunden. Geisterhaft, erzählerisch, bombastisch, symphonisch und abwechslungsreich sind gute Worte, um ihn zu beschreiben.

Wo wir gerade schon vom Namen „Carach Angren“ sprachen: Wie seid ihr dazu gekommen, euch so zu nennen?
(Seregor) Der Name stammt von J.R.R. Tolkien. Ich hab mit der Black Metal Musik vor etwa zehn Jahren angefangen. Damals gab es schon viele Black Metal Bands, die Namen von diesem Autor benutzt haben. Gorgoroth, Morgul, Cirith Gorgor und Summonnig fielen mir zum Beispiel auf. Das Ganze schien eine Art von Bibel für viele Bands zu sein, also fing ich auch damit an, die Bücher zu lesen. Und ich mochte sie. Eine gute Beschreibung von Gut und Böse. Die dunklen Namen, die Tolkien seinem Land Mordor gegeben hatte, wurden alle schon von anderen Bands benutzt.
Ich stolperte über den Sindarin-Namen Carach Angren im „Silmarillion“. Den kannte noch niemand und ich stellte ihn meiner ersten Band vor. Aber Inger Indolia schien ein besserer Name für die Band zu sein.Jahre später schlug ich Carach Angren für unser Projekt vor und alle waren damit einverstanden. Okay, es haben schon zu viele Bands mit Tolkiens Material gearbeitet. Aber wir benutzen nichts von seinen Geschichten in unseren Lyrics. Abgesehen von dem Bandnamen eben. Scheiß drauf, was die Leute darüber denken. Sieh es einfach als eine nette alte Tradition an, die auf die fantastische Deffinition des Dunklen hindeutet.Carach Angren bedeutet „Eiserne Kiefer“. Das ist ein enger Pass im Nordwesten von Mordor, wo die Berge so stehen, dass sie wie scharfe Zähne aussehen, die aus Eisen gemacht sind.
Ein guter Name, der merkwürdig und finster klingt. Gut genug, so dass wir ihn behalten können, auch wenn wir in Zukunft vielleicht andere Konzepte verwenden. Er steht für Stärke. Eiserne Kiefer, die Löcher in eure Seelen beißen, hehe.

Und eure Pseudonyme, Seregor, Ardek und Namtar? Stecken da Geschichten hinter?
(Seregor) Irgendwie ist es für Carach Angren besser, wenn wir diese Namen benutzen. Ich finde, es ist dumm den eigenen Namen zu verwenden, mit diesem Corpsepaint Image und so. Ich bin auch von der Sorte, die gerne an Dingen festhält. „Seregor“ ist ein Name, den ich schon seit ungefähr zehn Jahren benutze. Auch schon in meinen vorigen Bands. Je älter er wird… desto teurer wird er mir. „Seregor“ ist auch ein Name, den ich von Tolkien habe. In Sindarin bedeutet ‚Sereg‘ „Blut“ und ‚gor‘ „Abscheu“. Ich habe beide Worte einfach zu Seregor kombiniert, als ich noch jünger war, hehe. Das wird wohl auch so bleiben.
Der Name „Ardek“ stammt auch aus meinen früheren Tagen. Ich habe früher ein Kinder-Horrorbuch namens „The Ring of Ardek“ gelesen. Immer wenn jemand diesen Ring getragen hat, konnte er nachts die Schritte des Todes näher kommen hören. Diejenigen haben den Ring in Seen und Brunnen geworfen… aber jeden Morgen hatten sie ihn wieder am Finger. Wir sind übrigens immer noch auf der Suche nach diesem Buch. Jedenfalls stimmte unser ‚Herr der spektralen Spheren‘ zu und wurde „Ardek“.Und dann ist da noch „Namtar“, unsere Maschine! „Namtar“ ist in der Mythologie eine höllische Gottheit. Ein Gott, der für Krankheit und Pest verantwortlich ist. Ein starker Name für unseren Schlagzeuger.

Gut, kommen wir zum eigentlichen Thema: Der Musik im Allgemeinen und „Lammendam“ im Speziellen. Erst mal so gefragt: Wie würdest du ganz spontan jemandem, der noch nie etwas von euch gehört hat, eure Musik beschreiben?
(Ardek) Normalerweise beschreiben wir unseren Musikstil ans „Haunting Theatrical Black Metal“, aber heutzutage ist es schwer genau zu sagen, was man macht. Seit den Anfängen des Metals wurden unglaublich viele Genres und Sub-Genres begründet. Ich persönlich denke, dass Genrebezeichnungen nur nützlich sind, damit die Leute den Dingen einen Namen geben können, um sie irgendwo in eine Schublade zu stecken. Ich denke, wir sollten uns weniger an diesem Genre-Ding festklammern. Jeder macht mit einer Band unterschiedliche Erfahrungen und interpretiert sie deswegen auch individuell. Wenn wir aufhören würden, mit diesem Sub-Genre/Crossover-Zeug an alle Dinge ranzugehen, dann würde alles wesentlich einfacher werden, haha.
Naja, jemandem der uns nicht kennt, würde ich Carach Angren als ein sehr intensives, emotionelles theatralisches Erlebnis beschreiben. Wir sind natürlich eine Band, aber wir wollen dem Publikum mehr geben, als einfach „nur“ Musik. Der Geschichtenerzähler-Aspekt unserer Musik verlangt unserer Meinung nach geradezu nach visuellen, theatralischen Effekten und genau das wollen wir durch alles, was wir produzieren, erreichen (Live-Auftritte, unser CD-Artwork, Poster, Flyer, etc.)

„Lammendam“ ist ja nun seit dem 18. April im Handel erhältlich. Die ersten Reviews sind geschrieben. Wie schaut’s aus, wie wurde das Album von der Fachpresse aufgenommen?
(Ardek) Wir waren und sind im Augenblick wirklich aufgeregt. Wir sind sehr, sehr zufrieden mit dem Endergebnis, das „Lammendam“ ist, und das ist schon mal eine Menge wert, aber wir können nicht leugnen, dass uns die Meinungen von anderen Leuten wichtig sind. Wir haben gehofft, dass die Art und Weise, wie wir unsere Musik erleben, auch auf andere Leute übergeht. So weit ich im Augenblick sagen kann, hat es gut funktioniert. Die Reviewer haben uns bislang sehr hohe Wertungen gegeben, prinzipiell alles von 70 bis 100 Punkte. Und das ist fantastisch.Ich mag vor allem die Reviews, in denen die Leute über ihre persönlichen Erfahrungen schreiben, die sie gemacht haben, während sie die Musik hörten. Es ist sehr zufriedenstellend, wenn ich lese, dass die Leute mit unserer Musik gewisse Emotionen verbinden. Genau das ist es, was wir wollten. Dass es eine echte Erfahrung ist, eine 40-minütige, unheimliche Reise, hehe.

Ihr hattet ja jetzt ein wenig Zeit, um auf das von euch abgelieferte Werk zurück zu blicken. Gibt es jetzt, nach Veröffentlichung, ein paar Dinge, die ihr doch noch gerne daran geändert hättet? Oder seid ihr vollauf zufrieden mit dem Album?
(Seregor) Ich muss wirklich sagen, dass ich absolut zufrieden damit bin. Es gibt während dem Schreibprozess einen gewissen punkt, an dem man sich gewisse Fragen stellt, wie: Werden wir es wirklich schaffen, eine wesentlich bessere CD als die vorige aufzunehmen? Aber wenn man erst mal das große Ganze vor sich sieht, dann hat man die Freiheit, um es noch perfekter zu machen. Wir hatten eine schöne Zeit, haben Fehler gemacht, hatten aber auch viel Spaß und haben vieles gelernt, während wir das Album aufgenommen haben. Es gibt immer etwas, was man noch besser machen kann. Aber was „Lammendam“ betrifft sind wir sehr zufrieden und ich kann voller Stolz sagen: Es ist was es ist und mich stört nichts daran.

Eure vorigen zwei Releases waren ja Eigenproduktionen. Wie war es nun im Gegensatz dazu, mit einem Label im Rücken zu produzieren?
(Ardek) Ich war sehr froh, als ich letztes Jahr mit Philip Breuer (Chef von Maddening Media) in Kontakt getreten bin. Er erzählte mir von seinem Label, seiner persönlichen Vorstellung von Kunst und Musik und es stimmte absolut mit dem, was wir uns bezüglich unserer Musik vorgestellt hatten, überein. Nachdem wir eine Weile sehr intensiven Email-Kontakt hatten, beschlossen wir, dass wir in Zukunft zusammen arbeiten würden. Wir haben angefangen, die Aufnahmen für „Lammendam“ zu planen und es ging alles sehr schnell. Philip und Patrick (der Chef der Tidal Wave Studios) haben wirklich großes Interesse an uns als Band und auch als Personen. Sie haben sich wirklich in die Arbeit mit uns reingehängt und wollten, was die Aufnahmen betraf, das Beste aus allem machen. Für uns war es natürlich auch aufregend, weil es das erste Mal war, dass wir bei einer Aufnahme mit anderen Leuten zusammengearbeitet haben. Aber schlussendlich war es eine großartige Entscheidung. Dank diesen Typen sind wir da, wo wir jetzt sind.

Lief die Produktion von „Lammendam“ gut oder gab’s unvorhergesehene Schwierigkeiten? Hast du, bzw. habt ihr irgend welche neuen Erfahrungen dabei gemacht?
(Ardek) Wenn ich jetzt auf die Aufnahmen zurückblicke, dann kann ich wohl sagen, dass es wirklich eine Menge Arbeit war, haha. Ich erinnere mich daran, wie ich im Juni 2007 angefangen habe, an den Orchester- und Keyboard-Parts zu arbeiten. Ich hab zwölf Stunden am Tag gearbeitet, teilweise sogar mehr, aber es hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Die Zeit im Studio war toll. Besonders für mich war es sehr entspannend, weil ich den meisten Kram zu Hause erledigt habe, haha. Also war ich eher eine große, faule Party-Unterstützung (hoffe ich zumindest) für die anderen, haha. Natürlich ging nicht alles völlig glatt und wir musste mit ein paar kleinere Problemen fertig werden, aber mit so einem großartigen Team schafft man alles. Am Ende hatten wir ein paar Probleme, die Aufnahmen im Zeitrahmen abzuschließen, also mussten wir im Herbst 2007 noch mal ein paar Tage ins Studio gehen. Zum Glück war das kein Problem und wir hatten vollste Unterstützung von Philip.

Auf der Promo-CD gab’s ja das Making-Of zu bestaunen. Lustige angelegenheit, vor allem die Szene, in der du, Ardek, am Keyboard sitzt und die Augenbraue hochziehst gefiel mir sehr gut. Aber das nur am Rande. War denn durchgängig so eine „lockere“ Stimmung bei euch im Studio, wie es das Video vermittelt, oder wurden da nur die „spaßigsten“ Szenen zusammengeschnitten?
(Seregor) Hahaha! Ja, das war spaßig. Wir waren zu Gast bei Philip Breuer zu Hause. Der Besitzer von Maddening Media und Sänger von „Le grand Guignol“. Wir haben uns zum ersten Mal getroffen und sind ungefähr drei Wochen in Karlsruhe geblieben. Die beste Zeit unseres Lebens! Philip ist ein großartiger Mensch, mit dem man super arbeiten kann. Und ja! Sich betrinken gehört dazu, hehe. Er hat einen guten Riecher für gewisse Dinge und gab uns all die Freiheiten, die wir brauchten, um „Lammendam“ zu machen. Er ist mit uns ein paar Blocks weit gegangen und wir kamen zu Patrick Damianis „Tidal Wave Studio“. Patrick ist auch ein toller Kerl. Wir hatten eine tolle, vertrauensvolle Zusammenarbeit. Für mich persönlich war es harte Arbeit, vor allem die Gitarren richtig hinzubekommen. Ich musste die Technik, die ich benutzte, ändern. Aber Patrick hat mir sehr viel dabei geholfen. Und hier haben wir das Produkt. Alles ist besser und tighter. Und ich kann dir sagen: Die Atmosphäre war die ganze Zeit so. Wir haben viel gelacht und Scheiße gebaut. Wir haben nicht die lustigsten Szenen rausgepickt. Nein… Wir haben ungefähr fünf Stunden Aufnahmen, auf denen nur Bullshit ist! Hahha. Wir saßen draußen und haben gesoffen. Und immer wenn jemand vom Klo zurückkam, hatte sich irgend ein anderer neben der Tür versteckt und denjenigen erschreckt. Diese Atmosphäre war die ganze Zeit über da. Nein, wir sind keine truen, bösen Typen im echten Leben. Wir genießen das Leben. Aber wenn es um Arbeit für Carach Angren geht, dann wird die Sache ernst.

Man sieht auch, dass ihr scheinbar ein paar Sessionmusiker dabei hattet. Erzähl mal ein wenig darüber…
(Ardek) Ja, auf „Lammendam“ kann man Beiträge von mehreren verschiedenen Leuten hören, die mit uns gearbeitet haben. Ich will die mal jeden für sich vorstellen.
Zuerst haben wir Nikos Mavridis. Er ist ein Violinist aus Kazachstan, aber jetzt lebt er in Karlsruhe und in Griechenland. Er ist ein Freund von Patrick und Patrick schlug vor, dass wir bei ein paar Teilen der CD mit ihm zusammen arbeiten sollten. Wir fanden die Idee klasse. Nikos spielte ein paar Violinen-Parts für den Song „A Strange Presence Near The Woods“ und alle Parts für „Invisible Physic Entity“. Er ist ein sehr netter Typ und ein fantastischer Musiker.
Dann ist da Yves Blaschettes, er spielte das Cello bei „Invisible Physic Entity“. Er ist der Keyboarder und Hauptsongwriter von „Le grand Guignol“. Auch ein hervorragender Musiker und ein Virtuose am Piano.Unser eigener Label-Boss, Philip Breuer, der übrigens auch der Sänger von „Le grand Guignol“ ist, trug einen grauenvollen Schrei zu „A Strange Presence Near The Woods“ bei. Er hat auch den französischen gesprochenen Teil von „Malediction De La Dame Blanche“ übernommen, genau wie ein paar Gesangs-Parts bei dem Song. Ich mag seine Arbeit als Sänger bei „Le grand Guignol“, er ist ein Mann von großer Mannigfaltigkeit und eine große Bereicherung für unser Album.
Last but not least haben wir Hye Yung. Sie wurde tatsächlich für einen Moment lang die weiße Dame bei „Hexed Melting Flesh“. Sie hat die Rolle sehr gut gespielt, ihr Beitrag macht diesen Track so unheimlich, wie er sein sollte, haha. Hye Yung ist Philips Freundin, also war die Zusammenarbeit mit ihr kein Problem, nachdem Philip es vorgeschlagen hatte. Mit Yves war es übrigens dasselbe.
Es war ziemlich cool zu sehen, dass viele andere Leute Sachen zu unserem Album beigetragen haben. Das machte die Erfahrung gleich noch ein Stück intensiver.

Wie gedenkt ihr das ganze live umzusetzen? Musst du am Keyboard dann deren Parts auch übernehmen?
(Ardek) Ja, ich werde die Parts, die sie bei „A Strange Presence Near The Woods“ gespielt haben, mit meinem Keyboard übernehmen. Bei Live-Auftritten will ich am liebsten alles selbst spielen. Ich weiß, dass das sehr schwer, teilweise sogar unmöglich ist, aber ich will es wirklich so. Im Augenblick probe ich mit einem neuen Setup, das aus drei Keyboards besteht. Und es funktioniert gut. Ich bin sehr froh, dass ich fast alles live spielen kann, ich will nämlich zu der Energie, die bei einem Live-Gig freigesetzt wird, beitragen, anstatt nur irgend einen IPod laufen zu lassen.

(Seregor) Ich habe auf dem Album auch mehr Riffs, als ich live spielen kann. Ich werde immer das Haupt-Ding spielen. Bass und Keyboard können mich dabei unterstützen, so dass es wie auf dem Album klingt. Es ist nötig, das zu spielen, was man auf der CD macht. Aber andererseits musst du bedenken, dass live immer eine andere Sache ist, als wenn du tatsächlich das Album hörst. Bei Shows muss es spektakulär sein. Man muss eben eine gute Ballance halten.

Gibt’s noch eine besonders erzählenswerte Anekdote aus dem Studioalltag, die du hier noch loswerden möchtest?
(Seregor) Nun… Die hier ist gut: Nachdem ich mit den Gitarrenaufnahmen fertig geworden war und Patrick das Studio für den Rest des Tages geschlossen hatte, dachte ich, es wäre Zeit zu feiern. Ich nahm Namtar und Ardek mit zu einer Bar in Karlsruhe, wo eigentlich nur richtige Säufer hingingen. Verdammt! Die Nacht ist dermaßen schief gelaufen! Wir haben bis zum Umfallen gesuffen. Als wir dann die Bar verließe, kam uns der Wirt hinterher gerannt. Wir haben echt alles vergessen… Jacken, Brieftaschen und so weiter. Aber die Kerle waren ehrlich. Naja, zu der Zeit konnte ich nicht mehr laufen. Wir mussten nur zwei Straßen weit. Die Jungs schleppten mich bis dahin. Dann mussten wir noch zwei Stockwerke hoch, also warfen sie mich in den Fahrstuhl und drückten den Knopf für’s zweite Stockwerk. Als die Türen wieder aufgingen, standen sie wieder da und lachten sich halb tot. Sie haben mich an den Beinen gepackt und mich in unser Apartment gezerrt. Heheh. Das war lustig.

Leiten wir doch mal über zum Album selbst. „Lammendam“ heißt es und es erzählt eine Geistergeschichte. Die habe ich im Review schon versucht für die Leser zusammen zu fassen, aber ich weiß nicht, wie erfolgreich ich da war. Aber jetzt können sie’s ja noch mal brühwarm vom Experten hören. Also, bitte sag uns, worum geht’s auf eurem Album?
(Seregor) Lammendam ist der Name eines verwunschenen Ortes in den Wäldern in den Niederlanden (Schinveld). Vor langer Zeit gab es dort ein Schloss, auf dem ein junges, hübsches Mädchen lebte. Zur Zeit der französischen Revolution hieß der Ort übrigens „De Leiffartshof“. Sie hatte eine Beziehung mit zwei jungen Männern, die voneinander nichts wussten. Irgendwann fanden sie es aber raus und in einer Vollmondnacht stand das Schloss in Flammen. Das Mädchen verbrannte und nie fand man heraus, wer es eigentlich tat.
Seitdem sahen manche Menschen eine weiße Erscheinung, die über die Felder und durch die Wälder wandert. Leute verschwanden in den Marschen und Wäldern. Vor allem die französischen Farmer weigerten sich, bei Sonnenuntergang zu arbeiten. Sie sprachen von einer Erscheinung namens „La madame blanche“. Die weiße Dame. Dieser französische Ausdruck wurde von den Holländern zu „De Lammendam“ verändert.Es ist eine ziemlich unbekannte Geschichte. Aber den Bruggraben des Schlosses kann man immer noch im Wald sehen. Er ist ein paar Meilen von meinem Zuhause entfernt. Also ein sehr persönliches Konzept.

Kannst du dich noch daran erinnern, wann du zum allerersten Mal von der Legende des „weißen Geistes“ gehört hast? Wie hast du dich damals gefühlt?
(Seregor) Ja! Es war lange bevor ich angefangen habe, Black und Death Metal zu hören. Ich war etwa 12 Jahre alt, als ich von Lammendam hörte. Ein dunkler Ort, wo einmal ein Schloss stand und wo keine Vögel singen. Als ich 17 war, begann ich nach diesem Ort zu suchen. Ich fand ihn, indem ich die älteren Männer im Dorf fragte. Man muss das Auto im Dorf parken und etwa 15 Minuten lang über die Felder laufen. Dann kommst du zu einem Wald und nach kurzer Zeit bist du da. Zu der Zeit fand ich die Sache mit der weißen Dame heraus. Also kam ich da an und ein mulmiges Gefühl beschlich mich. Man sieht eigentlich nur einen alten, vergessenen, sumpfigen Burggraben. Aber der Ort hat eine sehr mystische, deprimierende, vergängliche Atmosphäre. Sogar heute schaue ich ständig über die Schulter, wenn ich da bin. Darum ist mir dieser Ort so wichtig. Er ist dunkel und vergessen. Darüber wurde nicht geschrieben und die Leute besuchen ihn nicht. Ich fand sogar mal ein paar Hexenkreise da. Kreise aus Ästen, die von Leuten gemacht wurden, die Hexerei praktizieren. Ich hab drei Kreise in der Mitte des Lammendam gefunden. Ein größerer, zwei kleinere. Sie hatten jeweils eine Öffnung, an der irgend jemand den Kreis betritt. Dann schließt man ihn, um gewisse Geister fern zu halten. Orte wie Lammendam werden oft für solche Sachen benutzen. Das ganze erinnert mich ein wenig an „Blair Witch Project“.

(Ardek) Das erste Mal, dass ich von Lammendam hörte, war im Jahre 2000, wenn ich mich recht entsinne. Damals kaufte ich die erste Demo-CD der Band „Inger Indolia“, bei der Seregor Bass spielte und sang. Wir kannten uns damals noch nicht. Der erste Track der CD (die „Hexed Forgotten Sanctuaries“ hieß) trug den Namen „The Saga Of The Lammendam“. Seregor hat die Geschichte schon in diesem Song verwendet. Ein faszinierendes Lied. Ich mochte es, obwohl die Soundqualität schlecht war.
Kurz darauf traf ich Dennis (Seregor) bei einer Probe. Ein oder zwei Jahre später erfuhr ich, dass er Inger Indolia verlassen hatte, also rief ich ihn an und fragte, ob er bei meiner Band als Sänger einsteigen wollte (wir waren damals auf der Suche nach einem).
Zu der Zeit brauchte er eine kleine Auszeit von der Musikszene und das tat er auch. Später trat er wieder Inger Indolia bei und konzentrierte sich jetzt hauptsächlich auf den Gesang. Dann trafen wir uns 2003 wieder, als wir zusammen bei der Band „Vaultage“ spielten. Zu der Zeit erklärte er mir die Saga der Lammendam genauer. Ich erinnere mich, dass ich es erstaunlich fand, dass es eine echte Legende war, nicht von irgendwo anders oder nur Fantasy. Es passierte (oder vielleicht auch nicht) ganz in der Nähe von Seregors Heimat. Wenn ich also zurückdenke, dann ist Lammendam wohl ein ziemlich dicker roter Faden, der sich durch unsere Zusammenarbeit zieht. Dass unser Debut die Lammendam-Geschichte verwendet ist eine logische Entscheidung, andererseits aber auch die Krönung all dessen, was wir vorher gemacht haben.

War euch von vorneherein klar, dass euer Debutalbum ein Konzeptalbum mit diesem Thema werden würde oder hat sich das in der Phase des Songwritings erst herauskristalisiert?
(Seregor) Schon von Anfang an haben Carach Angren für jeden Release ein eigenes Konzept verwendet. Unsere ersten beiden M-CDs drehen sich ebenfalls um zwei verschiedene Geistergeschichten. Bei meiner ersten Band Inger Indolia (RIP) schrieb ich schon einen Song, der „The Lammendam Song“ hieß. Irgendwann nach unserer zweiten M-CD „Ethereal Veiled Existence“ entschieden wir also, Lammendam die komplette verdiente Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Also kann man sagen, dass es von Anfang an klar war, ja.

Wo wir gerade dabei sind, wie lief das Songwriting denn überhaupt ab? Habt ihr alles zu dritt gemacht oder hatte einer von euch das Ruder in der Hand?
(Ardek) Wir arbeiten beim Schreibprozess immer zusammen, aber ich bin wohl der Hauptsongwriter. Ich erschaffe meistens keyboard- oder orchesterorientierte Ideen, kombiniert mit Drumtracks. Normalerweise verwenden wir das als Grundgerüst eines Songs und entwickeln dann eine besser definierte Struktur, sobald die Gitarren und spezifischere Drums dazu kommen. Am Ende geben die Vocals dann den letzten Schliff dazu. Auf diese Weise sind schon unsere bisherigen drei Aufnahmen entstanden. Es funktioniert perfekt und wir drei mögen es so. Jeder von uns hat einen eigenen Bereich in der Band, es hat sich irgendwie so ergeben.

Woran genau habt ihr euch bei den Texten orientiert? Gibt es niedergeschriebene Berichte über den „weißen Geist“, die ihr in eure Songs eingewoben habt?
(Seregor) Es gibt einem älteren Mann, der im Dorf in der Nähe von Lammendam lebt. Er hält die Erzählung ein wenig am Leben, indem er Artikel für lokale Zeitungen schreibt. Aber genaugenommen weiß er das alles nur von seinem Großvater (ich hab mich mal mit ihm darüber unterhalten). Davon abgesehen weiß ich das alles nur vom Hörensagen. Es gibt nur die Geschichten von ein paar älteren Männern, die behaupten, den Geist in der Nacht gesehen zu haben.

Die Frage kann ich mir nicht verkneifen: Hat einer von euch schon mal den Geist selbst gesehen oder kennt ihr jemanden, dem die weiße Frau erschienen ist?
(Seregor) Hehe. Nein, keiner von uns hat sie bisher gesehen. Ein alter, verwirrter Farmer lebte mal in dem Dorf. Er hat komisches Zeug über Lammendam erzählt und hat sich nie dicht an den Ort heran getraut. Man sagt, dass er sie mal gesehen hätte. Jetzt fängt er Fliegen in der Irrenanstalt. Wir haben immer noch vor, mal eine Nacht in Lammendam zu verbringen. Ein Zelt, ein kleines Lagerfeuer, eine Schaufel, Bier und große Überlebensmesser, hahah. Vielleicht treffen wir sie ja.

Wie sieht’s mit euren musikalischen Einflüssen aus? Hört ihr solche Musik auch privat?
(Ardek) Ich glaube, unsere Faszination für die Geschichten, die wir gerne erzählen, treibt unsere Vorstellungskraft voran und sorgt damit für konkrete Ideen, was die Musik von Carach Angren betrifft. Natürlich mögen wir alle Metal, besonders Black Metal, avantgardistische Formen des Metals, aber auch klassische Musik, Soundtracks und Bands, die gar nichts mit Metal oder Rock zu tun haben, haha. Ich weiß, dass wir drei nicht gerade besonders passionierte Musikhörer sind. Wir hören Musik, aber nicht so extrem, wie das manch andere Menschen tun.

In manchen Reviews, die ich gelesen habe, wurdet ihr mit früheren „Dimmu Borgir“ oder „Cradle Of Filth“ verglichen, ich persönlich fühlte mich eher an die morbide, burleske Atmosphäre von neueren „Morgul“ erinnert. Was sagst du, wer hat recht?
(Ardek) Haha, ich weiß nicht, seiner Meinung nach hat wohl jeder Recht. Ich kenn mich mit Morgul nicht so gut aus. Ich hab mal ein paar Songs gehört, weil ich gemerkt habe, dass die Leute uns öfter miteinander vergleichen. Ich glaube, dass Morgul nicht so hektisch sind, wie unsere Musik.
Ich weiß, dass die Leute uns gerne mit beispielsweise den Bands vergleichen, die du genannt hast. Und in gewisser Weise ist das cool. Aber manchmal finde ich diese Vergleiche ein wenig flach oder sinnlos. Ich weiß nicht, was dieses Symphonic oder Melodic Black Metal Genre an sich hat. Ich glaube, Black Metal und Keyboards werden von manchen Leuten immer noch als eine sehr kontroverse Sache angesehen und da ist es sicherer, einfach schnelle und „sichere“ Vergleiche anzustellen. Auf gewisse Weise kann man uns sicher mit Dimmu Borgir vergleichen, aber ich denke, wir verwenden unsere Instrumente auf andere Art und Weise. Wir mögen melodische, dramatische Gitarrenlinien in unseren Songstrukturen, kombiniert mit detailierten und mehrstufigen Orchester- bzw. Keyboardarrangements. Ich sage immer, dass Seregor seine Gitarre mehr wie ein Piano spielt (deswegen die bestimmten Intervalle und melodischen Strukturen in manchen Gitarrenparts, der lange in „Phobic Shadows And Moonlit Meadows“ zum Beispiel). Wir mögen die Art und Weise, wie wir an Songkonstruktionen herangehen und wir wollen das in Zukunft noch mehr ausbauen. Also genug mit den Vergleichen für den Augenblick, haha.

Gerade durch den Keyboardeinsatz und Seregors vielschichtigen Gesang baut sich meiner Meinung nach eine sehr düstere Atmosphäre auf, die mich irgendwie an einen „Karneval aus der Hölle“ erinnert. War das eure Intention, als ihr die Lieder geschrieben habt?
(Ardek) Danke! Das ist eine coole Art, um unser Zeug zu beschreiben. Unsere Intention beim Schreiben des Materials für das Album war, die Leute damit wirklich zu treffen. Ihnen eine emotionale Erfahrung zu liefern. Das kann wohl Angst oder Wut oder einfach nur ein Nervenkitzel oder etwas in der Art sein. Wir wollen, dass unsere Zuhörer sich die Geschichte vorstellen können und sie damit wirklich „erleben“, wie ein Horrorfilm oder ein Theaterstück. Das kann Musik meiner Meinung nach leisten, sie kann dir zu deiner persönlichen Erfahrung Bilder dazu geben, ohne sie dir tatsächlich vor die Nase zu halten. Also wenn die Atmosphäre dich an einen höllischen Karneval erinnert, dann funktioniert es wohl, haha.

Bei der Promo schien es ein paar Unklarheiten mit der Trackliste zu geben, also sei mir nicht böse, wenn ich jetzt was falsches sage. Bei „Phobic Shadows And Moonlit Meadows“, zumindest falls ich mich nicht täusche, singst du, Seregor, ein paar Zeilen in deutscher Sprache. Wie kamt ihr auf die Idee, das einzubauen?
(Seregor) Ja, du hast recht. „Phobic Shadows And Moonlit Meadows“ ist der Song mit dem deutschen Part. Der Legende nach gab es zwei junge Männer, die die weiße Dame liebten. Der eine war Holländer (Heeringhof). Der andere kam aus Deutschland (Högenbusch), genau auf der anderen Seite der Grenze. Darum wollte ich gerne ein paar finstere deutsche Worte für den Song benutzen. Bei „The Carriage Wheel Murder“ benutze ich ein paar holländische Worte. Und „Le Malédiction De La Dame Blanche“ hat einen französischen Part, den Philip Breuer beigesteuert hat. Er schreit auch ein paar Worte bei dem Song. Eine großartige Bereicherung.

Spricht denn einer von euch tatsächlich Deutsch?
(Seregor) Ja, wir alle verstehen Deutsch. Und wir sprechen auch ein paar Worte. Kein Problem. Wir sind in der Nähe der Grenze aufgewachsen.

Das Cover der CD gefällt mir ziemlich gut. Das Auge mit dem sich darin spiegelnden Geist… Wem gehört das Auge denn? Auf den ersten Blick würde ich ja auf einen Wolf oder ähnliches tippen…
(Seregor) Freut mich, dass es dir gefällt! Es ist das Auge eines Pferdes. Als die weiße Dame der Legende nach verbrannte, wußte niemand, wer das Schloss angezündet hatte. Aber ein Jahr später starb der holländische Junge unter mysteriösen Umständen. Er war mit seinem Pferd und einem Wagen unterwegs. Irgendwie fiel er und ein Wagenrad zertrümmerte ihm den Schädel. Eine Woche später ritt der deutsche Farmersohn mit seinem schwarzen Pferd aus und sprang über einen Bach. Auch er fiel und brach sich das Genick. Das Pferd wurde kurz darauf erschossen. Tiere spüren die nahende Dunkelheit. Wir fanden, dass es eine gute Idee wäre, das Auge eines Pferdes zu benutzen. Einfach auf den Punkt gebracht.

Wer zeichnete sich denn für das Coverartwork verantwortlich? Und seid ihr persönlich zufrieden mit dem Ergebnis?
(Seregor) Das Artwork wurde von Erik Wijnands (http://www.negakinu.com/) und mir erschaffen. Ich kenne Erik von Inger Indolia, wo er Keyboard gespielt hat. Er verfolgte dann eine Karriere als Photograph. Die Artworks für die vorigen M-CDs hab ich selbst entworfen. Erik hat schon gute Fotos von uns gemacht. Er besitzt profesionelles Equipment. Also haben wir ihn hinzugezogen. Wir haben lange Nächte über das Artwork gebrütet. Nur wir zwei. Ich hatte die Ideen und Erik entschied, ob das möglich wäre und ob es realistisch aussehen würde. Wir haben viel dabei gelernt. Und wir hatten verdammt viel Spaß und können es kaum erwarten, das zu wiederholen. Ja, wir sind sehr zufrieden.

Jetzt wo die CD draußen ist, werdet ihr ja sicher auch vermehrt mit dem neuen Material auf Tour gehen. Aber auf euren letzten Gigs habt ihr auch schon davon gespielt. Wie kam die Geschichte der „Lammendam“ live an?
(Ardek) Im Augenblick proben wir ziemlich hart, damit die Präsentation unserer CD (16. May @ Dynamo Rock & Metal Café, Eindhoven, Niederlande) ein Erfolg wird. Das ist ziemlich aufregend und wir wollen die ganze CD live spielen! Ich muss zugeben, dass es ziemlich schwierig ist, alles live zu spielen, aber tatsächlich funktioniert es großartig. Ich habe mein Live-Keyboard etwas aufgestockt und ich kann es kaum erwarten, den ganzen Kram live zu spielen. Ehrlich gesagt, ich habe die ganzen Keyboard- und Orchesterparts damals entworfen, indem ich sie tatsächlich gespielt habe, also brauchen sie meiner Meinung nach diesen „live touch“. Was die anderen Beiden angeht: Die sind einzigartige Talente. Namtar hat im Studio schon unglaubliche Arbeit abgeliefertt und bei Auftritten bläst er sowieso immer alles weg. Und Seregor kann gleichzeitig Gitarre spielen und singen, als ob es nichts wäre. Das einzige, was ich da noch zu sagen kann, ist folgendes: Komm‘ einfach und schau’s dir an :)

Das ist ja vor allem bei Konzeptalben eine schwierige Frage, weil die CD ja eigentlich ein Gesamtkunstwerk ist. Wie macht ihr das bei euren künftigen Auftritten? Was werdet ihr spielen?
(Ardek) Haha, das hab ich ja gerade selbst erwähnt. Aber ja, wir wollen was Besonderes abliefern, indem wir das ganze Album in der gleichen Reihenfolge, wie auf der CD spielen. Wir haben auch noch ein paar kleine Überraschungen in die Show eingearbeitet. Haha, also noch mal: Komm‘ und schau’s an.

Live spielt ihr ja in verstärktem Lineup mit Bassist Brynmor. Wie kommt’s, dass er kein festes Bandmitglied ist?
(Ardek) Um ehrlich zu sein, wir haben vor kurzem aufgehört, mit Brynmor zusammen zu arbeiten. Wir wollten ihn nur als Live-Bassisten dabei haben, weil Carach Angren, unserer Meinung nach, eine dreiköpfige Band ist. Wir sind glücklich damit, wie die Sache im Augenblick für uns läuft. Und wir wollen die Band nicht mit einem permanenten vierten Mitglied vergrößern. Natürlich kann sich das in Zukunft ändern, aber so sieht’s im Augenblick nun mal aus. Mit Brynmor lief es nicht so, wie wir wollten, als haben wir uns entschieden, die Zusammenarbeit zu beenden. Im Augenblick versuchen wir, eine Lösung bezüglich der anstehenden Live-Performances zu finden. Wir reden mit ein paar möglichen anderen Kandidaten, aber im Augenblick kann ich noch nichts bestätigen.

(Seregor) Carach Angren haben sich entschlossen, ohne Bass weiter zu machen. Wir konnten einfach bislang niemanden finden, der sowohl musikalisch als auch menschlich dazu gepasst hätte. Von Anfang an haben wir Gigs ohne einen Bassisten gespielt. Manche Leute vermissten das, manchen gefällt es ohne Bass. Wir haben Brynmor eine Chance gegeben und wir haben gemerkt, dass es schwer ist, die richtige Person für diese Position zu finden. Besonders jetzt, wenn alles so schnell geht. Im Augenblick machen Carach Angren eben ohne Bassisten weiter. Wir werden immer nur drei bleiben. Wenn jemand dazu kommt, um Bass zu spielen, dann wird er nur Session- bzw. Livemusiker für Carach Angren sein. Live werden wir das Ganze wohl so lösen, dass wir die Click Tracks zusammen mit vorher aufgenommenen Bass-Parts abspielen. Die Einzige Konsequenz ist, dass dann nur drei Geister auf der Bühne stehen. Aber hey, jede Entscheidung, die wir Bezüglich Carach Angren treffen, treffen wir nur, um unseren Zielen näher zu kommen.

Sucht ihr für die Zukunft nach einem Bassisten als festes Bestandteil der Band oder seit ihr mit der Arbeit zu dritt zufrieden?
(Seregor) Ja, wie ich bereits sagte. Als Trio. Wir nennen uns selbst das „Dreieck“. Im Augenblick müssen wir all unsere Energie auf die anstehenden Gigs und die Promotion konzentrieren. Wir müssten wohl durch die Hölle gehen, um den Richtigen zu finden, der zu uns passt. Also machen wir besser so weiter. Vielleicht finden wir ja nie einen festen Bassisten.

Wo wird man euch denn in Zukunft live bestaunen können? Kommt ihr auch mal hier in Deutschland vorbei und werdet ihr vielleicht sogar im nächsten Jahr mal auf einem der großen deutschen Sommerfestivals zu sehen sein?
(Seregor) Im Augenblick stehen drei Gigs in Deutschland an. Niederkrüchten (13. Juni), Köln (15. Juni) und Oberhausen (21. Juni). Desweiteren sind zwei Auftritte in Holland geplant. Und bislang keine großen deutschen Sommerfestivals. Ich hofe, das ändert sich bald.

Was ist euch denn allgemein lieber? Große Bühne unter freiem Himmel oder kleiner Club mit intimerer Atmosphäre?
(Seregor) Für mich macht es keinen Unterschied. Bislang sind wir es gewohnt, in kleineren Clubs mit finsterer Atmosphäre zu spielen. Ich denke, wenn man die richtige Bühnenaufmachung (Flaggen etc.) und den richtigen Sound und Beleuchtung hat, dann kann man auch auf einer großen Bühne eine gute Show abliefern. Wenn man als Band wächst, dann muss man auch auf der Bühne wachsen. Und wenn man auf größeren Bühnen spielt, dann muss man auch sein Material eweitern. Mir gefällt beides. In kleineren Clubs ist man dem Publikum näher. Das gefällt uns auch.

Gut, dann schwenken wir doch noch mal zu ein paar allgemeineren Fragen. Wie viele Bands heutzutage betreibt ihr ja sowohl eine Webseite als auch ein Myspace-Profil. Wie wichtig schätzt du das Internet für die Entwicklung und Verbreitung von Bands im Allgemeinen und von „Carach Angren“ im Speziellen ein?
(Ardek) Schwierige Frage. Man könnte sagen, dass Filesharing einer Band hilft, bekannter zu werden, aber ich denke, dass Webservices wie „Myspace“ in dieser Hinsicht eigentlich ausreichend sind. Ich persönlich höre immer bei Myspace in eine Band rein, ehe ich mir Zeug von ihnen kaufe. Wenn ich ein oder zwei Songs von ihrem Album höre, dann gibt mir das normalerweise einen guten Eindruck, ob ich es kaufen sollte. Schlussendlich können wir als Musiker nur dann existieren, wenn die Leute unsere Alben kaufen. Wenn sie also ausschließlich Musik runterladen, dann ist das eine schlechte Sache. Was ich wirklich, wirklich hasse ist, wenn Alben Wochen vor ihrem eigentlichen Erscheinungsdatum im Internet auftauchen. Ist mit unserem Album auch passiert. Das heißt, dass Leute, die für Zeitschriften arbeiten, die kostenlosen Promo-CDs, die sie bekommen, hochladen. Das ist meiner Meinung nach eine wirklich traurige Sache. Andererseits bin ich realistisch genug, um zu sagen, dass ich die Leute sowieso nicht davon abhalten kann.

Das Internet birgt natürlich auch gefahren, vor allem für kleinere Bands. Siehst du eure Existenz durch Filesharing bedroht? Oder siehst du vielleicht sogar Vorteile darin?
(Seregor) Ich denke, dass die Leute wegen der Möglichkeit des Filesharings weniger Alben kaufen. Andererseits kann man auf diese Art und Weise mehr Publicity über das Internet bekommen. Aber es ist scheiße, wenn irgend etwas schon vor dem Release auftaucht, ja. Wenn die Musik gut genug ist, dann schafft man es trotzdem. Man kann diese Prozesse nicht aufhalten. Also passen wir uns eben an. Es gibt immer Vorteile.

Wie geht’s nun weiter mit „Carach Angren“? Große Europatour? Oder schreibt ihr vielleicht sogar schon am nächsten Album? Was steht an?
(Ardek) Eine große Tour wäre natürlich großartig! Wir haben noch keine konkreten Pläne, aber wir wollen viele Gigs spielen, um unser Album zu promoten, also konzentrieren wir uns im Augenblick darauf. Der Songwriting-Prozess ist bei Carach Angren konstant, also haben wir jetzt schon neues Material, neue Ideen, aber es wird sich wohl zeigen, was wir als nächstes tun. Wir wollen wohl mit dem Geister-Konzept weitermachen. Wir denken schon darüber nach, als nächstes etwas mit dem Thema „Wasser“ zu machen. Das klingt vielleicht etwas vage, aber dabei wollen wir es an diesem Punkt wohl erst mal belassen, haha. :)

Wenn ich mal ganz frech fragen darf: Habt ihr euch vielleicht schon eine neue Story ausgeguckt, auf der euer nächstes Album basieren wird?
(Seregor) Nein, noch nicht. Aber wie Ardek schon sagte, es wird wohl etwas mit Wasser zu tun haben.

Wir sind schon fast am Ende… Traditionell schließen wir bei Metal1 mit einem „Wortspiel“. Ich werfe dir ein paar Wörter zu und du sagst einfach, was dir als erstes dazu einfällt. Fertig?

(Seregor)
Kräuterzahnpasta? – Erfüllt ihren Zweck
Olympische Spiele in China? – Pfffff
Frau Antje? – Ich weiß nicht. Ist sie fickbar oder eine alte Schlampe? :D
Marihuana? – Das ist mein Land!
Norwegischer Black Metal? – Black Metal aus einem Land namens Norwegen
Epilierer? – Nein, lasst es wachsen
Ninjas? – Hhahah ja. Es gibt da etwas Deutsches, was ich immer sage. „Wie einem ninja!!!!“ Das ist immer dann, wenn alles großartig läuft, so wie ich es mag. Hahha.
Metal1.info? – Großartig!

Ardek, Seregor, ich danke euch für das Interview. Ich wünsche euch und Namtar viel Erfolg mit eurer Platte, ihr habt ihn auf jeden Fall verdient. Die letzten Worte gehören euch.
(Carach Angren) Vielen Dank für das coole Interview. Es hat spaß gemacht die Fragen zu beantworten.
Hail!

Geschrieben am von Metal1.info

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