Review Foscor – Les Irreals Versions

Die eigene Musik neu auszurichten, geht für die jeweiligen Bands in den meisten Fällen mit einem gewissen Risiko einher. Schließlich wird es wohl nur den wenigsten komplett egal sein, ob sie damit ihre Fans verscheuchen und die Kritiker auf den Plan rufen. Für FOSCOR hat sich der stilistische Kurswechsel zuletzt jedoch definitiv ausgezahlt. Indem die Katalanen ihre Black-Metal-Einflüsse auf „Les Irreals Visions“ größtenteils in die Vergangenheit verbannt haben, ist es den Dark-Metallern gelungen, einen markanten und eigenständigen Sound zu kreieren. Dennoch war auf dem besagten Album offenbar noch nicht alles gesagt, denn bloß ein Jahr später veröffentlicht das Trio mit „Les Irreals Versions“ neu überarbeitete Fassungen einiger Songs der besagten Platte.

Die Hinwendung zu ätherischeren Soundgefügen, die FOSCOR auf „Les Irreals Visions“ vermeintlich bereits abgeschlossen hatten, treiben die Iberer auf dem Remix-Album auf die Spitze. Mit Metal hat selbst die Alternativ-Version von „L.amor.t“, dessen Original auf der letzten Black-Metal-Platte („Those Horrors Wither“) der Band zu finden war, kaum noch etwas zu tun. Stilistisch sind die neu arrangierten und aufgenommenen Songs am ehesten als Post-Rock mit einem Schuss Ambient einzuordnen, weshalb sie selbst mithilfe der weitestgehend 1:1 übernommenen Gesangslinien kaum wiederzuerkennen sind.

Die Befürchtung, FOSCOR hätten aus dem Erfolg ihres Season-Of-Mist-Debüts mit möglichst wenig Aufwand noch mehr Kapital schlagen wollen, erscheint unbegründet. Man darf also davon ausgehen, dass das Trio tatsächlich nur darauf abgezielt hat, den eigenen Stücken weitere Facetten zu entlocken – was der Band auf „Les Irreals Versions“ durchaus gelungen ist. Indem die Südwesteuropäer die kräftigen Riffs und Drums auf Songs wie „Instants“ oder „Altars“ gegen Clean-Gitarren, Piano und dezente Perkussionen ausgetauscht haben, ist es ihnen gelungen, die geisterhafte Stimmung, die insbesondere der Gesang schon auf den ursprünglichen Stücken vermittelte, deutlicher hervorzukehren.

Dass sich FOSCOR dennoch nicht selbst übertroffen haben, ist eigentlich nur den Songstrukturen geschuldet, die doch nicht ganz darüber hinwegtäuschen können, dass es sich nicht um eigenständige Neukompositionen handelt. Folglich machen die Variationen zum Teil einen etwas unfertigen Eindruck – als Beispiel seien etwa die hintergründigen, subtil unheilvollen Tremolo-Melodien genannt, die ob ihres allzu glatten Klangs etwas zu bieder daherkommen.

Die eigentliche Herausforderung, der sich eine Band, die sich selbst covert, zu stellen hat, ist, den überarbeiteten Versionen ein unabhängiges Eigenleben zu schenken. Diese Aufgabe haben FOSCOR auf „Les Irreals Versions“ leider nicht ganz gemeistert. Doch obwohl es allzu offensichtlich ist, dass die Originale von „Les Irreals Visions“ ihren „unwirklichen Versionen“ weiterhin überlegen sind, haben FOSCOR mit ihrem Ausflug in die ungreifbaren Sphären des Post-Rock und des Ambient keineswegs eine Bruchlandung hingelegt. Am Einfallsreichtum und an der akustischen Qualität scheitert es hier überhaupt nicht, den Aufbau der Tracks hätte man jedoch besser mit der andersartigen Stilrichtung in Einklang bringen können.

Wertung: 6.5 / 10

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