Review Marilyn Manson – Antichrist Superstar

Heute ist MARILYN MANSON längst im Mainstream angekommen. Den Grundstein dafür legte der Schockrocker bereits früh in seiner Karriere, genauer im Jahr 1996: War sein Album-Debüt „Portrait Of An American Family“ noch ein Underground-Release eines No-Name-Künstlers gewesen, krönt sich MARILYN MANSON bereits mit seinem zweiten Werk zum „Antichrist Superstar“. Und das nicht unberechtigt, ist das gleichnamige Studioalbum doch nichts weniger als der Grundstein der vielleicht stärksten Album-Trilogie in der Rock-Geschichte.

Gemessen an seinen stilistisch klar definierten Nachfolgern „Mechanical Animals“ und „Holy Wood“ ist „Antichrist Superstar“ noch vergleichsweise roh, ungeschliffen und direkt, wie schon der Einstieg mit einer Live-Aufnahme („Irresponsable Hate Anthem“) erahnen lässt. Auch wenn gleich an Stelle zwei mit dem rockig-groovenden „The Beautiful People“ einer der größten Hits folgt, die MARILYN MANSON bis dato geschrieben hat, bleibt der erste Eindruck über die Spielzeit von einer guten Stunde bestehen: MANSON singt sich seine ungefilterte Verachtung gegenüber Politik, Religion und Gesellschaft von der Seele – sowohl textlich als auch stimmlich auf seine bereits damals unverkennbare, ureigene Art mal subtil, mal plakativ.

In drei Akte und einen Epilog eingeteilt und mit autobiographischen Aspekten nur so gespickt, offenbart sich auf „Antichrist Superstar“ in den Texten bereits MANSONs Liebe zum Konzept. Musikalisch hingegen wirkt „Antichrist Superstar“ noch weit weniger streng durchgeplant als Teil zwei und drei der invertiert konzipierten Trilogie, deren Abschluss „Antichrist Superstar“ somit, als erstes der drei Alben, eigentlich darstellt: Experimentelle Instrumentierungen mit Mellotron (gespielt von Produzent Trent Reznor) oder Panflöte (gespielt von Brian Warner selbst) tragen dazu ebenso bei wie die Zusammenarbeit mit dem Nine-Inch-Nails-Boss in Sachen Produktion. Die Genialität des MARILYN MANSON als Komponist, Sänger und Künstler ist unüberhörbar – was dem Album jedoch im Vergleich zu seinen Nachfolgern noch fehlt, ist die klare Struktur, die beispielsweise zur unübertreffbar dichten Atmosphäre von „Holy Wood“ führt.

So fällt „Antichrist Superstar“ zwar düsterer aus als alle anderen MANSON-Alben davor und danach, kann dem Hörer dabei aber den einen oder anderen schwächeren Song wie beispielsweise „Deformography“ oder „Angel With Scrabbed Wings“ nicht verheimlichen und klingt alles in allem sehr heterogen, um nicht zu sagen: durchwachsen. Das kann man kritisieren – oder man erkennt an, dass MANSON mit diesem teils wirren, teils auf den Punkt gebrachten Rock-Album genau den Geist der Zeit getroffen hat – nicht grundlos wurde „Antichrist Superstar“ zu einem der prägenden Metal-Alben in den Mitt-90ern.

Ein Grundstein muss keine architektonische Meisterleistung sein, um seine Aufgabe zu erfüllen. Mit „Antichrist Superstar“ tritt MARILYN MANSON etwas los, ohne das er auch mit „Mechanical Animals“ oder „Holy Wood“ nie diesen Erfolg gehabt hätte: Er etabliert sich als Kunstfigur, als Schwiegermutterschreck und auf der so legendären wie kontrovers diskutierten „Dead To The World Tour“ als genialer Entertainer. Rein musikalisch betrachtet erreicht MARILYN MANSON mit „Antichrist Superstar“ jedoch noch nicht das schwindelerregend hohe Niveau, auf dem sich die beiden Nachfolger bewegen.

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Wertung: 8.5 / 10

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