Review My Dying Bride – A Map Of All Our Failures

  • Label: Peaceville
  • Veröffentlicht: 2012
  • Spielart: Doom Metal

Ja, ja, ja, MY DYING BRIDE zählen schon irgendwie zu meinen Jugendhelden und da ich inzwischen schon locker auf Mitte 30 zumarschiere, kann sich jeder ausrechnen, welche Alben der Briten es waren, die mich damals begeisterten. Seit dem ließ ich natürlich keine CD aus, befand die Musik spätestens nach „A Light At The End Of The World“ als etwas zu sehr auf Depristimmung getrimmt.

Dazu kamen Kritikpunkte, die man wohlwollend als Abnutzungserscheinung, eigentlich aber als Qualitätsverlust bezeichnen muss. Lange Epen mit seichten Melodien und einem irgendwie immer gleich Gesang begannen zunehmend zu langweilen. Nun, Phasen der nachlassenden Kreativität hatten auch andere Bands schon und gerade im Musikbusiness wird die alte Weisheit „They never come back“ häufig außer Kraft gesetzt. Man ahnt somit schon, wohin die Reise geht, denn richtig: „A Map Of All Our Failures“ überzeugt durchaus.
Dieses Vorwissen ist durchaus wichtig, denn eines gestehen uns Stainthorpe und Co auch mit dem zwölften Album nicht zu und dies ist Eingängigkeit. Hier haben sie in gewisser Weise Glück, andere Bands würde man vermutlich nach zwei- oder dreimaligem Durchhören ausknipsen und als Fehlproduktion abstempeln, hier weiß man aber, dass es sich lohnt, zumindest eine zweistellige Durchlaufzahl zu erreichen und dann offenbart die Platte die Qualitäten, die man in sie gebannt hat. Das Zauberwort heißt diesmal tatsächlich Abwechslung, monierte ich schon einleitend die mit den Jahren aufgekommene Langeweile aufgrund stets erfüllter Erwartungen, was Songwriting und Atmosphäre angeht. Letztere ist natürlich gleich geblieben, diese KANN sich gar nicht ändern, aber beim Songwriting hat man sich dieses Mal wirklich vorgenommen, mit Überraschungen aufzuwarten. Kaum ein Lied klingt wie das andere, die beinahe einzige Gemeinsamkeit besteht wohl in der wie immer epischen Ausrichtung, welche sich in erster Linie in der Songlänge rund um acht Minuten manifestiert. So sind beispielsweise der Opener und auch „Hail Odysseus“ phasenweise richtig hart, schnell und aggressiv, andererseits bietet „Like A Perpetual Funeral“ dem Titel entsprechend alle Melancholie auf, die man von der Insel so kennt. Dazu hat man das richtige Einsatzgebiet von coolen Geigenparts und mächtigen Orgelwänden wiederentdeckt, man fühlt sich teilweise mitten ins goldene Jahr 1996 zurückkatapultiert, aber möglicherweise ist „Like Gods Of The Sun“ ja auch gar nicht jedermanns Lieblingsalbum.
Wie auch immer, rein musikalisch machen die Jungs dieses Mal ausgesprochen viel richtig, ein klitzekleines bisschen stoße ich mich aber immer am Gesang. Bei Nick Cave finde ich den narrativen Stil irgendwie immer supercool, bei MY DYING BRIDE ist aber in jedem Fall besser anzuhören, wenn Stainthorpe richtig singt, anstatt wie ein Mittelding aus Erzähler und Sänger daherzukommen. Aber dies ist natürlich vor allem deshalb ein Stilmittel, weil man sich in der Situation sieht, den Hörern auch noch eine textliche Message mitgeben zu müssen. Hier hat man nichts dazugelernt, die Themen sind altbekannt, altbacken und irgendwie auch in einer traditionellen Sparte wie dem Metal überholt, näher muss man da wohl nicht drauf eingehen.

Eine Karte all ihres Versagens ist das neue Album wahrlich nicht geworden. In meinen Ohren kehren die Briten qualitativ dahin zurück, wo sie Anfang des Jahrtausends ein wenig falsch abgebogen sind. Wie es die Verehrer der letzten Alben sehen, lässt sich dabei schwer beurteilen, vielleicht mögen sie „A Map Of All Our Failures“ entsprechend nicht, ein Antesten würde ich aber in jedem Fall empfehlen, wie auch allen anderen, die die Band vor allem in den 90ern lieben lernten und allen, die sich zumindest mit dem Gedanken herumschlagen, sich einmal mit düsterer Musik gehobener Qualität auseinander zu setzen.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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