Review My Dying Bride – Macabre Cabaret (EP)

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2020
  • Spielart: Doom Metal

Im Umgang mit der Coronapandemie sind Menschen in den verschiedensten Lebensbereichen vor die Herausforderung gestellt, schwierige Abwägungen zu treffen – den einen richtigen Weg scheint es dabei in vielen Fällen nicht zu geben. Während etwa viele Musiker die Veröffentlichungstermine ihrer Alben aus finanziellen Überlegungen heraus verschoben haben, nutzen andere die tourfreie Zeit umso mehr, um neue Musik herauszubringen oder zumindest zu schreiben. So haben die Death/Doom-Vorreiter MY DYING BRIDE schon ein gutes halbes Jahr nach ihrer zuletzt erschienenen Platte „The Ghost Of Orion“ mit „Macabre Cabaret“ eine weitere Veröffentlichung am Start – mag es sich dabei auch bloß um eine drei Songs umfassende EP handeln.

Im Gegensatz zu den seltenen Beispielen von Minialben wie Nocte Obductas „Stille“ (2003), die einen Wendepunkt im Schaffen einer Band markieren, ist „Macabre Cabaret“, salopp ausgedrückt, schlicht eine nette Dreingabe für zwischendurch – nicht mehr und nicht weniger. Wie üblich stellen MY DYING BRIDE auf der EP schleppende Gitarren und Drums sowie Aaron Stainthorpes trübsinnigen Klargesang in den Vordergrund der relativ ausgedehnten Tracks.

Im zehnminütigen Titelsong wirkt die Band beim Durchexerzieren ihres Standardrepertoires zwar noch etwas lustlos, die ominöse Orgel und das wundersame Piano lassen aber doch eine halbwegs eindrückliche Atmosphäre aufkommen. „A Secret Kiss“ macht hingegen vor allem mit seinen finster röhrenden Gitarren und Stainthorpes an passender Stelle eingeworfenen, rohen Growls auf sich aufmerksam.

Mit „A Purse Of Gold And Stars“ beschließen MY DYING BRIDE die EP dann auf sogar für ihre Verhältnisse schwülstige Weise: Hier lassen die Briten ganz von ihrem Metal-Grundgerüst ab und lassen anfangs noch zaghafte, berührend melancholische Pianotöne, später hingegen leider etwas zu pompöse Keyboards und Drums an dessen Stelle treten. Auch Stainthorpes teilnahmslos wirkendes Spoken-Word-Gezeter macht die Abschlussnummer zu einem eher pathetischen Versatzstück. Mögen MY DYING BRIDE sich in den drei Tracks in Sachen Performance und Songwriting auch nicht gerade in Höchstform präsentieren, so gibt es zumindest an der klaren, angemessen kräftigen Produktion nichts zu bemängeln.

Alles in allem ist „Macabre Cabaret“ eine recht solide, aber nicht besonders markante Veröffentlichung. Während MY DYING BRIDE in den ersten beiden Tracks auf mehr oder minder stimmige Weise Dienst nach Vorschrift leisten, übertreibt die Band es im unkonventionelleren dritten Stück ein wenig mit dem Pathos. Wer das nächste Album überhaupt nicht mehr erwarten kann, sollte sich mit der EP einigermaßen gut bei Laune halten können. Kritisch betrachtet erreichen MY DYING BRIDE auf dem Kurzalbum jedoch sicherlich keinen neuen künstlerischen Höhepunkt – vielmehr scheinen die Briten hier schlicht pragmatische Resteverwertung betrieben zu haben.

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